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Letzte Runde in Mac's Place

Letzte Runde in Mac's Place

Titel: Letzte Runde in Mac's Place Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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»Warum das denn?«
    »Sie haben gesagt, die Frau ist ins Haus gekommen«, sagte Burns. »Dann ist sie in das Eßzimmer gegangen und knapp eine Minute dort geblieben, ohne daß etwas zu hören war. Dann ist sie wieder zu ihrem Wagen gegangen und wieder zurückgekommen. Irgendwie kommt mir dabei der Gedanke, daß sie vielleicht gewußt hat, wo sie nach dem sucht, was Sie beide nicht gefunden haben. Daß sie es vielleicht gefunden und in ihren Wagen gebracht hat.«
    Schlitz, jetzt wieder lächelnd, schüttelte seinen Kopf dreimal von links nach rechts und von rechts nach links. »Niemals, Mr. Burns.«
    »Wieso nicht?« fragte Burns mit sanfter Stimme.
    »Weil sie nicht deswegen da war.«
    Alle Sanftheit schwand aus Burns' Stimme. »Woher wollen Sie, verdammt noch mal, wissen, weswegen sie da war?«
    »Mr. Burns, Sie waren nicht da«, sagte Pabst, »und Sie haben es nicht gesehen.«
    »Was nicht gesehen?«
    »Den Pferdeanhänger an ihrem Pickup«, sagte Schlitz, Triumph in seinem Lächeln. »Sie war wegen dem Pferd da. Nicht wegen dem, hinter dem wir her waren.«
    »Richtig«, sagte Burns. »Natürlich.« Er stand auf. »Das Pferd.« Er griff in die Innentasche seiner grauen Anzugjacke, zog einen weißen Briefumschlag heraus und reichte ihn dem immer noch sitzenden Schlitz, der hineinschaute, die vierzig 100-Dollar- Noten nachzählte, lächelnd seine Zufriedenheit kundtat und aufstand. Pabst erhob sich ebenfalls.
    Immer noch lächelnd, stopfte Schlitz den Umschlag in seine rechte Gesäßtasche und sagte: »Wenn wir mal wieder was für Sie erledigen sollen, Mr. Burns, wissen Sie, wo Sie uns erreichen können.«
    »Das weiß ich«, sagte Burns, ging mit ihnen zur Tür, ließ sie hinaus und legte die Sicherungskette vor. Wieder in der Mitte des Zimmers, zog er einen Notizzettel aus der Hosentasche. In Druckbuchstaben standen zwei Namen darauf. Mr. Schlitz und Mr. Pabst. Unter den Namen stand eine Telefonnummer.
    Suchend sah sich Tinker Burns nach einem Aschenbecher um, bis ihm einfiel, daß er sich in einem Nichtraucherzimmer eingecheckt hatte. Er ging ins Bad, zündete den Zettel über der Toilette an, ließ die Asche hineinfallen und spülte sie hinunter.
    Wieder im Zimmer, setzte er sich neben dem Telefon aufs Bett und zog ein dünnes Adressenverzeichnis aus der Tasche. Den Hörer zwischen rechtem Ohr und rechter Schulter eingeklemmt, das Büchlein offen in der rechten Hand, tippte Burns mit der linken Hand eine elfstellige Zahl ein.
    Es läutete fünfmal, bis sich eine Frauenstimme meldete. »Letty?« sagte Burns. »Tinker Burns hier. Ich dachte, wir treffen uns mal und quatschen ein bißchen.«
    »Fick dich ins Knie, Tinker!« sagte Letitia Melon Haynes und unterbrach die Verbindung.
    Langsam legte Burns den Hörer auf, erhob sich, starrte einen Moment auf das Telefon, ging dann zum Schreibtisch und goß drei Fingerbreit Scotch in ein Glas. Im Bad füllte er das Glas mit Wasser auf. Mit dem Glas in der Hand ging er zum Fenster und blieb dort mehr als dreißig Minuten stehen, langsam seinen Whisky trinkend, den Blick in den nächtlichen Schneefall auf der 15th Street gerichtet.

 
    Z WEIUNDZWANZIG
    McCorkle beendete die alkoholisierte Doppelhakelei an der Theke, bevor der dritte Haken plaziert werden konnte. Er beendete sie wie üblich, indem er jeden der beiden Kontrahenten beim Ohr packte und ihn so weit wie möglich von seinem Gegner entfernt hielt.
    Sobald er sie auseinander hatte, äußerte McCorkle seine Standardaufforderung: »Also gut, meine Herren. Ich lasse die Ohren los, sobald ich die Autoschlüssel auf der Bar sehe.«
    Zuerst landeten die Jaguarschlüssel auf der Bar, dann die des Mercedes. Karl Triller, der Barkeeper, fischte sie von der Theke und sagte: »Sie können sie morgen Schlag zwölf wieder abholen.«
    Die beiden Streithähne waren hochangesehene und hochbezahlte Lobbyisten aus der K Street, Mittvierziger, die wohlhabend, vielleicht sogar reich sein könnten, hätten sie nicht erst kürzlich ihre teure Scheidung hinter sich gebracht. Zum gegenseitigen Trost hatten sie eine Zwei-PersonenSelbsthilfegruppe gegründet, deren Therapie darin bestand, zuviel zu trinken und dabei über die fast schon vergessenen fünfziger Jahre zu räsonieren.
    Während der letzten beiden Monate hatten sie sehr häufig in Mac's Place räsoniert.
    Der kleinere der Lobbyisten, der so aussah, wie der Mann von der Straße sich einen Senator vorstellt, und der von Touristen oft für einen solchen gehalten wurde, maß einen

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