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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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sich die Kleider vom Leib. Um nicht zu viel Unordnung im Zimmer zu hinterlassen, verstaute sie alles im Wäschekorb. Rasch duschte sie und wusch sich eilig die Haare. Dann zog sie sich an. Sie begutachtete sich im Spiegel. Wirkte sie vielleicht etwas zu gesetzt? Schnell legte sie eine zusätzliche Schicht tiefroten Lippenstift auf, entschied sich für pfiffigere Ohrringe und fuhr mit den Fingern durch ihr noch feuchtes Haar, damit es ein wenig jugendlicher aussah.
     
    Liam kam zehn Minuten zu spät. Wie immer redeten sie viel zu viel, und es führte zu nichts Vernünftigem. Ob ein Stretch-Rock von den Ausmaßen eines breiten Gürtels, lila Lippenstift und Dockers mehr Wirkung bei ihm erzielen würden? Kate hatte sich mit geschmackvollem Seidentop und einem edlen Rock für Liam geschmückt. Wahrscheinlich war es besser, sich nicht wie Isabel anzuziehen, wenn man die dreißig einmal hinter sich gelassen hatte.
    Das Essen war ausgezeichnet, wurde jedoch durch einen Anruf unterbrochen. Kate ärgerte sich, dass sie vergessen hatte, den Anrufbeantworter einzuschalten.
    »Kate? Hier ist Emma Dolby. Hör mal, hättest du nicht Lust, meinen Kurs Kreatives Schreiben für das verbleibende Semester zu übernehmen? Ich bin …«
    »Nein danke, Emma. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, eine ganze Klasse voller kleiner alter Damen zu unterrichten, die niedliche Verse über Spätzchen im Schnee schreiben möchten.«
    »So ist es aber gar nicht. Es ist …«
    »Emma, leider habe ich im Augenblick wirklich keine Zeit. Ich bin nämlich gerade dabei, das Hauptgericht aufzutragen. Ich rufe dich irgendwann an. Tschüs!«
    Kurz nach Mitternacht brach Liam auf.
    »Wie soll ich dich bloß richtig kennen lernen?«, fragte er plötzlich, legte ihr die Hände auf die Schultern und blickte auf sie hinab. »Irgendwie ist es mir anscheinend nicht möglich, an die Frau hinter der Schriftstellerin heranzukommen. Ich glaube, ich kenne dich heute keinen Deut besser als bei unserem ersten Treffen.«
    Aber was gab es da zu kennen? Die meiste Zeit ihres Lebens verbrachte Kate mit ihrer Arbeit. Aber Schreiben war eine Tätigkeit und nichts, worüber man redete. Auch ihr schien es unmöglich, näher an Liam heranzukommen.
    Ihr Wecker läutete morgens um zehn vor fünf, damit sie ungestört einen Teil ihrer Arbeit erledigen konnte, ehe die Nachbarn begannen, die Treppen herauf- und herunterzudonnern. Anschließend ging sie joggen, duschte, zog sich um und vertilgte ein ordentliches Frühstück, ehe sie den restlichen Tag in Angriff nahm.
    Liam hingegen arbeitete häufig bis spät in die Nacht. Wenn er eine Oper produzierte oder ein Konzert besuchte, aß er spät und schlang das hinunter, was er so spät am Abend noch bekommen konnte – in aller Regel etwas aus dem indischen Schnellimbiss oder ein paar Hamburger. Früh aufzustehen bedeutete für ihn, um fünf vor acht aufzustehen statt um fünf nach acht.
    Kate aß gern früh zu Abend, am liebsten etwas Gesundes. Zum Beispiel einen Salat. Dazu trank sie Mineralwasser. Ab und zu gönnte sie sich ein Glas Wein. Ab halb elf abends war sie keine gute Gesellschafterin mehr. Und wenn irgendwer wissen wollte, was ihr Leben so in Anspruch nahm, so musste er ihre Bücher lesen. Auf den Seiten dort, das war sie.
    Kate räumte auf. Als sie Andrews und Isabels Becher und das Geschirr vom Abendessen zusammengestellt hatte, fühlte sie sich allmählich besser. Sie trocknete ihre Hände ab und wechselte die CD. Für diesen Abend hatte sie genug von Mahler. Der CD-Player sirrte leise, ehe er Wohnzimmer und Küche mit der nikotindunklen Stimme Bruce Springsteens erfüllte. Endlich gehörte die Wohnung wieder ihr allein. Sie war einfach zu klein, um sie mit anderen zu teilen. In diesem Moment rochen die Räume tatsächlich nach fremden Menschen, als ob die Luft in den Räumen ihren Atem nicht wieder hergeben wollte.
    Was erwartete sie eigentlich von einem Mann? Suchte sie jemanden, der für sie da war, wenn sie Gesellschaft oder Trost suchte, der aber klaglos verschwand, wenn sie mit ihrer Arbeit weiterkommen wollte? Jemanden, der früh aufstand und nicht unbedingt lange aufbleiben musste? Jemanden, der ebenso häuslich war wie sie und der sie bekochen würde, wenn sie gerade keine Lust dazu hatte? Nie im Leben würde sie ein derart vorbildliches Exemplar finden. Immerhin war sie bisher trotzdem nicht zum Einsiedler geworden, tröstete sie sich. Sie ging joggen, um sich fit zu halten – um diese Jahreszeit allerdings

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