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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Treidler spürte jede einzelne Minute. Sie schienen Ewigkeiten zu dauern, während das Funkgerät an Brenners Gürtel stumm blieb. Bald trug keiner der Beamten mehr eine Schutzweste. Treidler schlenderte einige Male ziellos auf der Rastanlage umher, nur um Minuten später wieder beim weinroten Kleinbus anzukommen. Etwas Abwechslung brachten lediglich der Kaffee und eine Grillwurst in der Raststätte.
    Mit dem Ende des Tages leerte sich die Rastanlage allmählich. Die Dämmerung schob zaghaft, aber beharrlich die Nacht vor sich her und machte Platz für eine honigfarbene Mondsichel. Ohne die wärmenden Sonnenstrahlen konnte sich die angenehme Temperatur vom Tage nicht lange halten. Es wurde schnell kühler. Treidler blickte den Autos nach, die sich im Strahl ihrer Scheinwerfer auf den Parkplatz tasteten. Sie tauchten die Umgebung in ein diffuses Licht. Trotzdem nahm der Lärm auf der Autobahn nebenan nicht ab. Wie ein Teppich lag das Geräusch der vorbeirauschenden Fahrzeuge über allem. Es kam ihm vor, als ob die Dunkelheit den Krach noch verstärkte.
    Einige Zeit später, die Präzisionsschützen befanden sich schon auf ihren Positionen, verschwand Melchior in ihrem Dienstwagen. Angeblich wollte sie telefonieren, aber wahrscheinlich wollte sie sich nur aufwärmen. Auch Treidler nervte die Warterei zusehends. Er ließ sich auf den Einstiegsschweller des Kleinbusses nieder und starrte in die Dunkelheit. Um überhaupt etwas zu tun, zerknitterte er den leer getrunkenen Plastikbecher in seiner Hand.
    Plötzlich erblickte er Paschl, der aus Richtung der Raststätte auf den Kleinbus zumarschierte, als befände er sich auf einem Ausflug. Auf den Kerl hätte er jetzt gerne verzichtet.
    »Was machen Sie hier?« Treidler gab sich keine Mühe, seinen Ärger zu verbergen. »Wir hatten eine Abmachung: Der Einsatz läuft ohne BKA ab.«
    »Ich weiß«, entgegnete Paschl.
    »Und warum sind Sie dann hier?« Treidler erhob sich von seinem Platz und stellte sich ihm in den Weg.
    »Das ist quasi eine Art Beobachtermission.« Paschl lächelte sein falsches Lächeln. Er baute sich vor Treidler auf und verschränkte die Arme.
    »Eine Art Beobachtermission?« Auch Treidler verschränkte jetzt die Arme und fixierte Paschl. »Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?«
    Paschl hob die Hände zu einer entschuldigenden Geste. »Ich trage nicht einmal eine Waffe.«
    »Das ist mir egal. Ich will trotzdem nicht, dass Sie sich hier herumtreiben.«
    »Und wenn ich Ihnen verspreche, dass ich nicht eingreife und auch Ihre Kompetenzen nicht in Frage stelle?«
    »Verdammt, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie Sie mir auf den Sack gehen. Wie lange muss ich das noch aushalten?«
    »Nicht mehr lange. Morgen fährt mein Zug. Dann sind Sie mich los.«
    Unterhalb Paschls Achseln registrierte Treidler eine kleine Ausbuchtung. Als er ihn auf die Beule ansprechen wollte, bemerkte er schräg hinter ihm eine dunkel gekleidete Gestalt. Auf halbem Weg zur Tankstelle tauchte sie neben einem weißen Audi auf und schlenderte in Richtung Raststätte. Auch auf den zweiten Blick fand Treidler nichts Auffälliges an dem Mann. Aber dennoch gab es etwas, das ihn störte – nein, nicht direkt störte, ihm eher ein seltsames Gefühl in seiner Magengegend verursachte.
    Paschl redete auf ihn ein, ohne dass Treidler die Worte registrierte. Die schmächtige Gestalt würde bald aus seinem Blickfeld verschwunden sein. Kannte er den Mann? Bilder und Beschreibungen aus der Verbrecherkartei tauchten vor seinem geistigen Auge auf und verschwanden wieder: Körpergröße, Kopfform, Haarlängen. Im Geiste blätterte er einen Karteikasten durch, und es war nur eine Frage der Zeit, wann er den Gesuchten fand. Verdammt, wenn er doch nur das Gesicht sehen könnte. Treidler wandte sich von Paschl ab und ging dem schmächtigen Mann nach.
    Da blieb der Mann stehen und hob den Kopf. Er schaute nach links und rechts, als ob er sich vergewissern wollte, dass ihm niemand folgte. Gerade noch rechtzeitig konnte sich Treidler hinter die Ladefläche eines Lastwagens drücken. Nach einem Moment spähte er um die Ecke. Der Lichtkegel eines vorbeifahrenden Autos huschte über die Gestalt und half ihm, die Gesichtszüge zu erkennen: keine Besonderheiten – ein Allerweltsgesicht. Seine Sinne mussten sich getäuscht haben. Er kannte den Mann nicht.
    Schon wollte sich Treidler abwenden und zurück zum Kleinbus gehen, als der Verfolgte seinen Schritt wieder beschleunigte. Doch nun steuerte er auf den Parkplatz

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