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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Unternehmen zu dieser Jahreszeit sicher ein leichtes Brot. Doch ich hatte begriffen, dass die wertvolle Fracht schließlich an griechischen, italienischen und afrikanischen Küsten entlang gesteuert werden musste, deren Polizei- und Zollschiffe ihre Hoheitsgewässer streng bewachten.
    Das Bier blubberte in meinem Glas. Misstrauisch begann ich eine weitere Leseart meines Auftrags zu entdecken. Hatte der bisherige Kapitän nicht mehr mitgespielt, sich geweigert, die Fracht in einen europäischen Hafen zu steuern?
    Warum war nicht Barcelona die Endstation der Reise?
    Feliu de Guixols, falls ich den Namen des Reiseziels richtig mitbekommen hatte, konnte nach meinen geografischen Kenntnissen nur ein unbedeutender Fischereihafen sein.
    Die Sache stinkt, stellte ich fest, aber das war nichts Neues. Meine gesamte Reise hatte bisher gestunken. Doch mir war es nicht gegeben, den Rückzug anzutreten. Selbst wenn ich jetzt versuchen würde, den Polizeibehörden von Izmir mein Wissen zu verkaufen, hatte ich weder eine Gewähr dafür, dass sie meiner unheimlichen Geschichte Glauben schenken würden, noch frei waren von Verfilzungen.
    Hinzu kam, dass Inga, meine Tochter, hier in der Türkei zum Opfer werden würde.
    Ich steckte meine Möglichkeiten ab. Sie waren äußerst dürftig. Nach außen musste ich naiv bleiben, den Auftrag annehmen und dabei rücksichtslos meine Chance suchen, den fernen Hafen von Feliu de Guixols unbeschadet zu erreichen.
    »Gott stehe mir bei«, sprach ich leise.
    Über dem Meer lag jetzt die schwarze Dunkelheit, die nur der kleine Leuchtturm mit seinem zuckenden Lichtstrahl durchbrach. Ich heftete meinen Blick auf ihn, schickte ihm ein Prost mit erhobenem Bierglas und sagte mit fester Stimme: »Kapitän Bodo Harms, sei ein ganzer Kerl!«
    Während ich trank, wurde der Lichtstrahl größer, flackerte bläulich, und ich wusste, dass ich nicht alleingelassen wurde.
     
    Zu meiner eigenen Überraschung erwachte ich gut gelaunt, fühlte keine hässlichen Folgen meines übermäßigen Biergenusses, und mir fehlten ebenso Erinnerungen an aufregende Traumszenen. Meine Armbanduhr zeigte zehn Uhr. Ich duschte, zog mich an, warf noch einen Blick auf das im Licht der Sonne flimmernde Marmarameer und verließ mein Zimmer.
    Mir stand Neues bevor, und ich hatte nicht das Gefühl, als schritte ich meinen letzten Stunden entgegen.
    Im Gegenteil, ich freute mich auf das Frühstück, nahm mir vor, mich zu stärken, dass auch mein Körper Kraftreserven bilden konnte.
    Der Kellner wies mir den Weg zu einem kleinen Tisch, der nur für mich gedeckt war. Ich saß in einer Ecke mit dem Blick auf den von Palmen gesäumten Vorgarten, in dem Kakteen ihre exotischen roten Blüten auf mattgrünen Zungenblättern mit drohenden Stacheln paradiesisch zum Leuchten brachten.
    Vor mir an der Wand der Nische strahlte hinter Glas ein Mann von einem pompösen Bild Optimismus aus. Sicher ein Kämpfer der türkischen Geschichte, denn sein wilder Schnurrbart stand auf Sieg. Die übrigen Hotelgäste frühstückten quasi hinter meinem Rücken. Möglicherweise saß unter ihnen einer, dessen Augen prüfend auf mich gerichtet waren.
    Ich hatte und nahm mir Zeit. Nur im überreichlichen Käseangebot unterschied sich das Frühstück von den üblichen. Ziegen- und Schafskäse statt Holländer, dazu die wie Halbmonde geschnittenen saftigen, rötlichen Wassermelonen. Der Kaffee war würzig und kräftig und schmeckte mir erst mit viel Milch.
    Die Tür des Frühstücksraums lag in meinem Blickfeld. Den Gästen, die nach ihrem Frühstück das Hotel aufsuchten, sah ich auf den Rücken, Neuankömmlingen ins Gesicht.
    Nach meiner Uhr war es kurz vor elf. Irgendwer musste also bald in mein Blickfeld geraten und mir Anweisungen überbringen.
    Eine erste heiße Welle, die aus meinem Inneren hochstieg und mir Aufregung bescherte, erfasste mich, als es elf Uhr war. Ich rauchte eine Camel, stierte auf den Eingang und vergaß das paradiesische Rot der Kaktusblüten.
    Sollten die beiden Männer, die mir in der Nacht den Pass abgenommen und mich unter Druck zum Kapitän Bodo Harms gemacht hatten, plötzlich erscheinen, mit Pistolen in den Taschen ihrer Jacken?
    Es wurde elf Uhr sieben. Niemand kümmerte sich um mich.
    Ich trank den Rest Kaffee schwarz und pur. Doch dann fiel mir die Tasse aus der Hand.
    Die Überraschung war perfekt!
    Der Student stand im Eingang, ließ Kaya frei, die sich mit wehenden Haaren meinem Tisch näherte. Wie in Zeitlupe sah ich ihre

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