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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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ein Flugzeug zu >borgen< und nach Watsa zu fliegen. Dort sollte der Pilot heimlich einen Deserteur, einen Offizier von Kommando Fünf, aufnehmen. Nach Ablieferung des Deserteurs in Uganda sollte der Kubaner fünftausend Dollar erhalten. Und so bekam Steady Haynes Tinker Burns mit einem Rucksack, der 30 Kilo Goldbarren enthielt, aus dem Kongo. Und so erwarb Tinker Burns das Kapital, um ins Waffengeschäft einzusteigen, und Steady erhielt wahrscheinlich jeden Monat die viertausend Dollar.«
    »Was geschah mit dem kubanischen Piloten?«
    »Wer weiß?«
    Mott nickte nachdenklich, drehte seinen Sessel und blickte zum Fenster hinaus. Die Aussicht bot einige Gebäude, die dem seinen sehr ähnlich sahen. Über ihren Dächern konnte er die landenden und startenden Flugzeuge am National Airport beobachten.
    Den Blick noch immer auf die Flugzeuge gerichtet, fragte Mott: »Wissen Sie, daß Steady ein Buch geschrieben hat?«
    Er drehte sich so rechtzeitig mit dem Sessel, daß er Haynes gerade noch nicken sah. »Er und Isabelle. Seine Memoiren - oder Autobiographie.«
    »Es ist natürlich urheberrechtlich geschützt«, sagte Mott.
    »Und?«
    »In seinem Testament hat er Ihnen das Copyright übertragen. Ihr einziges Erbe, abgesehen von dem alten Caddy.«
    »Mein eigenes Urheberrecht. Man stelle sich vor.«
    »Hören Sie mir zu«, sagte Mott. »Vor zwei Wochen, als Steady sein Testament aufsetzte, kurz bevor er und Isabelle sich im Hay-Adams einquartierten, hat er ein versiegeltes Exemplar bei mir hinterlegt. Nach seinen Worten die einzige Ausfertigung. Des Manuskripts, nicht des Testaments.«
    »Der Ausdruck >einzige Ausfertigung< hat mich stets beunruhigt.«
    »Mich auch«, sagte Mott. »Aber in diesem Fall kann es zutreffen.« Er verharrte kurz, als beginne er einen neuen Absatz, und sagte: »Etwa dreißig oder fünfunddreißig Minuten, bevor Sie durch meine Tür kamen, hatte ich einen Anruf von einem Mann, den ich als Anwalt mit sehr guten Beziehungen bezeichnen würde.«
    »Was heißt, er ist ein Ex-was?«
    »Ein Ex-Senator mit einem Mandanten, der, wie er sagt, allerhöchstes Interesse hat, das Copyright an einem unveröffentlichten Werk von Steadfast Haynes zu erwerben. Was selbstredend bedeutet, der Mandant möchte alle Rechte an Steadys Manuskript kaufen und kontrollieren: Druck, Tonaufnahmen, Film, Theater und so weiter. Der Senator war nicht ermächtigt, den Namen seines Mandanten preiszugeben, aber er war ermächtigt, ein Angebot zu machen.«
    »Für etwas, das er nicht einmal gelesen hat«, sagte Haynes.
    »Exakt.«
    »Wieviel?«
    »Einhunderttausend.«
    »Jemand möchte es sehr tief vergraben.«
    »Anscheinend.«
    »Rufen Sie ihn zurück und sagen Sie ihm, der Sohn und Erbe will eine halbe Million, keinen Cent weniger. Und dann warten Sie ab, was er sagt.«
    »Er wird nein sagen.«
    »Dann sagen Sie ihm, der Sohn und Erbe hat einen steuerbegünstigten Abschreibungsfonds auf die Beine gestellt und plant derzeit, auf Grundlage des unveröffentlichten Manuskripts seines Vaters das Drehbuch für einen Kinofilm zu schreiben, die Regie zu führen und die Hauptrolle zu übernehmen.«
    Mott starrte Haynes an, ohne auch nur verbergen zu wollen, daß er in Gedanken eine rasche Neubewertung vornahm. »Ich dachte, Sie seien beim Morddezernat.«
    »War ich, aber jetzt bin ich Schauspieler.«
    »Ich glaube zudem, Sie meinen es ernst.«
    »Die Aufgabe eines Schauspielers ist es, andere glauben zu machen.«
    »Steady konnte das normalerweise auch - mich fast alles glauben machen. Bemerken Sie die Betonung auf >fast<.«
    »Dann habe ich offenbar nicht nur ein Auto und ein Copyright geerbt, sondern auch eine Begabung.«
    »Nehmen Sie die Hunderttausend«, sagte Mott. »Einen besseren Rat kann ich nicht geben. Sollten Sie versuchen, mehr herauszuquetschen, könnten Sie einen Batzen Geld verlieren.«
    »Ich habe schon einen Batzen Geld«, sagte Haynes.
    »Seltsamerweise glaube ich Ihnen auch das.«
    Mott fischte einen kleinen Schlüssel aus seiner Hosentasche und öffnete damit die untere rechte Schublade seines Schreibtisches. Der tiefen Schublade entnahm er ein in festes braunes Packpapier gewickeltes mit Bindfaden verschnürtes Bündel. Das Päckchen war an drei Stellen mit rotem Wachs versiegelt. Mott reichte es Haynes, der auf dem Etikett den handgeschriebenen Namen seines verstorbenen Vaters und die Anschrift in Berryville, Virginia, las. Außerdem klebten Briefmarken im Gesamtwert von 3,61 Dollar auf dem Päckchen. Auf dem braunen

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