Letzte Ausfahrt Ostfriesland
Schicksalsgenossin von Inga, meiner Tochter.
Was sollte ich daraus schließen?
»Maschallah«, hatte sie gesagt, und ich übersetzte es frei: Gott möge es gut mit dir meinen! Ich hoffte, dass ihre guten Wünsche mich begleiten würden.
Kapitel 5
Izmir, eine mittlere Handels-, Industrie- und Messestadt, war das Ziel der 35-sitzigen zweimotorigen Turboprop-Maschine.
Ich hatte gelegentlich aus dem Fenster auf die nackten, grauen Felsen geblickt, die nur an Hängen schattenhaftes Grün trugen.
Die Passagiere waren meist Einheimische, die sich auf Geschäftsreisen befanden, und Familien, die sich den Flug in ihre Metropole zusammengespart hatten.
Ich hatte still vor mich hingedöst und wie beim autogenen Training versucht, mich mit Ruhe anzufüllen, um für die Aufgaben bereitzustehen, die auf mich zukommen würden.
Der Flughafen war klein, und ohne jegliche Formalitäten schloss ich mich den Passagieren an.
In der offenen Halle befand sich eine Cafeteria, die von wartenden Menschen besetzt war. Vor der Halle warteten die Taxen.
Der Fahrer nickte, las den Namen des Hotels vom Zettel, den ich ihm hinhielt. Er stellte keine Fragen, wozu auch, ich hätte ihn doch nicht verstanden.
Von Izmir sah ich nur wenig, abgesehen von einer Altstadthauptstraße, durch die sich der Fahrer mit Hupen zwängen musste. Wenig später fuhr das Taxi über eine gewundene Bergstraße und erreichte, nachdem der Fahrer dem Motor fast alles abverlangt hatte, einen Platz, den Palmen einsäumten.
Moderne Verwaltungsgebäude, Banken und Versicherungsbauten, so nahm ich an, eröffneten den modernen Teil der Stadt. In Beeten wuchsen Blumen, deren Farbenpracht bereits von der Dämmerung geschluckt wurde.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir das Hotel. Es war sauber. Vor der Rezeption standen Reisende, die von hübschen Mädchen beraten wurden.
Ich hielt meinen Reisepass bereit, genoss den freundlichen Empfang und füllte meine Anmeldung aus, dirigiert von Blicken aus hübschen dunklen Augen.
»Willkommen, mein Herr«, sagte eines der Mädchen, nachdem ich an der Reihe war. Sie händigte mir den Schlüssel aus.
»Ihr Zimmer ist bereits bezahlt, Sie können im Restaurant noch speisen.«
»Danke«, antwortete ich und schritt über die Treppe zur ersten Etage. Ein Teppichboden schluckte meine Schritte.
Das Zimmer war hervorragend. Dusche und WC, mit dunklem Holz bedeckte Wände, ausgestattet mit Schreibtisch, Tisch und Sessel und einem breiten Bett mit bunter Tagesdecke.
Doch die Krone gehörte dem Blick. Ich öffnete das Fenster und schaute auf das Marmarameer. Ein kleiner Leuchtturm warf fern vom dunklen Wasser seinen Strahl auf die Küste, während sich der Himmel am Horizont von Blau bis hin zum Goldgelb eingefärbt hatte.
Mich bewegte die Frage: Was wollen sie jetzt von mir?
Ich ging zur Tür und verschloss sie.
Ich suchte meine Tochter! Sie lebte! Auch mir war noch kein Haar gekrümmt worden. Worin bestand der Dienst, den ich noch leisten musste oder bereits geleistet haben konnte?
Gut, ich war zum Rauschgiftkurier geworden. Doch das war lange her, wie mir schien, sehr lange!
Ich durchstöberte das Zimmer. Keine Ecke ließ ich aus. Aber nichts. Kein neuer Auftrag, keine frisch gepackte Reisetasche.
Ratlos setzte ich mich aufs Bett und stierte auf den Schreibtisch.
Das Telefon zog mich an. Ich erhob mich, nahm den Hörer und wählte eine Null und eine Eins. Jemand meldete sich mit großem Wortschwall. Ich wartete geduldig. Dann rief ich in den Hörer hysterisch: »Sechs Flaschen Bier! Six bottles of beer!« Ich hängte ein und betrat die Toilette. Sie war penibel sauber. Die Dusche funktionierte. Doch das hatte noch Zeit.
Jemand klopfte an die Tür. Ich ließ den Ober eintreten. Er trug sechs geöffnete Flaschen Dortmunder Pils auf einem Tablett und entdeckte mit entsetzten Blicken, dass ich mich allein im Zimmer befand. Ich nahm ihm ein Glas ab und ließ ihn fünf Gläser wieder mitnehmen.
Ich setzte mich in den Sessel, löschte das Licht und blickte auf den fernen Leuchtturm. Oh, was für ein Genuss! Das süffige, vertraute Bier der Heimat und vor mir das weite Meer.
Der Strahl des Leuchtfeuers kam mir vor wie ein Symbol der Hoffnung. Wann und wo würde meine Mission enden?
Ich trank gierig mein Bier. In diesem Klima schwitzt man weniger als zu Hause im Sommer, da die Luftfeuchtigkeit geringer ist, aber dennoch konnte ich mich über Schweißausbrüche nicht beklagen, sei es, dass innerliche Ängste oder plötzliche
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