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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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erscholl.
    »Die deutsche Pädagogengruppe wird gebeten, den Ausgang vier zu benutzen. Dort erwartet sie ein bereitstehender Bus.«
    Während die sonore Damenstimme den Text wiederholte, kam Leben in die eingeschüchterte Gruppe.
    Ich blieb einige Schritte zurück und steuerte eine Telefonzelle an, die hinter einem Mauervorsprung stand.
    Erst als die Lehrerinnen und Lehrer meinen Blicken entschwunden waren, verließ ich das muffige Versteck, betrat die Halle, näherte mich einem Auskunftsschalter und wartete dort, ohne die neugierigen Blicke der Bedienung wahrzunehmen.
    Niemand kümmerte sich um mich, und ich spielte mit dem Gedanken, mir auf eigene Faust ein Hotel zu suchen.
    Nirgendwo entdeckte ich Typen mit verkniffenen Gesichtern. Keine Ganovenvisage umschlich mich. Hatte man mich vergessen, oder erwartete man von mir den Alleingang?
    Ein gut aussehendes Paar, sauber und adrett gekleidet, schlenderte am Schalter entlang. So, als hätten sie auf meine Entscheidung gewartet, näherte sich mir der junge Mann, die Hand seiner dunkelhaarigen Begleiterin haltend.
    Ihre Gesichter strahlten mich an, als täte es ihnen gut, mich aus einer hilflosen Situation zu befreien.
    »Sie suchen ein Zimmer?«, fragte das hübsche Mädchen.
    »Ja«, antwortete ich. »Nur hatte ich angenommen, man würde mich abholen.«
    »Sie kommen aus Amsterdam?«, fragte der junge Mann, der wie ein Student aussah.
    Ich nickte müde.
    »Dort wohnten Sie im Hotel Uplemur?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete ich und hatte begriffen, dass ich den Faden wieder aufgenommen hatte.
    »Kommen Sie mit uns. Wir kennen ein hübsches Hotel mit Blick auf die Stadt und die Hagia Sophia«, sagte das schöne Mädchen, und ich sah erst jetzt, wie zierlich und klein sie war.
    Sie ließ die Hand ihres Freundes los und hakte sich bei mir ein, als hätte sie einen Onkel vom Flughafen abgeholt.
    »Ich habe in Dortmund ein deutsches Gymnasium besucht und mein Begleiter in Aachen eine Fachoberschule für Technik«, sagte sie lachend.
    »Und nun verdienen Sie sich Geld als Fremdenführerin?«, fragte ich und wollte herausfinden, welche Rolle diese netten jungen Leute in dem Verwirrspiel um Inga und mich einnahmen. Beide schauten sich überrascht an.
    »Es gibt Dinge, die einem zur Aufgabe gemacht werden, weil andere das Sagen haben«, antwortete sie ernst.
    Während wir wie alte Freunde dem Ausgang zwei entgegenschritten, studierte ich die bunten, orientalischen Wandgestaltungen und Werbeplakate, deren Beschriftungen ich nicht entziffern konnte.
    Das Pärchen besaß einen Mercedes und voller Vertrauen nahm ich auf der hinteren Sitzbank Platz.
    Während der langen Fahrt in die Stadt unterhielt mich das Mädchen mit einem Vortrag über Istanbul.
    Der Student fuhr konzentriert und schien uns nicht zuzuhören.
    Immer, wenn ich versteckt nachhakte, wer ihre Auftraggeber seien, hob das Mädchen die Schultern und fuhr fort, mir über ihre Heimatstadt zu erzählen. Im Moment stand mir allerdings nicht der Sinn danach.
    Mehr als ihr Gerede gefielen mir ihre vollen Lippen und ihr langes schwarzes Haar.
    Am liebsten hätte ich beide gefragt, ob sie mir eine Pistole besorgen könnten, und ich hätte großzügig meine Spesendollar dafür gegeben, denn sicher hatten mir die Gangster in Amsterdam, mit denen ich Sekt getrunken hatte, keine Vergnügungsreise zukommen lassen wollen.
    So nett das Pärchen auch aussah, so liebevoll die Schönheit sich auch um mich kümmerte, mir konnte Gefahr aus allen Ecken drohen.
    Ich beobachtete, wie der Student den Wagen über eine hohe Spannbrücke in den dichten Verkehr lenkte, und blickte fasziniert auf die grau-grünen Hügel, vor denen sich Dörfer duckten, während sich ein blaues Meer hinter einer Bucht im Unendlichen zu verlieren schien.
    Auf der anderen Seite der Brücke lugten Minarette vor hohen Kuppelbauten in den blassblauen Himmel.
    Fasziniert blickte ich auf den Verkehr, der sich vor uns auftat. Eselskarren bildeten Hindernisse, und Autos aus aller Herren Länder suchten hupend und blinkend ihren Weg. Trotz roter Ampeln strömten Menschenschwärme über die Fahrbahnen.
    Vor uns saß ein fast in Lumpen gekleideter Mann quer auf seinem Esel und rauchte genüsslich. Es machte ihm und seinem Lasttier nichts aus, dass die Autos ihn hupend umschwirrten.
    In einer mit robusten Pflastersteinen bedeckten Straße hielt der Student seinen Mercedes an. Eine gelbe Sandsteinfassade trug eine bläuliche Neonlichtreklame, die ins Halbdunkel schien. Ich

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