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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Großmäuler, die Moos haben, mit einem eigenen Kahn durch die Südsee und ich werde sie nicht fragen, was sie reich gemacht hat, und sie werden mich nicht fragen, wie ich zu dem Luxuspott gekommen bin.«
    »Wir haben also Rauschgift an Bord«, sagte ich, ohne ihn zu fragen.
    »Möglich, ich kenne die Fracht nicht. Ich befand mich an Land, als zwei Barkassen ihre Fracht an die Sea Ghost weitergaben. Ihr Vorgänger hat die Ladepapiere unterschrieben und ging von Bord und kam nicht wieder. Schade ist es, dass die dort im schönen Libanon so herumballern müssen. Dort ließe sich leben.«
    Ich hatte begriffen, wer letzten Endes die Verantwortung trug.
    »Wie steht es mit dem Proviant?«, fragte ich ihn, denn so weit gelang es mir, mich in den Betrieb eines Seeschiffes hineinzudenken.
    »Bestens, Kapitän. Wer solche Reisen unternimmt, muss erster Klasse leben.«
    »Nababik, halten Sie die Sea Ghost für ein sicheres Schiff?«, fragte ich und dachte an Stürme und Unwetter, die auch über dem Mittelmeer nicht selten sind.
    Er lachte, als hätte ich ihn beleidigt.
    »Kapitän, fünftausend Bruttoregistertonnen, aber dafür mit zwanzig Knoten ein stabiles und schnelles Schiff.«
    »Gut, Ihre Mannschaft ist eingespielt. Sie gestalten deren Dienstplan in Ihrer Verantwortung. Meine Bitte ist es, dass die Mädchen vor Zudringlichkeiten sicher sind.«
    »Dafür ist Sorge getragen, Kapitän. Sie helfen Achmed Abu Dota in der Küche, sorgen sich um die Reinigung der Offizierskabinen, aber nur in den Zeiten, wenn diese unbesetzt sind. Das habe ich angeordnet.«
    »Führen Sie mich durch das Schiff, Nababik. Ich möchte meine neue Heimat kennenlernen, denn auf der Sea Ghost werde ich mich für eine Weile wohl fühlen müssen, und wenn mich nicht alles täuscht, für vieles zuständig sein«, sagte ich.
    Wir verließen wie Freunde die Brücke.
     
    Die Sea Ghost war sechsundneunzig Meter lang und zwölf Meter breit, und mich faszinierten die hoch aufragenden Aufbauten.
    Neben der Brücke führte eine Treppe hinauf zur Funkstation.
    Wir stiegen die Stufen abwärts, und Nababik führte mich zur Kapitänskabine.
    Ich warf nur einen kurzen Blick in den kombinierten Raum und folgte dem Ersten Offizier über den kleinen Korridor, der zu den Offizierskabinen führte.
    Ein Deck tiefer lag die Messe, die ich bereits kennengelernt hatte. Das nächste Deck enthielt einen Mannschaftsraum und die Kabinen der Seeleute. Es folgten Toiletten, ein Krankenzimmer und schließlich die Küche, die eine Verbindung mit dem Mannschaftsraum hatte. Die Vorratsräume und Werkstätten befanden sich vor dem getrennten Maschinenraum, an dem vorbei der Erste Offizier mich zu den Ladekammern führte.
    Im dunklen Licht der dürftigen Lampen sah ich die Fracht, die nur einen Raum mit Jutesäcken und Kanistern füllte.
    »Das ist also die wertvolle Ladung«, sagte ich und versuchte mir die Wege durch das Schiff einzuprägen.
    Mir war aufgefallen, dass er mir die Kabine, in der die Mädchen schlafen sollten, nicht gezeigt hatte. Als wir die unteren Decks hinter uns gelassen hatten, fragte ich ihn deshalb.
    »Sie sprachen von einer Besucherkabine, wo befindet sie sich?«
    »Wir kommen erst jetzt an ihr vorbei«, sagte er und führte mich vom Korridor seitlich in einen Gang durch eine Tür, die ich fast übersehen hätte. Sie lag neben einer kleinen Kammer, die Säuberungsmittel, Toilettenpapier und Besen enthielt. Er wies auf die Kabine und sagte: »Das ist der ruhigste Raum.« Ich begriff, denn die Kabine lag quasi ganz am Ende der Aufbauten.
    Wir schritten an meiner Kapitänskajüte vorbei und betraten die Brücke.
    »Bevor wir auslaufen, schauen wir uns den Plan an, der auch für Sie ein unbeschriebenes Blatt ist«, sagte ich.
    Der Erste Offizier drückte einen der vielen Knöpfe, deren Funktionen ich noch kennenlernen musste.
    »Herr Steenblock wird zur Brücke gebeten.«
    Sekunden später erschien der Mann.
    Er war untersetzt, kräftig und, wie ich schon vermutet hatte, Holländer. Sein Gesicht war gepflegt, sonnengebräunt und trug die Züge eines Managers, der zu befehlen gewohnt war. Ihm fehlte die menschliche Ausstrahlung und seine spöttisch schief gezogenen Lippen verrieten, dass er brutal das durchzusetzen gewohnt war, was ihm nur passte.
    Er wirkte weniger wie ein Abenteurer, sondern glich mehr den Typen, die Konzerne leiten und Menschen feuern, die ihnen nicht in den Kram passten.
    Sein Blick begegnete meinem. Er war geringschätzig.
    »Bevor wir

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