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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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musste ich verdauen. Hatte sie mich erkannt? Oder wollte sie den eigenen Vater in ihr sündiges Nest locken? Das gab mir zu denken.
    Inga war kein dummes Ding vom Lande. Sie war superintelligent, und ich begriff, dass sie eingeweiht worden war in die mir unerklärlichen Verstrickungen und sie mir Zeichen zu ihrem, ja vielleicht zu unserem Sieg gezeigt hatte.
    Es konnte nicht umsonst sein, dass ich geduldig die mir aufgezwungene Rolle spielte. Neue Kräfte stiegen in mir auf, vertrieben meine Ängste und auch das Sodbrennen, das meinen Magen quälte.
    Der Taxifahrer ließ seinen Audi A6 noch über Umwege rollen, wie mir schien, doch schon lange hatte ich das Interesse an seinem Versteckspiel verloren.
    Entspannt nahm ich die Rundfahrt hin, die ich nicht bezahlen musste.
    Mitten in der City, es war am Rembrandtplein, setzte er mich vor einem Taxistand ab. Grußlos fuhr er davon.
    Ein Straßencafé bot sich mit Korbstühlen und blumenreicher Umrandung mit dem Blick auf den Großstadtverkehr an. Die Baldachine waren herabgelassen. Seitlich lag eine kleine Grünanlage. Ich zog es vor, mich ins Innere zurückzuziehen, um im schattigen, mit Teppichen belegten Raum an einem Tisch zu sitzen.
    Beim Ober bestellte ich einen Kaffee, den ich dann mit viel Milch und Zucker wie Nektar genoss.
    Ich musste mich gedanklich auf einen neuen Einsatz vorbereiten. Meine Siegesprämie befand sich nackt in einem Wohnmobil, das auf dem Gelände des Puffs auf Rädern geilen Männern über viele Zufahrtsstraßen einen Genuss ohne Verlust ihrer Anonymität bescherte.
    Rätsel hin, Rätsel her, Inga lebte noch, zwar gefährlich, wie mir schien, und nicht seriös. Sie wartete in der Tat auf ihre Befreiung, und ich nahm mir vor, konsequent den Weg weiterzugehen, selbst wenn ich weiter ins kriminelle Milieu absteigen musste.
    Noch hatte ich etwas Zeit, denn um fünfzehn Uhr erwartete mich, wie auch immer, eine neue Überraschung.

Kapitel 4
     
    Als ich das Café verließ und die Amstelstraat überquerte, zogen kleine Wattewolken über Amsterdam auf. Ein dünner Wind nahm die schwüle Hitze mit.
    Der Taxifahrer grinste, als ich ihm das Hotel Uplemur als das Ziel meiner Reise nannte.
    »Meisjes?«, fragte er und gab sich mit einem Nicken zufrieden.
    Ich gewann Freude an der erneuten Stadtrundfahrt, blickte auf die Uhr und wusste, dass ich pünktlich sein würde.
    Ingas Abstieg in den Sumpf sollte mich vorerst nicht kratzen. Meine Vorstellungen von Moral begannen sich zu ändern. In der kurzen Zeit meiner Anstrengungen, sie ausfindig zu machen und mit ihr zu reden, hatten sich meine Wertvorstellungen total gewandelt.
    In einer Welt, in der Erfolge nur an immensen Geldsummen und teuren Statussymbolen gemessen wurden, hatten die Mittel zum Wohlstand und Glück nur noch für Neider Geltung.
    Der pausbäckige Fahrer wunderte sich, als ich ihn ortskundig in die schmale Gasse dirigierte, ihn bezahlte und ihm großzügig das Wechselgeld überließ.
    »Viel Pläsier«, rief er mir zu und fuhr davon.
    Ich wusste nicht, ob es dieselben Menschen waren, die sich Abwechslung beim Bummel über die Kanterstraat erhofften, oder ob es andere waren, die das heute suchten, was die anderen gestern hier gefunden hatten.
    Ich winkte den Schönen hinter den Scheiben zu, die ihre Nachmittagsschicht begannen.
    Im Hotel saß wieder der starke, tätowierte Mann mit den flatternden Augen. Wortlos reichte er mir den Schlüssel, und ich spürte seinen Blick auf meinem Rücken.
    Meine Hand zitterte leicht, als ich mein Zimmer aufschloss. Die Fenster waren offen, die Vorhänge flatterten in der Zugluft. Das Bett war exakt hergerichtet. Meine Reisetasche fehlte, doch dafür stand eine andere auf dem kleinen runden Tisch. Auch die Sporttasche mit dem Dollarreichtum befand sich nicht mehr in meinem Zimmer.
    Vorsichtig legte ich die Hand auf die elegante Nylontasche. Sie war groß genug, um mit Gepäck für eine mehrtägige Reise gefüllt zu werden.
    Ich hatte Inga gesehen und die Angst vor einer versteckten Bombe verloren.
    Das Siegeszeichen ihrer Finger und ihr Blick fielen mir ein, und mit einem Ruck zog ich den Reißverschluss auf.
    Zwei neue Oberhemden, eines weiß, das andere mit dezentem Karomuster, lagen obenauf. Sie waren unverpackt und ohne Nadelbestückung. Auch der gelbe V-Ausschnitt-Pullover war neu. Es folgten eine leichte Sommerhose, frische Unterwäsche und ein neues Reisenecessaire mit Rasierapparat.
    Für einen Moment hielt ich inne, dachte an Anke, meine verstorbene

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