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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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wenn ich als Miezekatze im Schwanzkostüm mit geheimer Kamera Fotos schoss.
    Im Gefühl, mit Charly noch verbunden zu sein, hatte ich ihm meine Tricks verraten. Das war mein schlimmster Fehler! Er besann sich auf das Geschäft der Erpressung, verkaufte die Negative gegen hohe Summen, und erneut suchte mich die Kripo.
    Angebliche Freunde beschafften mir einen fremden Pass, ich war plötzlich eine Holländerin und musste, um mich zu retten, nach Amsterdam fliegen. Immer noch glaubte ich an meine Reportage.
    In einem als Hotel getarnten Haus in der Amsterdamer Altstadt wies man mir eine Stelle als Empfangsdame zu. Die Geschäftsleitung stand stark unter dem Einfluss des Berliner Nobelschuppens Dallas Palace.
    Doch die Herren machten ihr Geld mit unzufriedenen Hausfrauen, die teils aus Liebe zur Abwechslung, teils zur Auffrischung der sinkenden Einkommen, sich mit unseren Gästen in den kleinen Apartments vergnügten, in den meisten Fällen, ohne dass ihre Ehemänner davon erfuhren.
    Oft war es nur ein gemeinsames Bad mit einigen Streicheleinheiten, das dicke Zahlungen einbrachte. Ich nehme an, dass Charly dahintersteckte, dass mir diese Schmach erspart blieb, denn ich bediente die Telefonanlage, bestellte die Herren, oft Prominente. Und je nach ihren Wünschen wusste ich, in welchen Apartments sie die oft ausgefallenen Wünsche erfüllt bekamen.
    Ich fotografierte, wo immer es von meinem Arbeitsplatz aus möglich war, bemüht, sowohl die Gäste als auch die Hausfrauen für die späteren Reportagen unbemerkt einzufangen.
    Nun, Vater, ich wurde nicht erwischt, aber gefilzt.
    Zwei Männer überbrachten mir einen Brief, dessen Inhalt mir einerseits Tränen der Freude in die Augen trieb, andererseits meine Hände vor Angst erzittern ließ. Eine Entscheidung wurde mir genommen, denn ich sollte dich wiedersehen. Sie schafften mich in ein Wohnmobil, um in der Rolle einer Nutte zu erfahren, dass du in ihrer Gewalt warst.«
    Inga unterbrach ihren Bericht.
    Es war nicht der lange Vortrag, sondern ihr Rückblick auf das, was sie erlebt hatte, der ihr die Tränen in das Gesicht trieb. Erst jetzt griff sie zum Tee, während Kaya und auch ich schwiegen.
    Durch die Bullaugen fiel bereits mattes Abendlicht. Ich schaltete das Licht an und vernahm erst jetzt wieder das mir vertraute Brummen der Maschinen der Sea Ghost.
    Für Sekunden war mir meine Kabine fremd geworden, weil ich Ingas Erlebnisse in Bildern vor mir gesehen hatte.
    Selbst wenn sie vor ihrem Vater einige eklatante Erlebnisse verschwiegen haben sollte, so tat das meinem Stolz keinen Abbruch. Sie hatte mutig und selbstlos versucht, mit der Besessenheit guter Journalisten den Schleier von geheimen Verbrechen zu reißen, um der Regierung zu zeigen, wo ihr Versagen lag.
    Ihr Bericht musste ihr als Entlastung angerechnet werden, und ich setzte meine ganze Hoffnung auf Nababik und seine angedeutete Rettung.
    Doch meine Tochter fuhr fort: »Vater, ich habe Fotos von Beerdigungen junger Rauschgifttoter, die sind so herzzerreißend, dass du deinen Unterricht umgestalten würdest, hättest du sie aufgenommen.«
    Als Pauker war mir schon vorher aufgegangen, dass es idiotisch war, den Jugendlichen mit dem Märchen vom Tellerwäscher, der Präsident wurde, das Schulentlassungszeugnis in die Hand zu drücken, denn sie bekamen noch nicht einmal einen Job als Tellerwäscher.
    »Kind, warum musste ich nach Istanbul reisen?«, fragte ich Inga.
    »Vater, tot war ich ihnen wertlos. Sie wollten meine Filme. Aber auch sie konnten mit der Kamera umgehen und besitzen Dokumente, die beweisen, dass ich Rauschgift verkauft habe. Du kamst ihnen gelegen. Auch dich zogen sie in das dreckige Geschäft, denn sie haben Beweise, dass du Rauschgift transportiert und in der Türkei mit Gangstern zusammengearbeitet hast. Sie wollen die Negative, die bei einem Anwalt in Berlin im Tresor liegen. Ich kenne sein Büro nicht, aber sie enthalten einen Zeitplan. Sie werden nach einem Jahr der Staatsanwaltschaft übergeben.«
    Nun verstand ich einige Dinge besser. Sicher hatten sie Inga und mich zusammen in der Hand.
    Wenn ich als Kapitän der Sea Ghost in Spanien die Rauschgiftladung sicher angelandet hatte, dann gab es für meine Tochter und für mich nur eines: die Negative oder den gemeinsamen Tod.
    Doch konnte man ihnen trauen, wenn sie das hatten, was sie wollten? Waren wir nicht zu Mitwissern ihrer Wege und Methoden geworden?
    Mir schwanden die Zweifel. So oder so waren wir von der internationalen Organisation

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