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Letzte Reise

Letzte Reise

Titel: Letzte Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Enquist
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fährt.«
    »Wenn? Es ist abgemacht, wir haben alle die Benachrichtigung bekommen! Der Kapitän führt das Kommando. Man konnte sich einschreiben. Hab ich sofort gemacht, ich wartete nur darauf.«
    Sollte sie ihn enttäuschen? Erklären, daß es eine Strategie war, ein Mittel, um die Expedition im Griff zu behalten? Besser darüber schweigen. Gierke würde auch gut für Isaac sorgen.
    »Ich werde es dem Kapitän sagen. Ich richte ihm deine Komplimente aus und sage ihm, daß du dich darauf freust, wieder bei ihm am Zeichentisch zu sitzen. Gut?«
    Isaac nickte strahlend. Er war stolz auf seine kartographische Kompetenz. Eine von ihm gezeichnete Karte werde in das Buch aufgenommen, ob sie das wisse? Und jetzt werde er wieder andere, nördliche, unbekannte Küstenlinien und Landzungen kartieren, unermüdlich, nach allen Regeln, bis die ganze Welt haargenau beschrieben sein würde. Er wippte auf seinem Stuhl vor und zurück und zeichnete imaginäre Küsten in die Luft.
    »Ich muß jetzt ein Weilchen ruhen«, sagte sie. »Es freut mich, daß du mit Nat gesprochen hast, das braucht er, und ich kann es nicht. Danke.«
    Isaac erhob sich, verdutzt über die Wendung des Gesprächs, den raschen Abschied.
    »Paß auf deine Finger auf, daß du dir ja keine Entzündung zuziehst. Ich komme bald wieder.« Er küßte sie auf die Wange. Sie blieb sitzen und sah zu, wie er mit energischen Schritten davonging.
    In der ersten Märzwoche hielt James seinen Antrittsvortrag vor der Akademie der Wissenschaften. Elizabeth hatte die Uniformjacke und ein neues Hemd für ihn herausgehängt und half ihm dabei, die Perücke zu befestigen. Ratternd fuhr die Kutsche vor, die ihn abholen kam; James steckte seine Aufzeichnungen in seine Innentasche, gab Elizabeth einen Kuß und rannte hinaus. Er ließ die Tür offenstehen. Sie winkte der Kutsche nach.
    Stunden später kam er zufrieden nach Hause und erzählte von den Komplimenten, die ihm die anwesenden Gelehrten gemacht hätten. Alle seien dagewesen. Sogar Forster habe andächtig zugehört. Der Vortrag habe exakt eine Stunde gedauert, und danach sei leidenschaftlich diskutiert worden. Über Fakten, nicht Spekulationen, von den Männern der Praxis, den Ärzten, den Botanikern, und nicht von den Philosophen, die sich still verhalten hätten. Ein wunderbarer Abend. James war so aufgekratzt, daß er nicht gleich schlafen konnte. Sie saßen zusammen am erloschenen Kamin, und Elizabeth lauschte der Musik seiner Stimme, ohne daß die Worte sie erreichten.
    Jetzt, da der Vortrag hinter ihm lag, hatte er Zeit, sich mit den Ernennungen zu befassen und die Offiziere zu empfangen, die einen Posten auf der Resolution bekommen hatten. Dazu blieb er am Nachmittag zu Hause. Die Fenster des großen Zimmers standen offen, das Wetter war ungewöhnlich mild, und Vögel hüpften im Garten umher. Elizabeth hielt sich während dieser Besuche versteckt und zog sich ins Schlafzimmer zurück. Dort war es an diesem Tag stickig. Sie war kurz eingenickt und wurde wach, als unten das Gartentor aufging. Männerstimmen, das Scharren von Ledersohlen auf Stein. Sie glitt vom Bett und setzte sich auf das Bänkchen am Fenster, wo der Vorhang sie verbarg. Vorsichtig drückte sie das Fenster weiter auf.
    James schlenderte mit den Händen auf dem Rücken durch den Garten. Neben ihm ging ein etwa fünfundzwanzigjähriger Mann in makelloser Uniform, der genauso groß und hager war wie James. Sie studierten die tropischen Pflanzen im Garten und sprachen über die Inseln, von denen diese Gewächse stammten.
    »In den Gärten des Königs sah ich diese Pflanzen auch«, sagte der junge Mann. »Sie sind dort allerdings um einiges größer.«
    »Dort arbeitet ein sehr guter Gärtner«, sagte James, »der uns wahrscheinlich auf der Reise begleiten wird. David Nelson heißt er. Banks hält große Stücke auf ihn, und das zu Recht.«
    Der Mann nickte. »Wer kommt noch mit? Nelson ist kein Botaniker, oder? Mir scheint, es ist von größter Wichtigkeit, genügend Personen an Bord zu haben, die wissenschaftlich beschlagen sind, Gelehrte auf allerlei Gebieten, das ist doch ein besonderer Aspekt Eurer Reisen, etwas ganz Außergewöhnliches.«
    Es war still. Dann explodierte James; Elizabeth erkannte seine Stimme kaum, so wüst und gellend schallte sie gegen die Gartenmauern.
    »Der Schlag soll sie treffen, diese Gelehrten! Und die ganze Wissenschaft dazu! Verdammte, prätentiöse Unheilstifter sind das. Die Ordnung an Bord stören, das können sie! Denken,

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