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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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auslaufen, Herr Steenblock, hätte ich gern von Ihnen gewusst, worin Ihre Sondermission besteht und wieweit Sie, sagen wir in kritischen Stunden, uns hilfreich zur Verfügung stehen können.«
    Ich hatte mich bemüht, ruhig zu bleiben, gelassen zu wirken und meine Sprache im höflichen Ton zu halten, um meine innere Abneigung nicht zu zeigen.
    Steenblock grinste breit und verächtlich.
    »Sie haben Ihre Rolle wie ein gelernter Schauspieler gut übernommen. Ich gratuliere. Aber, Herr Harms, mir machen Sie nichts vor. Wenn Sie es genau von mir wissen wollen, dann hören Sie zu. In Stunden, die gefährlich für die Ladung werden können, müssen Sie sich meinem Kommando unterwerfen, Herr Operettenkapitän!« Er lachte, und sein abstoßendes Gesicht warnte mich erneut.
    Dass Nababik für mich eine Stütze werden könnte, hatte ich bereits festgestellt, doch dass er mir das so schnell beweisen würde, überraschte mich.
    Seine festen Hände schossen vor, griffen in den Stoff des weißen Sommerhemdes. Steenblock wurde blass, während Nababik seine rechte Hand unterhalb seines Kinns legte und seinen Kopf nach hinten drückte.
    »Am Bord befiehlt der Kapitän! Und nun sag uns hübsch deinen Vornamen und wo du herkommst, Landratte.«
    Die Augen des Mannes schienen anzuschwellen. Steenblock rang nach Luft. Nababik lockerte seinen Griff.
    »Jan, ich heiße Jan Steenblock, bin Holländer«, hauchte er.
    »Und jetzt nenne uns deine Aufgaben an Bord, mein Goldjunge«, sagte Nababik erbarmungslos.
    »Die Ware ist für uns äußerst wichtig, und damit der Kurs des Schiffes stimmt und Sie und der Kapitän keine Mätzchen machen, fahre ich mit.«
    Ich war ungeübt im Umgang mit Gewalt, ging eigentlich stets allen Streitereien aus dem Weg und begriff, dass ich mir eine andere Haut zulegen musste.
    Ich regte mich sehr auf und musste dennoch meine Position an Bord festigen.
    »Erster, lassen Sie den Mann los! Wenn es sich als notwendig erweisen sollte, dann ordnen Sie ihn in den Dienstplan ein, denn wir unternehmen keine Kreuzfahrt«, sagte ich, und meine Stimme klang drohend.
    Nababik stieß Steenblock von sich. Der Holländer atmete schwer und ordnete sein Hemd, das ihm aus den Jeans gerutscht war.
    »Suchen Sie Ihre Kabine auf!«, befahl der Erste Offizier und hielt dem Holländer die Tür auf.
    Steenblock verließ uns, kochend vor Wut.
    »Der Junge kann gefährlich werden«, sagte ich.
    »Gehen wir zu Ihrer Kabine, Kapitän. Ich muss Sie noch mit einigen Dingen vertraut machen, bevor wir ablegen«, sagte Nababik seelenruhig, als hätte sich auf der Brücke nichts Sonderliches ereignet.
    Wir verließen die Brücke. Er reichte mir einen Schlüssel, und ich öffnete die Kabine, die nun für eine gewisse Zeit mein Zuhause sein würde.
    Die Ausstattung war fast luxuriös. Im vorderen Teil der großen Kabine befand sich das Büro, etwa ausgestattet wie das eines mittleren Direktorzimmers. Den Rest des Raumes füllte eine Schlafstatt, Sessel, Tisch und Schrankregale.
    Ich setzte mich vor den Schreibtisch. Mein Erster Offizier nahm sich einen Stuhl und setzte sich schräg davor.
    »Hier ist ein zweiter Schlüssel, Kapitän«, sagte er und holte aus seiner Jeans ein Schlüsselbund hervor, von dem er einen Schlüssel löste.
    »Wozu dient er?«, fragte ich.
    Er lachte. »Das Tragen von Waffen an Bord ist verboten. Wir besitzen hier aber ein kleines eigenes Arsenal, gefüllt mit MPis der Marke Kalaschnikow, dazu ein paar Walther-Pistolen und die entsprechende Munition.«
    »O Gott«, stöhnte ich und starrte in sein gutmütiges Gesicht.
    »Das heißt ja nicht, dass wir sie benutzen, Kapitän«, sagte er beschwichtigend.
    Ich wusste, dass es notwendig war, meine Paukermentalität endgültig abzulegen. Hier hatten Wolkenträume keinen Platz, und wenn es allen um diese heiße Fracht ging, dann wollte ich wenigstens das Leben meiner Tochter retten und selbst mit heiler Haut irgendwo dieses Schiff verlassen.
    Nababik hielt mir seine geöffnete Hand entgegen. Ich legte den kleinen Schlüssel auf seine gewaltige Handfläche.
    Er erhob sich, schritt an die Wand, schob ein vergilbtes Bild der Sea Ghost, das sie vor einer Palmenkulisse zeigte, beiseite und öffnete den Tresor.
    Ich ging zu ihm. Mein Blick fiel auf Maschinenpistolen, Pistolen und Munition, die für die gesamte Mannschaft reichen würden. Er verschloss den Tresor wieder und legte mir den Schlüssel in die Hand.
    »Nur Sie und ich kennen diesen geheimen Hort unserer

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