Letzte Runde in Mac's Place
Asphalt des Parkplatzes.
»Harry kann gemein sein«, sagte McCorkle und ließ es so klingen, als denke er laut nach. »Und er kennt alle Verhörtechniken der IRA. Üble Sachen. Als erstes wird er euch wahrscheinlich fragen, ob ihr wirklich für ihn oder für Tinker Burns arbeitet. Und ganz egal, was ihr ihm sagt, er wird sichergehen müssen, daß ihr nicht lügt.«
Pabst, noch immer auf den Asphalt starrend, murmelte: »Harry muß es ja nicht erfahren.«
»Wie bitte?« sagte Padillo.
Pabst hob den Kopf. »Ich hab' gesagt, daß Harry es nicht erfährt, wenn Sie es ihm nicht sagen.«
»Warum sollte ich es ihm vorenthalten? Ihr habt mein Verdeck aufgeschlitzt. Aber Harry wird es mir nicht bezahlen, wenn ich ihm nicht sage, was ihr beide getan habt - und warum.«
»Vielleicht können wir uns arrangieren«, sagte Schlitz mit einem breiten Lächeln, dem es jedoch an Zuversicht mangelte.
»Und wie?«
»Ich meine, wenn Sie beide was erledigt haben müssen, vielleicht können wir das für Sie tun und auf diese Art Ihr Verdeck bezahlen, und dann braucht Harry nichts davon zu erfahren.«
Padillo musterte Schlitz einen Moment, bevor er fragte: »Macht Tinker Burns einem von euch beiden Kopfzerbrechen?«
»Bestimmt nicht«, sagte Pabst. Die Antwort kam schnell, für McCorkles Geschmack viel zu schnell.
»Dann hättet ihr doch nichts dagegen, ihn zu belügen, oder?« sagte Padillo.
Nach einem vorsichtigen Kopfnicken sagte Pabst: »Lassen Sie hören.«
»Wir wollen«, sagte Padillo, »daß ihr Tinker in seinem Hotel anruft. Wenn er nicht da ist, hinterlaßt ihr eine Nachricht. Die Nachricht wird nur besagen, ihr hättet erfahren, daß McCorkle und Padillo das Haynes-Manuskript haben. Mehr nicht. Doch wenn Tinker selbst ans Telefon kommt, sagt ihr ihm, ihr wärt bei Harry Warnock und den Jungs im Pong's gewesen, und dort sei darüber geredet worden, daß McCorkle und ich das Manuskript hätten. Wenn Tinker nach Einzelheiten fragt, sagt ihr ihm, mehr wüßtet ihr nicht.«
Schlitz war es, der eine einigermaßen annähernde Version der Anweisungen wiederholte und sagte: »Und wann sollen wir ihn anrufen?«
»Jetzt«, sagte Padillo.
»Ich benutze das Autotelefon.«
»Ich habe kein Autotelefon.«
Schlitz machte sich nicht die Mühe, sein Erstaunen zu verbergen, als er sagte: »Du lieber Gott, heute hat doch jeder .«
»Ich nicht«, sagte Padillo.
»Und ein Faxgerät haben wir auch nicht«, sagte McCorkle.
»Also gut«, sagte Schlitz. »Wir können ja das Telefon in meinem Auto nehmen.«
Als McCorkle an die Hotelzimmertür klopfte, wurde sie von seiner Tochter geöffnet, die offensichtlich nichts außer einem weißen Oxfordhemd trug, das zudem recht nachlässig geknöpft war.
»In der Lobby sind Haustelefone«, sagte sie.
»Wir können hier draußen warten, bis du .«
McCorkle wurde von Granville Haynes' Stimme hinter der halb geöffneten Tür unterbrochen. »Wer ist es denn?«
»Paps und der alte Kerl, der die bewaffnete Eskorte mimt.«
»Dann bitte sie herein.«
»Ihr seid willkommen«, sagte sie, entfernte sich von der halb geöffneten Tür und verschwand im Bad.
McCorkle betrat, gefolgt von einem amüsiert dreinblickenden Padillo, das Zimmer. Langsam drehte McCorkle sich um die eigene Achse und nickte Haynes zu, der Hose, Hemd und Halbschuhe, aber keine Socken trug. McCorkle setzte seine langsame Pirouette fort, registrierte den Servierwagen, die leeren und halbleeren Gläser, die verstreuten Seiten der Sonntagsausgaben von Washington Post und New York Times, das zerwühlte Bett und zu guter Letzt Padillos amüsierten Blick.
»Was ist denn so komisch?« fragte McCorkle.
»Wütende Väter sind immer komisch.«
»Wer sagt, daß ich wütend bin.«
»Deine cholerische Röte.«
»Möchten Sie einen Drink?« fragte Haynes.
McCorkle wandte sich um und starrte ihn an. »Möchten? Nein. Brauchen? Ja.«
»Scotch, Wodka, Bier oder was?«
»Scotch.«
»Mr. Padillo?«
»Danke, nichts.«
»Vielleicht brauchen Sie einen, wenn Sie von unserem Drohanruf erfahren.«
»Von wem?«
»Erika hat den Anruf entgegengenommen, deshalb sollte sie es erzählen.«
Als die Drinks eingegossen und serviert waren, kam Erika aus dem Bad. Sie trug nun eine Hose und darüber das weiße Herrenhemd, jetzt bis auf die beiden obersten Knöpfe zugeknöpft. Sie ging zum Minikühlschrank, nahm eine Dose Bier heraus, riß sie auf und trank durstig. Dann wandte sie sich zu ihrem Vater um und sagte: »Okay, bringen wir's hinter
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