Letzte Ausfahrt Oxford
Chance für Rückenschmerzen. Der PC ist übrigens gar nicht so übel. Bis jetzt habe ich selbst daran gearbeitet. Tut mir übrigens Leid, dass es hier drin so voll gepackt ist, aber Tabbot hat meine Hälfte des Büros oben für seine Pflanzen okkupiert. Ich musste meinen ganzen Krempel hier runterbringen. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum ein Außenstehender wie Sie diesen Job hier erledigen muss. Ich warne Sie, für uns sieht das so aus, als ob jemand bei uns herumspioniert. Sie erstellen einen Bericht für den Bibliotheksausschuss, nicht wahr?«
»Ganz ehrlich«, sagte Kate so besänftigend es ihr möglich war, »Sie brauchen meinetwegen wirklich nicht nervös zu werden. Mein Report geht als Erstes an Mr. Tabbot. Und länger als ein DIN-A4-Blatt wird er sowieso nicht.«
»Man erzählt sich, dass Sie Schriftstellerin sind. Ich nehme an, Sie suchen hier auch nach Material für Ihr nächstes Buch. Also müssen wir alle genau aufpassen, was wir sagen, sonst finden wir uns am Ende in einem Ihrer Romane wieder.«
»Wie denn?«, konterte Kate. »Ich schreibe historische Romane und glaube kaum, dass Sie oder Ihr Chef in mein nächstes Buch hineinpassen.« Und in kein anderes, dachte sie. Es sei denn, ich brauche einmal eine Szene mit zwei grenzenlos dummen Bibliothekaren. »Ich bringe morgen die mir laut Gesetz zustehende große Grünpflanze mit«, sagte sie, entschlossen, das Thema zu wechseln. »Sie kann auf dem Fotokopierer da stehen.«
»Was für ein Gesetz soll das denn sein? In dieser Bibliothek gibt es weiß Gott genügend Grünpflanzen. Und der Kopierer darf auf keinen Fall beschädigt werden.«
»Eine Richtlinie der NASA für Leute, die mit Strahlen emittierenden Geräten arbeiten«, erklärte Kate. »Eine Pflanze pro Monitor lautet der empfohlene Richtwert. Und keine Sorge, ich werde ihrem wertvollen Gerät schon keinen Schaden zufügen.«
Die Pflanze wäre der einzige Hinweis auf Leben in diesem grässlichen Verlies, dachte Kate. Tabbot und Ennis würden lernen müssen, sich damit zu arrangieren. Sie setzte sich auf den Stuhl und bewegte ihre Füße, bis sie die Fußraste fand. Ja, dachte sie, es würde schon gehen. Mick wanderte unruhig umher, kaute auf seinem Daumennagel herum und machte ein finsteres Gesicht.
»Was genau sollen Sie hier eigentlich machen?«, fragte er. »Ich könnte mir vorstellen, Sie sind nur an den studentischen Lehrbüchern interessiert.«
»Nicht unbedingt«, meinte Kate. »Was haben Sie denn sonst noch hier?«
»Darüber sprechen Sie besser mit Talbot«, muffelte Ennis eingeschnappt. »Aber ich bin sicher, er ist nicht gerade scharf darauf, dass Sie als Außenstehende Zugriff auf die wirklich wertvollen Bücher bekommen und sie in einen Katalog eintragen, wo jeder sie sehen kann. Überlegen Sie nur: Die Leute würden vielleicht anfangen, hier anzurufen oder uns zu schreiben, weil sie einmal einen Blick darauf werfen wollen.« Sein Daumen steckte schon wieder zwischen seinen Zähnen, und er knabberte eifrig. Die Haut hatte er schon durch. Er war am rohen Fleisch angekommen. Kate wandte den Blick ab.
»Legen Sie denn keinen Wert auf zusätzliche Leser?«, fragte sie.
»Fragen Sie Tabbot«, wiederholte Mick. »Außerdem müssten Sie zu diesem Zweck den Generalschlüssel bekommen, und das wird er ganz bestimmt rundweg ablehnen.« Er hatte seinen Daumennagel aus dem Mund genommen und beide Hände hinter dem Rücken verschränkt, als wolle er sie vor weiterem Schaden schützen.
»Aber einige Ihrer Sammlungen sind doch bereits in der Datenbank, nicht wahr?«
»Tabbot bestand darauf, dass die Einträge vor der Allgemeinheit versteckt werden. Sie können sie ausschließlich von diesem Terminal aus sehen. Die Leute, die sich von anderen Universitäten aus einloggen, können zwar sehen, dass es diese Bücher irgendwo gibt, sie erfahren aber nicht, wo.«
»Was sagen denn die Benutzer dazu?«
»Es gefällt ihnen zwar nicht, aber Tabbot wollte es so. Ich selbst finde es ziemlich kurzsichtig. Jeder, der im Katalog nach einem Buch sucht, und feststellt, dass der betreffende Titel in einer versteckten Datei gelistet ist, weiß natürlich sofort, dass die entsprechende Bibliothek ein miserables Sicherheitssystem hat. Insgesamt gibt es nur vier Bibliotheken, die Bücher in versteckten Dateien listen. Es ist ein Kinderspiel, herauszufinden, in welcher Bibliothek das Exemplar steht, das man haben möchte. Es zu klauen dürfte vermutlich ebenfalls nicht allzu schwer sein. Die infrage
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