Letzte Ausfahrt Oxford
herumspringst. Ich habe sogar schon einmal gehört, wie du dich höchst informiert über Datenübertragungen mit sechzehn Bit oder zweiunddreißig Bit unterhalten hast.« Er stellte den Igel an seinen angestammten Platz auf dem Kaminsims zurück.
»Schon gut, Andrew.« Sie hatte nur noch fünfzehn Minuten und konnte sich keine Streiterei leisten. Abwesend rieb sie über die Ölflecken auf dem Oberteil ihres Jogginganzugs.
»Wir könnten dir einiges bieten, Kate.« Jetzt hatte er ein winziges emailliertes Ei in der Hand und polierte es zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ein Gehalt – bescheiden zwar, aber regelmäßig –, Urlaubsgeld, Krankenkassenbeitrag und Kaffeepausen.« Wieder stellte er die Dekoration an ihren richtigen Platz zurück. Nun zögerten seine Finger zwischen einer Art-deco-Parfümflasche und einem gläsernen Briefbeschwerer.
»Reden wir hier wirklich nur über Hacker?«, fragte Kate. »Über höfliche Männer ohne Aggressionen? Über Männer – oder Frauen –, die sich nicht in verlassenen Häusern verschanzen und mich weder angreifen noch zu ertränken versuchen?«
»Sie sind sanft wie Kätzchen«, erwiderte Andrew. »Es handelt sich um freundliche Menschen, die nett zu ihren Müttern sind und sich um streunende Hunde kümmern. Ihr einziger Makel ist, dass sie ein wenig zu gescheit sind und sich deshalb nur allzu gern der Herausforderung stellen, das System zu überlisten. Zufrieden?«
»Ich würde wirklich gern wissen, für wen genau ich da arbeiten soll, aber jetzt habe ich nicht die Zeit, ins Detail zu gehen«, sagte Kate und scheuchte Andrew zum Sofa zurück.
»Aber du würdest es tun?« Er setzte sich und legte wieder eine Hand auf Isabels Knie.
»Ich denke schon. Ja. Okay. Zumindest denke ich darüber nach. Ich ziehe dein Angebot in Betracht und werde dir Bescheid sagen.« Und jetzt geht endlich!
»Ich wusste, du würdest mit dir reden lassen. Morgen bin ich um halb zwölf bei dir. Dann besprechen wir die Einzelheiten.« Andrew blickte auf die Uhr. »Wir müssen los, Izzy, Liebes. In viereinhalb Minuten sollen wir im Restaurant sein.«
Beim Hinausgehen flüsterte Izzy Kate vertraulich ins Ohr: »Sie sollten dringend etwas für sich tun, ehe Ihr Freund kommt. Vielleicht reichen ein netter Blazer und ein Rock ja schon.« Kate dachte an den langen schwarzen Blazer und den bunten Rock, die oben bereithingen. »Haben Sie vielleicht einen dieser dicken Seidenschals von Liberty? Nicht? Wissen Sie was? Dunkles Gold, das würde Ihnen bei Ihrem Teint wunderbar stehen!«
»Danke für den Rat, Isabel«, sagte Kate und verzog die Lippen zu einem Lächeln. »Haben Sie auch etwas mit dieser Bibliotheksgeschichte zu tun?« Eigentlich hatte sie nur das Thema wechseln wollen, aber Isabel antwortete:
»Jenna und ich waren befreundet …« Einen Augenblick lang verlor ihr Gesicht die kindliche Unbefangenheit und eine neue, ernste Isabel stand vor Kate.
»Dreieinhalb Minuten, Izzy, Liebes«, verkündete Andrew und griff entschlossen nach ihrem Arm. Isabel lächelte Kate an und hängte sich ihre Handtasche um.
»Ich müsste nur kurz zur Toilette«, erklärte sie. »Kate zeigt mir bestimmt, wo das ist.«
Oben auf der Treppe und damit außerhalb Andrews Sichtweite, zog Izzy Kate ins Badezimmer und flüsterte hastig:
»Andrew möchte nicht, dass ich darüber spreche, aber sie war meine Freundin, und ich glaube, sie wurde ermordet, weil sie zu viel wusste. Als sie aus Kalifornien zurückkam, machte sie mir gegenüber Andeutungen, dass irgendetwas im Busch war, aber sie hat mir nie gesagt, worum es ging.«
»Beeil dich, Izzy!«, rief Andrew von unten. »Kate muss noch duschen und sich umziehen, weißt du!«
»Wer war sie? Und was hat sie gemacht?«, fragte Kate.
»Ich muss los«, wisperte Izzy und betätigte die Toilettenspülung. »Bitte, versuchen Sie herauszufinden, was wirklich mit ihr geschah.«
Gemeinsam gingen sie nach unten, und Kate sah zu, wie Andrew Isabel in seinem Auto verstaute und ihr beim Anlegen des Sicherheitsgurtes half. Dann winkte er Kate zu und lächelte wie ein leicht in die Jahre gekommener Cherub.
Hm, dachte sie. Diese kleine Szene hast du doch sorgfältig geplant, Andrew, nicht wahr? Einschließlich der Unterbrechungen durch Isabel. Irgendetwas verbirgst du vor mir. Oh, wie mich deine Manipulationsversuche anöden! Wenn ich den Job annehme, dann wirklich nur, weil er mich interessiert und weil es meine ureigene Entscheidung ist.
Sie rannte die Treppe hinauf und riss
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