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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Blick auf die Klingelknöpfe verriet mir, dass Mai hier nicht mehr wohnte.
    Ich drückte den Knopf, den ich damals benutzt hatte.
    Ein Summton erklang, die Tür ließ sich aufdrücken. Ich führte Paul Hammes in den beleuchteten Flur, der Wohnung entgegen. Jeden Schritt versuchte ich so zu setzen wie bei meinem unvergesslichen Besuch.
    Die Tür wurde geöffnet und ein dunkelhaariger Mann erschien, eine Schar neugieriger Kinder zurückschiebend.
    Ich schaute auf seine behaarte Hand und den entblößten Oberarm und machte im Licht der Flurlampe einen springenden Fisch aus.
    »Oh, Verzeihung«, sagte ich. »Hier wohnte früher mein Freund Fedor Mai.«
    Das Gesicht des Mannes lag im Schatten, ließ dennoch Feindschaft erkennen.
    »Nichts wohnen hier Mai, ist immer meine Wohnung gewesen!«, sagte der Mann und hieb hinter sich die Tür zu.
    »Seltsam«, stöhnte ich.
    Paul legte den Arm auf meine Schulter. »Komm Klaus, wir trinken auf dem Kurfürstendamm noch ein gut gezapftes Bier.«
    Wir ließen uns von dem Taxifahrer zum Ausgangspunkt zurückfahren.
    Erst jetzt begann ich nach logischen Erklärungen zu suchen, denn in mir verhärtete sich der Verdacht, dass dieser Mai der Türkenfamilie nicht rein zufällig die Wohnung überlassen hatte. Auch er gehörte zur Terrorgruppe der Meerestiere!
    Die Sache stank mir, und verunsichert drehte ich mich ständig um, sah aus dem Taxirückfenster und fand natürlich auch die entsprechenden Scheinwerfer eines Wagens, der uns zu verfolgen schien.
    Doch nichts geschah, und wir erreichten unser Ziel, stiegen aus und bezahlten den Fahrer.
    Wir mischten uns unter die flankierenden Menschen und strebten dem Kurfürstendamm entgegen.
    Es war in einer dieser kurzen Stichstraßen, in denen nur verräucherte Pinten existierten. Die verbauten Wohnhäuser hier hatten für elegante Geschäfte keine Anziehungskraft. Ein Teil des Bürgersteiges gehörte den parkenden Autos, und das Licht der Straßenbeleuchtung wurde von Baumkronen abgefangen.
    Plötzlich bedrängten mich Männer, drückten mich mit ihren Schultern gegen eine schmutzige Klinkerwand.
    Ich sah erschrocken, wie sie Paul zu Fall brachten, und verspürte danach einen Schlag gegen meinen Kopf. Ich drehte mich um und sah, dass jemand eine Pistole in der Hand hielt.
    Sollte alles umsonst gewesen sein?, schoss es mir durch den Kopf, und Wut der Verzweiflung machte mich rasend.
    Ich stieß die Männer beiseite, warf mich auf den kleinen Mann, griff verbissen nach seiner Gurgel. Ein Schuss löste sich. Ihm folgte ein Schrei. Männer umringten uns, verschafften uns Platz. Sie trugen Waffen. Ein Martinshorn dröhnte uns entgegen.
    Auch Paul war unverletzt. Er klopfte einem Polizisten, der keine Uniform trug, auf die Schulter. »Danke Kumpel«, sagte er und zog mich vom Schauplatz weg.
    »Auf die Berliner Kollegen war schon immer Verlass«, sagte er zu mir. »Komm Klaus, nun trinken wir erst recht ein kühles Bier.«
     
    Paul Hammes stand vor meinem Bett. Er hatte mich geweckt, und es dauerte eine Weile, bis ich begriffen hatte, dass ich diesen Mann duzte und er Beamter der Düsseldorfer Kriminalpolizei war, mit dem ich den Abend und einen Teil der Nacht geteilt hatte.
    Ich verjagte die wilden Träume, die mir während meines Schlafes den Schweiß aus den Poren getrieben hatten.
    Sein optimistisches Lächeln entsprach dem Sonnenschein, der hell ins Zimmer fiel.
    Schnell zog ich mich an, rasierte die Stoppeln oberhalb und unterhalb des Bartes weg und wunderte mich über mein Gesicht, das trotz der vielen Biere keine Blässe zeigte.
    Im Gegenteil, die tiefe Bräune stand mir gut, und der Vollbart verlieh mir das Aussehen eines Abenteurers, wozu mittlerweile auch meine abgenutzte Kleidung beitrug.
    Ich hatte vielen Gefahren getrotzt, und während ich ein Lächeln in den Spiegel setzte, vertraute ich weiterhin meinem Schutzengel, sprach ein Gebet, ohne die Lippen zu bewegen, und dachte an Anke. Ich war mir sicher, dass sie bisher aus einer anderen Welt alle meine Schritte verfolgt hatte. Paul verließ mich und suchte bereits den Frühstücksraum auf.
    Als ich ihm folgte, fiel mir die vorherrschende Hektik auf. Der Frühstücksraum war gut besucht. Ich setzte mich zu Paul.
    Der Blick aus dem Fenster fiel auf geneigte Dächer mit verblichenen Dachziegeln und endete irgendwo bei den Balkonen der modernen Wohnburgen.
    »Wir müssen Geduld aufwenden. Die Bedienung hat Schwierigkeiten. Die Polizei hat Frau Michels abgeholt«, sagte Paul zu mir und

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