Letzte Runde in Mac's Place
Bewunderung.
»Am Tag nach der Beerdigung«, sagte sie, »bin ich zu unserem ... na ja, zu seinem Haus bei Berryville rausgefahren. Ich hatte noch einen Schlüssel. Ich bin ins Haus gegangen und hab' im Eßzimmer ein Manuskript gefunden. Er und seine Freundin hatten es in eine Art Büro verwandelt. Das Manuskript lag in einer Schachtel für Schreibmaschinenpapier. Ich hab' nur die Titelseite gelesen. >Zum Söldner berufen<, dann der Name und eine Zeile über das Copyright. Ich hab' den Deckel auf die Schachtel gelegt und sie zu meinem Pickup rausgetragen. Dann bin ich wieder ins Haus und wollte mir in der Küche eine Tasse Kaffee aufbrühen. Zwei Männer mit Papiertüten über dem Kopf haben mich überfallen, gefesselt, geknebelt und in einen kleinen, düsteren Schrank gesteckt, wo ich jetzt noch wäre, wenn Erika McCorkle und Granville nicht aufgetaucht wären.«
»Die kleine McCorkle war mit Granny zusammen?« sagte Burns mit hörbarem Interesse. »Du hast Glück gehabt.«
»Du weißt wohl nichts über die beiden Männer, die mich überfallen haben, Tinker?«
»Nein, gnä' Frau.«
»Vielleicht, wer sie angeheuert hat?«
»Wieso glaubst du, daß jemand sie angeheuert hat?«
»Weil sie nichts gestohlen haben.«
Burns dachte über diese Logik nach, pflichtete ihr mit einem widerstrebenden Kopfnicken bei und sagte: »Hast du es noch?«
»Das Manuskript? Selbstverständlich.«
Burns rutschte nach vorn. Sein ernster Gesichtsausdruck verbarg einen Teil seiner Erregung. »Letty, ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn ich es einmal rasch durchsehen dürfte.«
»Um zu sehen, ob dein Freund erwähnt ist?«
»Genau. Es dauert nicht lange.«
Zum ersten Mal lächelte Letty Melon. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
Sie stand auf und ging auf eine Bücherwand am anderen Ende des Zimmers zu. Auch Burns stand auf und folgte ihr. Vor den Büchern stand ein schwarzer Walnußtisch, darauf ein weißer Karton.
Letty Melon zeigte auf den Karton und sagte: »Bedien dich nur.«
Burns starrte auf die Schachtel, hob sie behutsam hoch, schüttelte sie ein bißchen, stellte sie wieder hin und nahm den Deckel ab. Er beugte sich ein wenig vor, um die Titelseite zu lesen, dann nahm er alle 386 Seiten heraus und legte sie beinahe ehrfürchtig auf den Tisch. Nachdem er die Titelseite auf den Tisch geblättert hatte, las er die Housman-Zeilen, blätterte sie ebenfalls um, las die Widmung für Granville Haynes, legte sie auf die beiden anderen Seiten und begann, Kapitel eins zu lesen. Er las die beiden Zeilen, hörte auf, las sie erneut und drehte langsam den Kopf, um die jetzt grinsende Letty Melon mit einem zornigen Blick zu bedenken.
Burns öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, änderte seine Meinung und blätterte, während sein Gesicht eine gefährliche Röte annahm, schnell durch die restlichen leeren Seiten. Dann richtete er sich auf, drehte sich um und brüllte seine Frage: »Verdammte Scheiße, Letty, wo ist es?«
»Du hast es vor Augen, Tinker. Genau, wie ich es gefunden habe. Ein falsches Manuskript. Wenn du es haben willst, gehört alles dir.«
Tinker Burns wandte sich wieder zu dem zehn Zentimeter hohen Stapel überwiegend leerer Seiten, schob sie ordentlich zusammen, legte sie in die Schachtel und stülpte den Deckel darüber. Er nahm die Schachtel, hielt sie an seine Brust gedrückt und sah sich im Zimmer um, als versuche er sich zu erinnern, wo er seinen Mantel gelassen hatte.
»Ich werde mit Granny reden«, sagte er, mehr zu sich selbst als zu Letty Melon. »Er muß wissen, wo es ist.«
»Und wenn es gar kein Buch gibt?« fragte sie. »Wenn das Steadys Abschiedsschwindel ist? Seine letzte Lüge?«
Er starrte sie an, während sein Gesicht das normale sonnengebräunte, wettergegerbte Aussehen annahm. »Dann sind zwei Menschen für nichts gestorben, nicht wahr?«
N EUNUNDZWANZIG
Granville Haynes, der, nur mit Jockey-Shorts bekleidet, an die Kissen gelehnt im Bett saß, blickte von einem Bericht der New York Times über Hollywood-Agenten auf, um der nackten Erika McCorkle zuzusehen, die aus dem Bad kam, zum fahrbaren Tisch des Zimmerservices ging und sich eine kalte Kartoffelfritte in den Mund steckte. Dann ging sie zum Schrank, um den langen weißen Frotteemantel überzustreifen, den das Willard Hotel, wie es seine Gäste sanft warnte, auf die Rechnung setzen würde, sollten sie ihn stehlen.
Während sie den Gürtel des Mantels zuzog, sagte sie: »Das war der beste Siebzehn-Dollar-plus-
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