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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Glück wegen der erfolgreich übernommenen Rolle als Kapitän Bodo Harms schnell überwand.
    Selbst die bange Frage, wie diese Mannschaft reagieren würde, falls sich herumsprechen sollte, dass ich von der Seefahrt nichts verstand, schob ich von mir, erfüllt mit einem Riesenmaß an Optimismus.
    Mit diesem Nababik musste ich auskommen! Er vertrat das Seemännische, während die Gangster mich zum Strohmann aufs Schiff gebracht hatten, der für sie den Kopf hinhalten musste.
    Prämien hatte ich den Seeleuten versprochen, von wertvoller Fracht geredet, wobei ich mehr an meine Tochter gedacht hatte als an ihren Job.
    Ob der Erste Offizier mehr wusste? Hatte man ihn eingeweiht? Davon konnte ich ausgehen, und wenn dem so war, dann hatte er bemerkt, wie ich »Alles oder nichts« gespielt hatte.
    Den Weg zur Brücke fand ich ohne Schwierigkeiten, denn er lag dort, wo es zu vermuten war, nämlich oberhalb des höchsten Decks.
    Von der Höhe eines Einfamilienhauses blickte ich durch die Scheiben auf das Deck der Sea Ghost, und mir fiel erneut die Sauberkeit des Schiffes auf. Ich warf einen Blick auf die Armaturen, den toten Radarschirm und wusste, dass ich dieses Schiff nicht einmal für wenige Zentimeter bewegen konnte.
    Aber meine Aufgabe, mehr noch, mein Wille zu überleben und auch meine Tochter zu retten, zwangen mich dazu, hier oben das Heft in der Hand zu halten.
    Ein Auto näherte sich über die Mole meinem Schiff. Von oben sah ich auf das Dach des Fahrzeugs, als es hielt. Doch dann durchschoss mich ein Gefühl des Glücks.
    Ich jubelte innerlich wie ein Sieger, ohne zu ahnen, welche Hürden noch zu überwinden waren.
    Meine Tochter Inga verließ mit Gepäck in Begleitung eines Mannes den Wagen!
    Wer war dieser Begleiter?, fragte ich mich aufgeregt. Aber ich war nicht nur der Vater des Mädchens, sondern auch der Kapitän der Sea Ghost, nämlich Bodo Harms, und ich begriff, dass ich in seiner Rolle keine Tochter hatte, die Inga hieß.
    Zweifel stiegen in mir hoch. Minuten wurden zu Stunden, denn mir war klar, dass ich im Moment die Brücke nicht verlassen durfte und meine Gefühle einfrieren lassen musste.
    Der Erste Offizier erschien. Er wirkte gelassen und reichte mir einen Umschlag.
    »Kapitän, wir haben Gäste. Die Direktion hat sie uns zugewiesen«, sagte er, ohne seine Augen von mir zu nehmen.
    Verwirrt nahm ich das Kuvert in die Hand, als sich die Tür öffnete und ich hinter einem Mann meine Tochter erkannte.
    Es muss Anke, meine verstorbene Frau gewesen sein, die mir die Kraft geschenkt hatte, mit lauter Stimme loszubrüllen: »Lassen Sie die Besucher draußen! Ich habe mit Ihnen zu reden!«
    Nababik schlug die Tür zu. Ich lehnte mich wie ein Chef an das Steuerrad und sagte: »Herr Nababik, ich muss vorsichtig sein!«
    Der Erste Offizier hatte weder meine forsche Art, noch meine Bedenken ernst genommen. »Kapitän, Ihre Tochter darf Sie nicht kennen!«, flüsterte er. »Sie ist uns mit Kaya als Stewardess zugeteilt worden.«
    Mir verschlug es den Atem. Nababik war eingeweiht oder hatte einiges erfahren, um im Umgang mit mir keine Fehler zu machen.
    »Und ihr Begleiter?«, fragte ich ihn und hoffte, er könnte mir helfen, die nächsten Situationen erfolgreich zu überstehen.
    »Er wird nicht nur auf Ihre Tochter achten, Kapitän, sondern als Einziger für die Ladung unseres Schiffes zuständig sein«, sagte er.
    Ich öffnete den Brief, entnahm ihm das Schreiben und las:
    Ihr Erster Offizier ist Ihr Vertrauter, was die Navigation und Führung des Schiffes betrifft.
    Für Ihre Tochter sind Sie ein Fremder! Vermeiden Sie jeden verräterischen Kontakt, er könnte nur zu Ihrem Schaden sein!
    Der Begleiter Ihrer Tochter, Herr Steenblock, überwacht Ihre Arbeit an Bord. Er ist auch der Mann, der für die Ladung verantwortlich ist.
    In Krisen oder äußerst schwierigen Situationen haben Sie seinen Anweisungen zu folgen!
    Verlassen Sie den Hafen um 15 Uhr. Ihr Ziel ist es, wohlbehalten mit Ladung und Mannschaft den spanischen Hafen Sant Feliu de Guixols zu erreichen, dann können Sie unbeschadet die Heimreise mit Ihrer Tochter antreten.
    Eine Geldprämie zahlen wir Ihnen in Dollar aus! Vernichten Sie den Brief!
    Da stand nun ein Dritter zwischen Nababik und mir, allerdings avisiert für Krisen und äußerst schwierige Situationen. Wer sollte bestimmen, wann diese gegeben waren? Das behagte mir nicht.
    Mein Erster Offizier musste ebenfalls wissen, wann er oder dieser Steenblock der tatsächliche Führer des Schiffes

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