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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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schmutzige Sonnenbrille ab, starrte Haynes an und sagte: »Wann?« »Vor einer knappen Woche. Schlaganfall.«
    »Dann sind Sie ... Granville, richtig?«
    Haynes nickte. »Wir haben ihn heute beerdigt. In Arlington.«
    »Tut mir sehr leid«, sagte McCorkle. »Ich habe das nicht gewußt. Ich hätte gern teilgenommen.«
    »Danke. Tinker Burns ist hergeflogen. Isabelle Gelinet war da. Und jemand aus Langley.«
    »Ich weiß, daß Padillo bestimmt gekommen wäre, wenn er nicht ...«
    Haynes unterbrach ihn mit einem Lächeln. »Er hat es mir gesagt.«
    McCorkle fand, das Lächeln war eine exakte und unkoschere Kopie jenes, das der verstorbene Steadfast Haynes so erfolgreich verwendet hatte. »Wie lange bleiben Sie in der Stadt?«
    »Ein oder zwei Tage. Ich muß einen Anwalt aufsuchen, dessen Kanzlei offenbar in diesem Gebäude ist.« Er blickte nach oben. »Man hat es um Sie herum und drüber weg gebaut, nicht?«
    »Wir hatten Glück«, sagte McCorkle.
    »Der Anwalt heißt Mott. Howard Mott. Kennen Sie ihn?«
    »Er ist einer unserer Vermieter.«
    »Wie ist er?«
    »Ich weiß nicht, wie er in Erbschaftssachen ist«, sagte McCorkle, »aber wenn ich mal richtig in der Patsche sitzen sollte, würde ich ihn anrufen.«
    Erneut lächelte Haynes sein ererbtes Lächeln. »Klingt ganz nach Steadys Anwalt, nicht?«

 
     
    S ECHS
    Mott, James, Lovelandy & Nathan hatten sich auf die Verteidigung von Weiße-Kragen-Tätern spezialisiert und waren in weniger als acht Jahren von zwei auf vierzehn Partner angewachsen. Ihre Büroräume nahmen mittlerweile die drei oberen Geschosse des siebengeschossigen Gebäudes ein, das sich um Mac's Place schmiegte, und die Kanzlei prosperierte beinahe unanständig dank des Schwarms verängstigter Mandanten, die sich während der letzten Jahre der Regierung Reagan ihrer kostspieligen Dienste versichert hatten.
    Howard Mott, einer der beiden Gründungspartner, sah aus, als hätten ihn zwei linke Hände aus unpassenden Einzelteilen zusammengesetzt. Er war knapp einssiebenundsiebzig, hatte einen langen, langen Rumpf, der auf Stummelbeinen ruhte, und bedurfte maßgefertigter Hemden mit vierundneunzig Zentimeter langen Ärmeln. Statt der Augen hatte er ein Paar schwarzleuchtende, vibrierende Dinger, die tief aus zwei engen, dunklen Höhlen starrten, in denen sie hausten.
    Doch die Menschen, vor allem die auf einer Schöffenbank, vergaßen rasch, wie Mott aussah, sobald er den Mund auftat. Er verfügte über eine tiefe Stimme, die alles vermochte: flehen, donnern, schmeicheln, anklagen, argumentieren - und sogar eine bemerkenswert derbe Parodie darüber zu singen, wie Michael Deaver in aller Herrgottsfrühe gehängt wurde.
    Motts wesentlichster Aktivposten jedoch war sein Verstand, der, wie eine respektable Mehrheit der juristischen Bruderschaft zu Washington, beileibe nicht alles Bewunderer, beipflichtete, brillant war.
    Er wohnte mit seiner 36 Jahre alten Frau Lydia, die im Juli ihr erstes Kind erwartete, in einem alten zweistöckigen Haus in Cleveland Park. Gewöhnlich hatte Mott das Gefühl, soviel Glück zu haben, wie ein Mensch nur verdiente, und es störte ihn, wenn auch nicht sehr, als er feststellte, daß er den Mann, der auf der anderen Seite seines Schreibtischs im Besuchersessel saß, beinahe beneidete.
    »Tut mir leid, daß ich an der Zeremonie nicht teilnehmen konnte«, sagte Mott. »Aber ich hatte den ganzen Morgen bei Gericht zu tun. Und Steadys Ableben tut mir sehr, sehr leid.«
    »Danke«, sagte Granville Haynes.
    »Sie sehen ihm verflixt ähnlich, nicht wahr?«
    »Das hat man mir gesagt.«
    »Manchmal habe ich mich gefragt, wie es sein mag, mit Steadys Aussehen durchs Leben zu wandeln.«
    »Einige Menschen, besonders Frauen, macht es mißtrauisch.« Haynes hielt inne, lächelte andeutungsweise und fügte hinzu: »Anfangs.«
    »Dann ist es genauso, als sei man häßlich, nicht?«
    »So habe ich es noch nie gesehen, Mr. Mott.«
    Mott seufzte tief und sagte dann: »Nennen Sie mich lieber Howard. Wenn ich fertig mit dem bin, was ich Ihnen zu sagen habe, möchten Sie vielleicht wieder zu >Mr. Mott< zurückkehren.«
    »So schlimm?«
    Mott lehnte sich in seinem Sessel zurück und musterte Haynes. »Hängt von Ihren Erwartungen ab.«
    »Nicht vorhanden.«
    »Das fügt sich glücklich, denn Steady war bei seinem Tod pleite - jedenfalls so gut wie.«
    Haynes sagte nichts.
    »Der wesentliche Teil seines Vermögens besteht aus der Farm bei Berryville und einem sechsundsiebziger Cadillac-Kabrio mit rund

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