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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Karussell erneut zu drehen beginnen würde. Doch was sollte passieren?
    Auch dem Oben-ohne-Engel hatte ich mit meiner abenteuerlichen Reise, so hoffte ich, einen Dienst erwiesen.
    »Gut«, antwortete ich, blätterte meine Brieftasche durch, die noch voller Devisen steckte, und immer noch lautete mein Pass auf den Namen Bodo Harms.
    »Die Rechnung bezahle ich«, sagte Paul.
    Wir gingen los, und ich glaubte den Schatten der dicken Michels am Bürofenster gesehen zu haben.
    Im Dallas Palace ging es hoch her. Dennoch fanden wir einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen.
    Lichter blitzten in allen Farben von den Wänden und der Decke, spiegelten sich auf den Slips der Tänzerinnen, die ihre Brüste und Beine im Rhythmus südamerikanischer Musik bewegten. Braune Haut verzauberte und weckte Gelüste.
    Die Bedienung in Minidreiecken mit strammen Beinen auf zierlichen Schuhen aus Riemchen und High Heels war in ständiger Bewegung, schaffte Sektkübel mit Eis an die Tische der Prominenz.
    Mein Oben-ohne-Engel schien in der Zwischenzeit eine Beförderung erfahren zu haben, denn ich beobachtete, wie er stramm und aufrecht, das verführerische Lächeln im himmlischen Gesicht, die Gäste nach ihren Getränkewünschen befragte, doch den Servierdienst kleinen, niedlichen Thaimädchen überließ, deren schwarze, schräge Augen Charme versprühten und es zu genießen schienen, wenn gierige Männerblicke von ihren kleinen Brüsten zu den Glimmerdreiecken wanderten.
    Ich ging in Deckung, war so schnell auch nicht wiederzuerkennen, da ich nicht mehr das weiße Gesicht des bürgerlichen Paukers trug, sondern die tiefe Bräune des Mittelmeers und einen von Silberfäden durchzogenen Vollbart.
    Das Mädchen erschien an unserem Tisch, strahlte Paul an wie mich damals, und ich beobachtete, wie er hingerissen die wippenden Brüste taxierte und ihren schönen Körper mit seinen Augen zu verschlingen schien.
    Paul Hammes spielte mit der Getränkekarte, ohne sie zu öffnen.
    »Sekt der Hausmarke!«, sagte er, und ich fügte hinzu: »Ein zweites Glas für mich und wenn Sie wollen ein drittes für Sie.«
    Ihre Augen wurden größer. Das hübsche Puppengesicht setzte Fragezeichen.
    Mein breites Lachen irritierte sie, denn mein Blick suchte nicht die prallen Brüste, glitt nicht hinab auf das Glitzerdreieck.
    Plötzlich hatte sie die Einordnung geschafft. Ihr süßer Mund bildete einen Schmollwinkel, dann zog sie entschlossen davon.
    Meine Blicke verfolgten sie.
    Am Tresen, der jetzt im Copacabanastil erstrahlte, stand sie aufrecht und sprach mit einem Mann, der ihr einen Sektkübel reichte, den sie an ein Thaimädchen übergab, mit Gesicht und Augen unsere Richtung taxierend.
    Ich war mir sicher, dass dieser süße Engel es war, der mich auf die Schaukel gesetzt hatte, natürlich im Auftrag der Organisation!
    Paul Hammes fand Gefallen an dem schrägäugigen Püppchen, ließ sich von ihr die Rechnung reichen, legte einen Geldschein auf den Tisch, winkte mit der Hand zum Zeichen, dass es so stimmte, und übersah dabei die Brüskierung, denn gezahlt wurde normalerweise erst, wenn der Gast die Rechnung fordert.
    »Mein Gott, gehen die hier scharf zur Sache«, sagte er zu mir und goss die Gläser voll.
    Wir tranken auf unser Du, und Paul fand genügend Spaß an der Nacktheit der Mädchen. Die Calypsomusik erregte seine Heiterkeit.
    Wie bei meinem ersten Besuch witterte ich plötzlich Gefahren und nahm mir vor, nicht in eine Falle zu tapsen.
    Hier in der Nachbarschaft fröhlicher Menschen aus Film, Funk und Fernsehen waren wir so sicher wie in Abrahams Schoß.
    Wir rauchten, tranken den Sekt in kleinen Schlucken und genossen das Spektakel.
    »Kennst du noch die Adresse des Typs aus dem Hochhaus?«, fragte er mich plötzlich, während er den Rest der Flasche in die Gläser schenkte.
    Ich nickte.
    »Prost«, sagte er und leerte sein Glas. Ich tat wie er und folgte ihm mit schnellen Schritten durch das Lokal nach draußen.
    Wir tauchten ein in die Menge der Spaziergänger, fanden einen Taxistand. Paul ergriff die Tür eines Wagens, stieg ein und sagte zu mir: »Sag dem Fahrer, wo wir hinwollen.«
    Ich setzte mich auf die Rückbank und nannte die Adresse. Der Wagen schoss davon.
    In der Dunkelheit kannte ich das Wohnviertel nicht wieder. Die vielen erleuchteten Fenster, die in den dunklen Fassaden saßen, und auch die Straßenleuchten verwirrten mich.
    Paul bat den Fahrer zu warten. Ich führte ihn an eine Haustür, und ich wusste, dass alles stimmte. Doch mein

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