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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Rock-Festival in einer großen Sportarena für die Sicherheit zu
sorgen. Es kam zu Krawallen, Burt wurde getötet. Zahlreiche Zeugen haben die
Jungen gesehen, die dafür verantwortlich waren. Ich war damals noch neu bei der
Polizei, aber die Mordkommission hat mich die Akte einsehen lassen. Jede Menge
Beweise. Doch als die Akte dann zum Bezirksstaatsanwalt gewandert war, lehnte
der eine Verfolgung ab.«
    Wallace hob sein Glas und nahm einen
Schluck. »Mangel an Beweisen, hieß es. Alles Scheiße. In Wirklichkeit machte
unser Bezirksstaatsanwalt einen Handel. Der Vater von einem der Jungs war ein
hohes Tier in der Raumfahrtindustrie unten in Monterey. Ein paar Monate später
kaufte sich Stameroff sein Haus in Presidio Heights.«
    Er schwieg einen Moment und meinte
dann: »Eines hat es bewirkt: So wurde aus mir der Polizist, der ich heute bin.
Vor Burts Tod hatte ich daran gedacht, die Polizei zu verlassen und in seine
Firma einzutreten. Doch danach beschloß ich, der verdammt beste Cop zu werden
und Fälle so aufzubereiten, daß sie nicht aus Mangel an Beweisen zu den Akten
gelegt werden konnten. Und ich schwor mir, Stameroff von seinem Podest zu
holen. Aber als ich ihn heute im Gerichtssaal erlebte, wurde mir klar, daß das
nie passieren wird.«
    »Das kann man nicht wissen«, sagte ich.
»Stameroff sieht nur gut aus, weil die Verteidigung noch nicht dran war.«
    Wallace zuckte mit den Schultern und
trank den nächsten Schluck. Ich wußte, er glaubte mir nicht. Und ich war auch
nicht sicher, ob ich mir selbst glauben sollte.
    »Sharon?« Adah Joslyn stand wieder am
Tisch.
    Ich schob meinen Stuhl weg und ließ sie
vorbei. »Haben Sie jemanden erreicht?«
    Sie nickte. »Sie hatten recht—der Kauz
draußen in Cedar Rapids ist tatsächlich Roger Woods. Er ist jetzt seit ein paar
Jahren in einem Pflegeheim, aber ich habe mit seiner Frau gesprochen. Die Sache
mit Melissa schien sie nicht besonders aufzuregen, und über Roger wollte sie
nicht viel sagen.«
    »Haben Sie sie gefragt, warum seine
FBI-Akte unter Verschluß ist?«
    »Sie behauptet, gar nicht zu wissen,
daß es eine über ihn gibt.«
    »Was ist mit dem Gerücht, daß er in den
Fünfzigern im Hafen von Seattle gestorben sei?«
    »Das hat sie überrascht. Und als ich
eine mögliche Verbindung zur Kommunistischen Partei von Amerika erwähnte, bekam
sie fast Zustände. Sagte, sie seien stets ›anständige Republikaner‹ gewesen wie
alle anderen auch.«
    »Interessant.« Lauter überraschende
Wendungen, aber keine, die ich mit dem in Einklang bringen konnte, was mir die
Leute über diesen Mann erzählt hatten.
    Ich sah auf die Uhr. Es ging auf halb
zwei, keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. »Danke für die Anfrage, Adah«,
sagte ich. »Ich halte Sie auf dem laufenden.« Dann eilte ich zurück in die City
Hall und ließ Hank über seinem Büffeleintopf sitzen, den er sich so schlau
unter den Nagel gerissen hatte.
     
     
     

30
     
    Nell Loomis klang gequält, als ich sie
aus einer Telefonzelle im dritten Stock der City Hall anrief. Die Fotos von den
Artischockenherzen habe sie alle vermasselt, sagte sie, und zu meinen Abzügen
sei sie noch nicht gekommen. Noch weniger zum Durchforsten der Ablage auf der
Empore. Ich betonte noch einmal, wie eilig es sei, und sie versprach mir,
innerhalb der nächsten Stunde anzufangen. Schließlich brauche sie das Geld
dringend. Ich sagte, ich würde um drei wieder anrufen.
    Von Cathy Potter erhielt ich erfreulichere
Nachricht. Keyes Development war einverstanden. »Sie hatten recht mit Ihrer
Annahme, daß Publicity Ihnen vielleicht einen Käufer verschafft«, fügte Cathy
hinzu. »Und ich hoffe jetzt nur noch, daß die Vermittlung über mich läuft.«
    Ich sagte, ich würde mich später wieder
wegen der letzten Einzelheiten bei ihr melden, und überließ sie ihren Träumen
von einer gewaltigen Provision. Dann eilte ich in den Gerichtssaal.
    Judy saß wieder im Zeugenstand, und
Jack begann gerade sein Kreuzverhör. Es lief gut. Während der Mittagspause
hatten beide ihr Gleichgewicht wiedergewonnen. Ihre Vorstellung lief so
reibungslos ab, daß sie vorher geprobt worden sein mußte. Trotz häufiger
Einsprüche Stameroffs gelang es Jack, an verschiedenen Punkten ihrer
Zeugenaussage vernünftige Zweifel anzumelden — Punkte, die Stameroff in einer
abermaligen Vernehmung der Zeugin nach dem Kreuzverhör nicht auszuhöhlen
vermochte.
    Stameroff wandte sich an die
Schauspielerin, die die Rolle der Louise Wingfield verkörperte, und

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