Letzte Runde in Mac's Place
versucht uns mit den Vorderfüßen ans Leder zu gehen. Und als es wieder hochsteigt und runterkommt, schieße ich.«
»Genau zwischen die Augen«, sagte Schlitz mit einem sonderbaren breiten Lächeln. »Ein toller Schuß!«
Zwar hatte Schlitz - wie Pabst - einen Baumstammhals, aber er hatte auch eines jener automatischen Allzwecklächeln, die zuviel Zahnfleisch zeigen und eingesetzt werden, um Freude, Wut, Schmerz, Hoffnung, Furcht, Frohsinn, Zustimmung und manchmal absolut gar nichts auszudrücken.
Tinker Burns hatte ein solches Lächeln in der Legion gesehen und wußte, daß es oft Psychopathen eigen war. Speziell erinnerte er sich an zwei Legionäre, beides Grenzfallsoziopathen, die mit zwei Tagen Abstand unter schrecklichen Schmerzen gestorben waren, beide an Bauchschüssen, beide das Allzwecklächeln unverrückbar an seinem Platz.
Zusätzlich zu dem Lächeln hatte Schlitz braune Glotzaugen, getrennt von einer Nase, die erst gerade, dann nach links und dann wieder gerade verlief. Über allem befand sich ein Dickicht aus schwarzen, grau durchsetzten Locken, während sich darunter ein vorspringendes Kinn befand, an dem man, wie Burns vermutete, seinen Hut aufhängen konnte.
»Sie haben also das Pferd erschossen, hm?« sagte Burns zu Pabst.
»Ja.«
»Das war dumm.«
»Das Vieh war dabei, die ganze Nachbarschaft aufzuwecken.«
»Der nächste Nachbar wohnt einen halben Kilometer weg.«
Schlitz setzte sein Allzwecklächeln auf. »Trotzdem ist das Pferd tot, Mr. Burns.«
»Allerdings«, sagte Burns. »Fahren Sie fort!«
»Als ich das Vieh erschossen habe«, sagte Pabst, »gehen wir durch die Hintertür rein.«
»War es draußen noch dunkel?«
»Ja. Und als wir die Tür aufgebrochen haben und drin sind, warten wir, bis es hell wird, denn wir wollen kein Licht einschalten und keine Taschenlampen benutzen, falls jemand draußen vorbeifährt. Als es hell wird, fangen wir zu suchen an
- erst oben, dann unten. Wir haben gerade in der Küche angefangen, als wir sie hören.«
»Was haben Sie gehört?« fragte Burns.
»Wie sie mit dem Auto vorfährt«, sagte Schlitz. »Auf dem Kies macht sie einen Riesenlärm. Schlägt die Autotür zu, klappert mit ihren Absätzen über die Veranda und kommt rein.«
»Durch die Haustür. Richtig?«
»Sie hat 'nen Schlüssel.«
»Wo waren Sie beide da?«
»Noch immer in der Küche«, sagte Schlitz. »Wir hören sie ins Eßzimmer gehen und rumspazieren. Dann bleibt sie stehen und gibt eine Minute lang keinen Mucks von sich. Danach geht sie wieder nach draußen, kommt zurück und spaziert direkt in die Küche rein.«
»Und sieht euch beide«, sagte Burns.
»Genau, aber da haben wir schon Einkaufstüten auf dem Kopf«, sagte Schlitz. »Pabst packt sie sich, und ich klebe ihr Isolierband über'n Mund. Dann verkleben wir ihre Hände und Füße und stecken sie in einen Schrank - hinter die einzige Tür, die wir abschließen können. Den Schlüssel hab' ich noch.«
Burns seufzte. »Und dann?«
»Ich und Pabst hauen ab.«
»Wie hat sie ausgesehen?« fragte Burns.
Pabst sah Schlitz an und sagte: »Gar nicht schlecht, hm?«
Schlitz bejahte die Frage mit seinem Allzwecklächeln.
»Dunkle Haare«, sagte Pabst. »Gute Zähne. Blue Jeans, Reitstiefel und Lederjacke. Für jemand in ihrem Alter ganz gut in Form.«
»Wie alt?«
Erneut blickte Pabst zu Schlitz. »Vierzig? So ungefähr?«
»Mindestens zweiundvierzig«, sagte Schlitz.
»Haben Sie etwas gestohlen?« fragte Burns.
Schlitz' Lächeln erschien, verschwand und erschien erneut. »Wie meinen Sie das: etwas gestohlen?«
»Einen Fernseher. Ihre Uhr. Meinetwegen ihr Portemonnaie. Irgendwas, was es wie einen Diebstahl aussehen läßt.«
»Sie haben uns nicht gesagt, daß wir was stehlen sollen«, sagte Schlitz, immer noch lächelnd. »Sie haben nur gesagt, wir sollen reingehen und versuchen, etwas zu finden.«
Tinker Burns lehnte sich in seinem Sessel zurück, legte seine Arme auf die Lehnen, atmete tief ein und wieder aus und sagte: »Was haben Sie gemacht, nachdem Sie die Frau gefesselt und in dem Schrank eingesperrt haben?«
»Wir machen uns davon«, sagte Pabst. »Aber in aller Ruhe. Zuerst schleicht Schlitz auf die Straße raus und gibt ein Signal, als die Luft rein ist. Dann fahr' ich aus der Scheune raus, lasse ihn einsteigen und fahre los, ohne daß uns jemand sieht.«
»Aber davor haben Sie doch ihren Wagen durchsucht, oder?« fragte Burns.
Schlitz vergaß zu lächeln und setzte ein verblüfftes Gesicht auf.
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