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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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Griff.«
    »Tja, aber jetzt ist er eben nur noch ein Stock. Na und, letzten Herbst ist mir genau dasselbe mit den ganzen Messern passiert.«
    »Das ist nicht der Service, den ich gewohnt bin«, spuckte das Walross. »Ich erwarte eine Entschuldigung! Und eine Erklärung! Und einen Ersatzlöffel!«
    »Wir haben aber nur noch Gabeln«, erwiderte Lettie und schaute seufzend auf die Stöcke und den nach allen Seiten verspritzten Tee. Das alles aufzuwischen würde furchtbar viel Arbeit werden, von einer Erklärung ganz zu schweigen.
    »Also, wo bleibt die Entschuldigung? Und die Erklärung?«, grummelte das Walross.
    Aber Lettie hörte gar nicht richtig hin. Stirnrunzelnd sah sie die Stöcke an und schüttelte den Kopf. »So schnell ging die Verwandlung noch nie vonstatten«, sagte sie. »Warum das diesmal wohl so war?«
    »Hat bestimmt an dem Jungen gelegen«, sagte der Schneehändler. Sofort waren alle Augen auf ihn gerichtet.
    »An mir?«, sagte Noah.
    Der Schneehändler kicherte. »Du hast sie doch hergebracht.«
    »Aber ich hab nichts mit ihnen angestellt!«, protestierte Noah.
    Da fiel es Lettie wie Schuppen von den Augen. »Natürlich nicht! Es lag an deinem Stängel!«
    »Na endlich kommst du drauf«, sagte der Schneehändler. »Er hat die Löffel zu nah an seinen Stängel gehalten. Und da haben sich die Löffel daran erinnert, dass sie selber auch mal Zweige waren.«
    »Deswegen ist es so plötzlich passiert«, sagte Lettie. »Ich wusste nicht, dass so was geht.«
    Sie musste sofort an Periwinkle denken und nahm sich vor, ihn vorerst in der Küche zu behalten. Zumindest so lange, bis sie eine Möglichkeit fand, zu verhindern, dass er sich auf Schieferdächer setzte. Am Ende verwandelte er sich dadurch auf der Stelle in Stein!
    »Tut mir leid, dass ich deine Löffel kaputtgemacht habe, Lettie«, sagte Noah schuldbewusst.
    »Macht nichts. Das passiert halt. Meine Mutter hat die Löffel erschaffen, so wie sie das ganze Gasthaus erschaffen hat: durch Alchemie. Das ganze Besteck stammt aus ihrem Kessel.«
    »Verstehe«, sagte das Walross.
    »Ist eine lange Geschichte«, seufzte Lettie. »Eine jahrelange.«
    »Um Mitternacht wird der Äther seine Wirkung endgültig verlieren und das Zimmer erwärmt sich wieder«, verkündete der Schneehändler und schaute auf die Zeiger der Uhr, die sich auf die Zwölf zuschoben.
    »Erzähl uns die Geschichte, Lettie«, bat Noah. »Wenn sie uns zehn Minuten lang von der Eiseskälte ablenken kann, ist es bestimmt eine wunderbare Geschichte.«
    »Also gut«, ließ Lettie sich breitschlagen. »Aber ihr müsst gut zuhören und dürft mich nicht unterbrechen. Ich kenne die Geschichte von meinem Vater. Er hat sie mir immer und immer wieder erzählt. Ich wünschte, er wäre hier, denn er kann sie viel besser erzählen. Ich wiederhole nur seine Worte.«
    Und dann begann sie die Geschichte aus ihrem Gedächtnis hervorzuholen, als zöge sie einen Eimer Wasser aus dem Brunnen hoch. Am Anfang kamen ihr die Worte ihres Vaters nur verschwommen in den Sinn, aber mit der Zeit wurden sie immer klarer. Irgendwann war Lettie, als könne sie ihn regelrecht in ihrem Kopf hören. Es war die Stimme ihres Vaters, wie sie ihn vor langer Zeit gekannt hatte. Ihr Vater, wie er an ihrem Bett gesessen und ihr von ihrer unglaublichen Mutter erzählt hatte, ihrer Mutter, die irgendwann zurückkommen würde, irgendwann, jederzeit …
    Schon lange hatte Letties Vater ihr keine Geschichten mehr erzählt. Und schon lange hatte er nicht mehr gesagt, dass ihre Mutter irgendwann zurückkommen würde.
    Hör auf zu jammern und fang an zu erzählen, Lettie Peppercorn.
    »Die Geschichte beginnt mit einem Mädchen, das sich einfach nicht entscheiden konnte«, sagte Lettie. »Ihr Name ist Teresa. Und sie ist meine Mutter.«

7. Kapitel
    Die Erschaffung des Gasthauses Zum Schimmel

    Teresa verliebte sich, jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Und immer in denselben Jungen: Er wohnte in der Gossengasse und flickte Fischernetze für sechs Pence pro Tag. Er trug eine Fliege und stotterte. Jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag kam er abends um sechs zu Teresas Haus und brachte Blumen.
    Ab und zu gingen der Junge und Teresa in ein Wirtshaus, wo er bis tief in die Nacht Bier trank und sie Apfelsaft. Dann suchten sie ganz Tauschdorf nach einem Fleckchen Sternenhimmel zwischen all den Wolken ab. Dort setzten sie sich darunter und der Junge fragte: »Da-d-darf ich dich küssen?«, und Teresa antwortete: »Ja, Henry, aber mach

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