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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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noch die Waffe. Der Mann wischte ein paar Trümmerteile ab. Als ob nichts gewesen wäre, stapfte er durch den Gemüsematsch auf dem Boden und blieb vor dem Motorrad stehen. Er wandte sich um, und zum ersten Mal sah Treidler in sein Gesicht. Er hatte die Lippen fest zusammengepresst und die Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
    Treidler rannte los, Melchior folgte ihm. Sie hasteten über Kisten, Treppenstufen und Gemüsestücken bergauf. Aus den Augenwinkeln sah Treidler, dass der Blonde nach dem Lenker des Motorrades griff. Er hob die Maschine an, zog sie aus den Trümmerteilen und setzte sich auf die Sitzbank. Was seinem Komplizen zugestoßen war, schien ihn nicht im Geringsten zu interessieren.
    Sicher würde der Blonde gleich wieder absteigen und sie zu Fuß verfolgen. Das Chaos, das sie angerichtet hatten, war zu groß, und der Markt zu voll, als dass eine Geländemaschine ihn überqueren konnte. Treidler warf einen Blick zurück. In der Fußgängerzone rannten die Menschen überall durcheinander, Fahrräder und Einkaufskörbe lagen auf dem Boden, und ein weiterer Verkaufsstand war in sich zusammengebrochen. Doch der Blonde hatte die Waffe in die linke Hand genommen und raste mit dem Motorrad auf das Schwarze Tor zu.
    Treidler tauchte in den mächtigen Schatten des Tores, durchquerte es und presste sich blitzschnell an die dunklen Steine der rückwärtigen Mauer. Melchior machte es ihm auf der anderen Seite nach. Er suchte ihren Blick, nickte zum Tor hin, Melchior hob kurz die Hand. An dieser Stelle würden sie den Blonden stoppen.
    Das Motorengeräusch schwoll an. Treidler spähte um die Ecke, und tatsächlich, die Geländemaschine kam direkt auf das Tor zu. Der dumpfer werdende Klang des Motors kündigte an, dass ihr Verfolger den Eingang erreicht hatte. Treidler zählte gut sichtbar für Melchior mit den Fingern bis drei. Dann sprang er aus seiner Deckung hervor.
    Keine Sekunde zu früh. Das Vorderrad befand sich schon am Torausgang.
    Treidler schlug mit der Faust zu, während Melchior dem Motorrad einen Fußtritt verpasste. Beide Schläge fanden ihr Ziel. Für einen winzigen Moment sah er in das erstaunte Gesicht des Blonden. Dann konnte sich der Mann nicht mehr halten. Er fiel von der Sitzbank und schlug mit dem Kopf auf die Pflastersteine. Das Motorrad schoss wie eine Rakete weiter und kippte erst nach einigen Metern mit lautem Knall zu Boden.
    Treidler und Melchior rannten weiter. Noch immer konnten sie nicht sicher sein, dass der Blonde die Verfolgung nicht erneut aufnehmen würde. Am nahen Taxistand stiegen sie in das erstbeste Taxi und baten den Fahrer, einfach loszufahren. Erst Minuten später kam Treidler wieder zu Atem.
    »Wissen Sie, was mich an dem ganzen Fall am meisten stört?« Treidler saß bei einem kühlen Mineralwasser im Gastraum von Melchiors Frühstückspension.
    Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich unentwegt durch die zerzausten Haare.
    »Die Rolle des BKA . Die haben eine Akte von diesem Markovic, und niemand weiß etwas davon.« Treidler spürte jeden Knochen in seinem Körper, als läge ein Boxkampf hinter ihm. Vorhin im Spiegel hatte er gesehen, dass sein Gesicht von Schrammen und Kratzern überzogen war, die vermutlich von den Asphaltsplittern stammten. Auf Höhe des rechten Knies klaffte ein Loch in seiner Hose, und auf der Jacke hing ölig grauer Staub.
    »Das haben geheime Akten so an sich.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aus diesem Grund haben wohl auch keine der Fingerspuren aus dem Auto zu Markovic geführt. Aber das sollten unsere Kriminaltechniker noch mal überprüfen.«
    »Geben Sie mir doch mal die Akte.« Treidler musste an Edgar denken, der die Übergabe der Akte vermutlich mit seinem Leben bezahlt hatte.
    »Sollten wir nicht mit Petersen telefonieren?« Melchior nahm den losen Abschlussbericht aus der roten Mappe und schob den Rest über den Tisch.
    Treidler schüttelte den Kopf. »Später vielleicht.« Zuerst wollte er sich ein Bild von diesem Goran Markovic machen. Und dann würde er ihn zur Fahndung ausschreiben. Und zwar ohne lange mit Petersen, Winkler oder gar Paschl zu diskutieren.
    »Ich schaue mir solange Edgars Bericht an.« Melchior lehnte sich zurück und begann zu lesen.
    Treidler klappte die Akte auf und nahm sich den Lebenslauf von Goran Markovic vor. Schon alleine dafür hatte sich das Treffen mit Edgar gelohnt. Sie verfügten über den echten Namen, ein Bild und die Lebensgeschichte des Mörders von Adam Lewandowski. Er blätterte weiter. Die

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