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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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Geländemaschine raste vom Kapellenhof über die Hochbrücktorstraße direkt auf den Wochenmarkt zu. Treidler erkannte die eng anliegende schwarze Lederjacke des Fahrers. Hinter den weißen Streifen am Ärmel ragte ein weiterer Arm mit einer Pistole in der Hand hervor. Er musste nicht genauer hinschauen. Es war eine Browning Halbautomatik.
    »Wir müssen hier weg, schnell.« Treidler packte Melchior am Arm und rannte los.
    Die nach Westen ansteigende Obere Hauptstraße, an deren Ende das Schwarze Tor lag, schien ihm kein geeigneter Fluchtweg. Ihre Verfolger würden sich kaum vom Treiben auf dem Wochenmarkt aufhalten lassen und würden einfach weiterfahren. Eine Gefahr für die unzähligen Menschen. Er musste mit Melchior in einer der Gassen rechts oder links der Fußgängerzone verschwinden.
    Wie jeden Mittwoch und Samstag hatten die Händler ihre Marktstände dicht an dicht vor den traufseitig stehenden Bürgerhäusern aufgereiht. Lediglich an wenigen Stellen unterbrachen die Stühle und Tische der angrenzenden Cafés die beinahe geradlinige Anordnung. In dem Bereich zwischen den Ständen versperrten Treppenstufen, Sitzbänke und Nischen, aber auch Kisten oder anderes Verpackungsmaterial den Weg. Zum Glück. Ein Motorrad würde hier noch weniger durchkommen als Fußgänger.
    Melchior zeigte nach rechts zu einer Stelle, wo sich zwischen einem Verkaufsfahrzeug für Wurstwaren und einem Stand mit Bodenseeobst eine größere Lücke auftat. Offenbar hatte sie den gleichen Gedanken wie Treidler. Sie rannte zu der Lücke, und Treidler folgte ihr quer über die Fußgängerzone. Dabei rempelte er bestimmt ein halbes Dutzend Menschen an und erntete böse Flüche und Verwünschungen. Gerade noch rechtzeitig konnte er einer älteren Frau mit einem Fahrrad ausweichen. Unbeschadet erreichten sie schließlich die gegenüberliegende Reihe und fanden sich hinter dem Obststand wieder.
    »Nur einen Augenblick.« Treidler rang mit offenem Mund um Atem. Die Flucht vor dem Motorrad durch die Gassen hatte seine Kondition arg beansprucht. Und jetzt noch diese verdammte steile Straße hoch zum Schwarzen Tor. Er hatte sie schon immer gehasst.
    Von seiner Position aus konnte er nicht erkennen, wo genau sich das Motorrad befand. Der Fahrer nahm immer wieder Gas weg, um dann erneut zu beschleunigen. Mehr war in der Geräuschkulisse nicht zu hören. Auch ihre Verfolger schienen nur mit Mühe voranzukommen. Schreie und Flüche gellten über den Markt. Doch bald übertönte die Geländemaschine alle anderen Geräusche. Augenblicke später sprangen die Menschen auseinander. Eine jüngere Frau ließ die volle Einkaufstasche fallen und zog ihre beiden Kinder zwischen zwei Anhänger. Eine Gruppe von Menschen, die vor einem Käsestand anstanden, rannte sich gegenseitig um, andere trampelten über sie hinweg. Kinder weinten. Ein Mann schrie nach seiner Frau.
    In Windeseile leerte sich der Eingangsbereich des Wochenmarktes. Genau dort stand das Motorrad. Der Fahrer drehte unentwegt am Gasgriff, während sein blonder Sozius mit der Waffe in der Gegend herumzeigte. Das Motorrad fuhr los. Der Fahrer stellte sich auf die Fußrasten, streckte den Hals und suchte die Umgebung ab.
    Hoffentlich bot der Obststand zumindest noch für eine Weile Schutz vor den Blicken ihrer Verfolger. Doch da riss der Fahrer schon den Kopf herum. Als sich in seinem Visier der Marktstand spiegelte, wusste Treidler, dass sie entdeckt worden waren. Die Geländemaschine beschleunigte. Das Vorderrad hob vom Boden ab, und das Motorrad machte einen Satz nach vorne. Treidler sah sich um. Wohin sollten sie jetzt noch flüchten?
    Doch statt vorwärtszuschießen, kam das Motorrad auf den Pflastersteinen ins Schlingern. Wie auf Schmierseife schlitterte die schwere Maschine auf einen Gemüsestand zu. Mit einem explosionsartigen Knall schlug das Hinterrad eine Haltestütze ab, und der Marktstand brach in sich zusammen. Tomaten, Gurken, Salatköpfe und anderes Grünzeug flogen im hohen Bogen durch die Luft und prasselten auf die Straße. Schnell bildete sich auf den Pflastersteinen ein Gemisch aus zermatschtem Gemüse und Trümmerteilen.
    Der Motor der Geländemaschine tuckerte weiter vor sich hin. Der Blonde hing mehr oder weniger weich in einem Berg von Kartons, doch den Fahrer hatte es offenbar schwerer erwischt. Er lag regungslos unter einem schweren Holzständer, halb verdeckt von der dunkelgrünen Dachplane.
    Da rührte sich der Blonde. Er kam hoch. Mit der rechten Hand umklammerte er immer

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