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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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seiner Christine hingegen war er selbst erobert worden.
    Die Voglreiter Bruni, so schien es Gasperlmaier jetzt, wollte gar nicht mehr aufhören zu reden, obwohl er selbst einsilbig blieb. „Und bei unserer Hochzeit waren Sie auch nicht dabei. Wieso denn das, wo ihr doch so gute Freunde wart?“ „Wir haben uns halt ein bissl aus den Augen verloren“, war seine ausweichende Antwort. Missbilligend sah er währenddessen zu, wie neben ihm seine Mutter mit dem Herrn Doktor geradezu turtelte. Was wollte der eitle Geier eigentlich von ihr? Die waren doch beide schon jenseits von Gut und Böse, was das Gewisse betraf. Gasperlmaier wollte sich gar nicht vorstellen, dass seine Mutter mit einem Mann, nein.
    Gasperlmaier musste jetzt dringend aufstehen, er brauchte ein bisschen frische Luft. Er trat aus der Gaststube und vor die Haustür. Das Wetter hatte sich ein wenig beruhigt. Gasperlmaier sog die kühle, frische Luft ein, als die Frau Voglreiter neben ihm auftauchte. Langsam fühlte Gasperlmaier sich verfolgt. „Sind Sie eigentlich verheiratet, Herr Gasperlmaier?“ Er atmete hörbar aus. „Ja, ja. Und sogar glücklich!“, beeilte er sich mit seiner Antwort. „Wo nur der Loisl bleibt? Wollte er nicht nur aufs Klo gehen? Was kann er denn dort so lange machen?“ Gasperlmaier wollte nicht unhöflich sein und behielt für sich, was der Loisl seiner Meinung nach auf dem Klo tat. Vielleicht war er ja auch noch eine Zigarette rauchen gegangen, oder er drückte sich hinter dem Haus mit irgendwelchen Spezis aus früherer Zeit oder mit einer verflossenen Flamme herum. Gasperlmaier war das herzlich egal.
    Da tauchte plötzlich vor dem Eingang zum Wirtshaus ein Wagen der Altausseer Polizei auf. Der Kahlß Friedrich, Gasperlmaiers Postenkommandant, sprang heraus, soweit das bei seiner Leibesfülle möglich war. Hektisch winkte er Gasperlmaier. „Komm, schnell! Ich hab da gerade einen dringenden Anruf gekriegt! Steig ein!“ Hektisch wedelte er mit der rechten Hand. Wenn der Friedrich sein Phlegma einmal ablegte und so energisch wurde, dann konnte es sich nur um einen unaufschiebbaren Notfall handeln, das wusste Gasperlmaier. Er ließ sich, ohne zuerst seinen Schladminger aus dem Wirtshaus zu holen, auf den Beifahrersitz fallen.
    Der Friedrich beschleunigte so schnell, dass Gasperlmaier in den Sitz gedrückt wurde und Mühe hatte, den Sicherheitsgurt noch zu schließen. „Ist eh nicht weit!“, meinte der Friedrich. Viel mehr aber hätte Gasperlmaier interessiert, was der Grund dafür war, dass er so unsanft mitten aus dem schönsten Leichenschmaus herausgerissen wurde. Noch bevor er aber Zeit fand zu fragen, informierte ihn der Friedrich. „Einen Toten haben wir. Der Breitwieser Ferdinand. Die Tochter hat gerade angerufen. Ihre Mutter hat den Ferdinand tot auf dem Klo gefunden.“ Gasperlmaier zögerte. Der Name sagte ihm rein gar nichts, dennoch wollte er nicht zugeben, dass er jemand Einheimischen nicht kannte, noch dazu, wo er in seiner Nähe wohnte. „Weißt eh, das war doch der mit den Immobilien. Da hat es doch auch auf der Gemeinde einmal was gegeben.“ Der Friedrich wusste also auch nur ungefähr Bescheid, was der Breitwieser so getrieben hatte.
    „Was haben wir eigentlich damit zu tun, dass der tot ist?“, wollte Gasperlmaier wissen. „Das werden wir gleich sehen!“, meinte der Friedrich. „Die Tochter ist auch gerade auf dem Weg zu ihrem Elternhaus, die weiß auch nicht mehr als wir. Ihre Mutter hätte ihr gesagt, dass sie schnell kommen soll, der Papa wäre tot.“ Der Friedrich bremste das Fahrzeug ab. Gehalten hatten sie vor einem unauffälligen Haus, das zwar in der Nähe des Gasperlmaier’schen Anwesens lag, an dem er aber selten vorbeikam, da es in einer Sackgasse lag. Das Haus selber war unauffällig, nicht neu, nicht alt, im nichtssagenden Stil der sechziger Jahre gehalten, aber in ordentlichem Zustand. Der Garten erschien Gasperlmaier recht aufgeräumt, fast spartanisch. Hier lebten offenbar keine Pflanzenfreunde.
    Aus dem Haus kam ihnen eine am ganzen Körper zitternde junge Frau entgegen, wohl die Tochter, die den Friedrich gerufen hatte. Kurze blonde Haare umrahmten ein etwas fülliges Gesicht, das Kostüm, das sie trug, schien Gasperlmaier elegant und teuer. Sie packte Gasperlmaier am Arm und zog ihn mit sich die wenigen Stufen zur Haustür hinauf. „Kommen Sie, kommen Sie!“, heulte sie fast ununterbrochen. „Der Papa, der Papa!“ Gasperlmaier fürchtete sich ein wenig. Dem Anblick

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