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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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hinter der Tankstelle zu. Die Art, wie er sich bewegte, war kraftvoll und geschmeidig zugleich. Geschmeidig wie eine Katze. Kowalskis Worte klangen in Treidler nach. Markovic.
    Obwohl der Mann keine Koteletten trug, gab es keinen Zweifel. Iceman hatte seinen Killer losgelassen. Und dieser kaltblütige Auftragsmörder, der Dutzende Menschen auf dem Gewissen hatte, befand jetzt nur wenige Meter vor ihm. Obwohl er ihn erwartet, ihn sogar hierherbestellt hatte, fuhr Treidler ein eisiger Schauer über seinen Rücken.
    Er blickte zurück. Zwischen ihm und dem Kleinbus lagen mehr als zweihundert Meter. Bis er mit dem SEK zur Stelle war, konnte Markovic längst verschwunden sein. Und eine zweite Chance bekamen sie nicht. Treidler schaute hoch zum Dach der Rastanlage. Die Präzisionsschützen würden ihn hoffentlich schützen. Er trat hinter dem Lastwagen vor und folgte Markovic.
    Der marschierte schnurstracks auf den Opel Kadett zu, dessen vorderer Teil mit der Motorhaube in der Dunkelheit verschwand. Und jetzt bemerkte Treidler auch, dass der Mann sein rechtes Bein beim Gehen nicht ganz durchstreckte. Er hinkte kaum merklich. Treidler verringerte den Abstand weiter. Als Markovic unvermittelt stehen blieb, sprang Treidler im letzten Augenblick hinter einem Lieferwagen in Deckung. Er drückte sich an das schmutzige Blech und spähte hervor.
    Markovic sah sich um, griff in seinen Mantel und förderte eine langläufige Waffe zutage.
    Kleinkaliber mit verlängertem Lauf und Schalldämpfer. Falls Treidler vorhin noch gehofft hatte, gefahrlos die Verhaftung hinter sich zu bringen, so schwand beim Anblick der Waffe sein Optimismus. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Hecktüren des Lieferwagens und atmete ein paarmal durch, um seinen hämmernden Puls unter Kontrolle zu bekommen. Wenn er jetzt einen Fehler machte, war er tot. Markovic würde nicht zögern und sofort auf ihn feuern.
    Kein SEK -Beamter weit und breit. Treidler fluchte leise vor sich hin. Die Sekunden verrannen und mit ihnen die Aussicht, den Mann zu überwältigen. Er zog seine Pistole aus dem Holster, entsicherte die Waffe und lud die erste Patrone in den Lauf.
    Abermals spähte er zu Markovic, der inzwischen beinahe die Fahrertür des Opels erreicht hatte. Treidler holte tief Luft und rannte los.
    Keine fünfzig Meter bis zum Parkplatz. Schnell näherte er sich von rechts hinten. Treidler sah die blonde Puppe auf dem Fahrersitz. Es sah aus, als ob jemand im Wagen schliefe. Markovic hingegen konnte ihn weder sehen noch seine Schritte im Lärm der nahen Autobahn hören. Immerhin ein Vorteil für ihn. Vielleicht sogar der entscheidende.
    Markovic griff nach der Tür, riss sie auf und zielte mit der Waffe auf die blonde Puppe. Es gab keinen Schussknall. Nur am Zucken seines Handgelenks konnte Treidler erkennen, dass Markovic überhaupt abgedrückt hatte.
    Der beugte sich ins Innere des Fahrzeugs. Treidler zielte, doch er wartete, bis sein Kopf wieder auftauchte. Die Überraschung, auf eine Puppe geschossen zu haben, musste auch für einen Profi beträchtlich sein. Und genau diesen Augenblick wollte Treidler ausnutzen.
    Sekunden später kam Markovic hoch und wollte sich umdrehen. Treidler richtete die Waffe genau auf seinen Kopf. »Kriminalpolizei Rottweil – keine Bewegung oder ich schieße!«
    Noch mit dem Rücken zu ihm erstarrte Markovic. Treidler kam es so vor, als ob er sogar mit Atmen aufgehört hatte.
    Single-Action-Abzug , schossen ihm Dorflers Worte durch den Kopf: Für jeden Schuss musste der Hahn von Hand gespannt werden. Markovics Arm wanderte nach vorne.
    »Legen Sie die Waffe auf den Boden!« Treidler fluchte innerlich. »Ganz langsam!« Wo waren diese verdammten Scharfschützen? Sie müssten doch Markovic sehen. Und ihn, so nah an der Wand?
    Markovic reagierte nicht.
    »Waffe weg! Jetzt – verflucht noch mal!« Treidler hielt die Luft an. Unter keinen Umständen durfte Markovic den Hahn seiner Waffe spannen.
    Endlich ließ Markovic den Arm fallen. Er ging zögernd in die Hocke und legte seine Pistole neben sich auf den Boden.
    Eine Welle der Erleichterung durchfuhr Treidler, als Markovic mit erhobenen Händen hochkam. Tief atmete er die kühle Nachtluft ein und befahl: »Zwei Schritte nach rechts und umdrehen!«
    Nichts geschah. Nach einer gefühlten Ewigkeit machte Markovic zwei kleine Schritte zur Seite. Dort verharrte er einen Moment. Zögernd drehte er sich um. Langsam hob er den Kopf. Auf seiner Stirn stand eine senkrechte Falte. Er blickte auf

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