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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Straße an den gelben, blassgrauen Fassaden der verputzten Steinhäuser vorbei. Kleine Läden, von Frauen in schwarzen Tüchern besucht, wechselten nicht ihr Aussehen, nur ihr Sortiment. Es roch nach frischem Brot, Gewürzen und Hammelfleisch.
    An den Tischen eines Straßencafés saßen Männer auf Holzstühlen vor kleinen Holztischen und tranken Tee, rauchten und stierten in den Verkehr.
    Das Rauschen der Autos und Busse, ihr pausenloses Hupen drang zu mir und zeigte an, dass ich mich der Innenstadt näherte.
    Plötzlich befand ich mich mittendrin im Geschiebe und Gedränge einer übervölkerten Straße. Kinder mit geschorenen Köpfen und lustigen Augen lärmten. Fliegende Händler saßen vor Töpfen und Stoffen auf dem Boden. Obst, Gemüse, Honig, Ziegen- und Schafskäse, Milch, selbst Wasserverkäufer trugen ihre Messingkessel auf mageren Rücken.
    Alle wollten sie verkaufen, sehen, gesehen werden und handeln. Hupende Autos suchten sich den Weg an den Händlern entlang, während Esel geduldig ihre Lasten trugen.
    Wuchtig erschien vor kleineren Bauten eine riesige Moschee, während seitlich das alte, große Gebäude des Bahnhofes lag.
    Im Schwarm der Fußgänger überquerte ich den Platz und erreichte die Reihe mit den vielen Verkaufsbuden, die unmittelbar am Ufer des Goldenen Horns lagen.
    Frauen in orientalischen Gewändern trugen Einkaufskörbe, junge Mädchen in Jeans waren auf dem Weg zu den Gymnasien. Angestellte in exakter Sommerkleidung eilten ihren Jobs bei Banken und Versicherungen entgegen.
    Ich wusste, dass in dieser bunten Zeile vor dem Wasser des Bosporus der Kiosk Tistar Rasay stand, in dem eine halbe Dollarnote auf mein Erscheinen wartete. Aber noch konnte ich die Zeit bestimmen, und mir lag daran, zuerst einmal meinen Hunger zu stillen.
    Einige Hundert Meter weiter, neben einem modernen Hochhaus in einer Häuserzusammenballung, standen Korbstühle vor kleinen Holztischen. Ein schnauzbärtiger Ober bediente die wenigen Gäste. Es waren Touristen, wie ihre Fotoausrüstungen verrieten.
    Ich suchte mir einen schattigen Platz unter dem herabgelassenen Baldachin, bestellte das teuerste Breakfast, das in Englisch ausgedruckt war.
    Der Boden unter mir war mit Wasser abgespritzt worden, und die Kühle, die er spendete, war angenehm.
    Aus drei riesigen Boulevards ergoss sich der Verkehr auf den Platz und floss danach wieder in mehreren Richtungen ab. Ich bewunderte einen Polizisten, der einen Tropenhelm trug und mit wilden Armbewegungen Herr der Ordnung blieb und Eselskarren ebenso wie amerikanische Luxuslimousinen und schwere Lastwagen unbeschadet durch das Chaos brachte.
    Brötchen, Fladenschnitten, Butter, Wurst und Käse, dazu eine Kanne bitteren Kaffee nebst Orangensaft mit Eiswürfeln stillten nicht nur meinen Hunger, sondern sie verhalfen mir zu Minuten, in denen ich aller Sorgen ledig war, mich wohl wie ein Abenteurer fühlte, der von allen Pflichten entbunden war.
    Keine bohrenden Fragen ließ ich aufkommen, um meinen Magen endlich einmal das anzubieten, worauf er lange hatte warten müssen.
    Es war bereits kurz vor zwölf Uhr, als ich meine Zeche bezahlte.
    Ich schlenderte dann den Bürgersteig entlang, stand kurz vor der Auslage eines Herrenausstatters, dessen Angebot sich nur an eine kleine Oberschicht richtete. Vertraute Marken, die Krokodile und Hufeisen zu Statussymbolen hatten werden lassen.
    Eine kleine Treppe führte mich zum Bosporus hinab. Kühlend strich der Wind vom Wasser zu mir hoch, und die Luft schmeckte nach Salz. Hinter mir lagen die Häuser und vor mir die Pontonbrücke.
    Unter Zeltläden das gleiche Bild handelnder und feilschender Männer, die Kupfertöpfe und Kessel, handgeknüpfte Teppiche und Schmuck feilboten.
    Vor dem Verkaufsladen des Tistar Rasay befanden sich drehbare Ständer mit bunten Ansichtskarten.
    Ich ließ sie kreisen, entschloss mich für einige Karten, die den Blick wiedergaben, den ich beim Frühstück für immer in mich eingesogen hatte, und trat entschlossen an den Verkaufstresen.
    Drei dunkelhaarige Verkäuferinnen und ein schlanker Türke in mittleren Jahren wurden von den Käufern in Trab gehalten. Umständlich machte ich den Mann auf mich aufmerksam, als ich die Brieftasche aufklappte und den halben Dollarschein sichtbar werden ließ.
    »Camel Filter, three«, sagte ich. Der Verkäufer langte unter den Tisch und zeigte mir die fehlende Seite der Note. Erst dann legte er drei Packungen der gewünschten Zigaretten auf den Tresen. Er fügte die Karten dazu

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