Letzte Ausfahrt Ostfriesland
abgelichtet hatte.
Ohne Gegenrede unterschrieb sie das Schreiben, ließ vorher noch ein Foto ihres zerstochenen Armes zu, vertraute mir einige geknickte Kinderbilder von sich an und hatte gegen eine Veröffentlichung des Materials keinen Einwand.
Im Gegenteil, sie formulierte einige Sätze auf ein leeres Blatt und forderte junge Mädchen mit einfachen, naiven Worten auf, das Glück nicht mit Drogen herauszufordern.
Ich sah ihr kleines Gesicht, die naiven Worte schon als Bestandteil meiner Reportage auf der Titelseite des Sterns.
Doch ich war erst am Anfang meines Unterfangens.
Ich zog ganz zu Charly, vernachlässigte Elisabeth, nahm Charlys Porsche und fuhr als Engel der Süchtigen in die Elendsviertel von Berlin.
Meine Kamera erfasste nur Opfer, die keine Einwände erhoben, wenn sie nur ihren Schuss erhielten. Fast alle hatten sie auch mit Prostitution zu tun. Strichjungen hielten ihre Penisse wie Siegeszeichen der Kamera entgegen, wenn nur das Gift durch ihren Körper strömte.
Charly fand nur lobende Worte für meine selbstlose Tätigkeit. Seine Freunde, eine Schar von Menschen, die es geschafft hatten, oben zu sein, besuchten uns mit ihren Frauen.
Rückeinladungen blieben nicht aus, und so gelangte ich in Prachtbungalows, trug teure Kleider und war glücklich, wenn Charly mich als Miss Nordsee vorstellte.
Niemand störte sich daran, wenn ich mit meiner Kamera nach Schnappschüssen suchte, selbst wenn die Stimmung ausgelassen wurde und das übliche Maß an Moral vergessen ließ.
Auch Charly lichtete ich ab. Nackt mit männlicher Kraft, in Freizeitkleidung oder vor seinem Porsche, auf den ich stolz war. Ich vernachlässigte das Studium.
Doch dann kam der Knatsch!
Karin war von den Nachbarn tot und nackt auf dem Boden ihrer vernachlässigten Küche aufgefunden worden. Eine blutbeschmierte Spritze lag neben ihr.
Erst jetzt begriffen die Eltern, nachdem sie die Polizeifotos identifizierten, was ihre Tochter in den Tod getrieben hatte. Sie erkannten nicht die eigene Schuld, sondern machten nur die Dealer verantwortlich.
Die Kripo begann ihre Recherchen. Eine Frau wurde gesucht, die Karin besucht und - so nahm man an - mit einem Porsche die Lieferantin des Rauschgifts in mehreren Fällen gewesen sein musste. Männerbesuche waren an der Tagesordnung, an einen bestimmten konnte sich niemand erinnern.
Mein Charly war unschuldig, nicht er, sondern ich hatte den Stoff geliefert und - Gott ist mein Zeuge - ich hatte Karin das Rauschgift mit seelischen Hilfestellungen und großer Geduld in immer größer werdenden Abständen übergeben, kostenlos, als eine Art Opfer der Reichen an Arme. Was ich nicht wusste, das traf mich zutiefst, und es war so offensichtlich, dass ich beinahe darüber zerbrochen wäre. Charlys Untergebene hatten brutal kassiert, wenn ich mich in sozialer Geberlaune befunden hatte.
Instinktiv ließ ich das Fotomaterial über einen befreundeten Studenten zu einem nur ihm bekannten Rechtsanwalt schaffen. Ich selbst wollte nicht wissen, wo der Tresor stand, der mein Dokumentationsmaterial enthielt.
Die Kripo suchte mich, und es stand außer Frage, dass sie mich finden würde. Aber würde sie mir auch Glauben schenken? Mein Beweismaterial konnte mich retten, doch ich geriet auch von dieser Seite her in die Recherchen der Kriminalpolizei.
Den Kommilitonen fand die Polizei erschossen in dessen Wohnung, und die Hausbewohner gaben an, dass eine junge Frau, auf die meine Beschreibung passte, ihn kurz vorher besucht hatte.
Charly, auf den ich gehofft hatte, stand plötzlich das Wasser bis zum Hals. Er verschaffte mir einen Pass, und ich hatte nur die Wahl, unerkannt unterzutauchen in einer Bar, in der die Größen des Films, des Fernsehens und der Industrie verkehrten. Nur im Slip, mit entblößten Brüsten sorgte ich mit meinen Kolleginnen für Umsatz. Wir waren nicht gezwungen, mit Gästen zu schlafen, nein, das konnte jede selbst entscheiden.
Aber Charly liebte mich und überwachte eifersüchtig meinen Job.
Was Charly nie in mir entdeckt hatte, das waren die Fähigkeiten, gezielt lustig zu sein, den Clown zu spielen, um eigene Vorteile zu gewinnen. So war das reiche, übersättigte Publikum begeistert, wenn ich mit einer großväterlichen Kamera Nostalgie erweckte, meinen als Clown geschminkten Kopf unter das schwarze Tuch steckte und sie mit zischenden Blitzen zum Lachen reizte, während ich in der Tat echte Fotos schoss, während sie nur meine Brüste anstarrten. Oder meine Erfolgseinlage,
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