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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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kriegen jetzt gleich Gelegenheit dazu. «
    Er drehte sich um. Eine ältere Frau bewegte sich mühsam über die Einfahrt des Hauses auf der anderen Straßenseite. Sie stützte sich schwer auf eine Gehhilfe mit einem Korb an der Vorderseite. An den hinteren Beinen des Gestells steckten leuchtend gelbe Tennisbälle. Die Haustür ging auf, und eine Frau in einer rosa Schwesternuniform rief: » Mrs Barnes! Sie haben Ihre Jacke vergessen! «
    Der alten Frau schien das nicht viel auszumachen, obwohl sie nur ein dünnes Hauskleid und Pantoffeln trug. Der Wind war so heftig, dass der Saum hochgeweht wurde, als sie sich die steile Einfahrt hinaufmanövrierte. Zum Glück verhinderten die Sohlen ihrer Frottee-Pantoffeln, dass sie auf dem Beton ausrutschte.
    » Mrs Barnes! « Die Schwester lief mit der Jacke die Einfahrt hinunter. Sie war ein kräftiges Mädchen mit breiten Schultern und einem üppigen Dekolleté. Sie war außer Atem, als sie die alte Frau endlich eingeholt hatte. Sie legte ihr die Jacke um die Schultern und sagte: » Sie holen sich hier draußen noch den Tod. «
    Lena ging auf die Frauen zu. » Mrs Barnes, das ist Agent Trent vom Georgia Bureau of Investigation. «
    Mrs Barnes rümpfte demonstrativ die Nase. » Was wollen Sie? «
    Will fühlte sich zurückversetzt in die dritte Klasse, als er wegen diverser Schuljungen-Untaten angeblafft wurde. » Ich würde mit Ihnen gerne über Allison und Tommy reden, falls Sie einen Augenblick Zeit haben. «
    » Anscheinend haben Sie das ja schon entschieden. «
    Will schaute zu ihrem Briefkasten, weil ihm die Hausnummer von einem Einsatzbericht her bekannt vorkam. » Jemand aus Ihrem Haus rief wegen Tommys bellendem Hund die Polizei. Ihr Name stand jedoch nicht in dem Bericht. «
    » Das war ich « , warf die Krankenschwester ein. » Ich schaue abends immer nach Mrs Barnes. Normalerweise komme ich nicht vor sieben Uhr, aber sie brauchte Hilfe bei diversen Hausarbeiten, und ich hatte nichts Besseres zu tun. «
    Will hatte nicht bemerkt, wie spät es schon war. Er schaute auf sein Handy und sah, dass es bereits beinahe drei Uhr war. Faith hatte noch knapp über eine Stunde, bevor sie ins Krankenhaus musste. Er fragte die Schwester: » Sind Sie jeden Abend hier? «
    » Jeden Abend außer am Donnerstag, und ich bekomme den letzten Sonntag im Monat frei. « Will musste sich ihre Sätze im Kopf noch einmal langsamer vorsagen, damit er verstand, was sie gesagt hatte. Die Frau näselte mehr als jeder, den er im Grant County kannte.
    Lena zog Stift und Notizbuch heraus. Sie fragte die Schwester: » Können Sie mir sagen, wie Sie heißen? «
    » Darla Jackson. « Sie griff in die Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. Ihre Fingernägel waren grell rot und künstlich und passten hervorragend zu ihrem dick aufgetragenen Make-up. » Ich bin im E-Med Building am Highway fünf stationiert. «
    Lena deutete zu dem vor dem Haus stehenden Accord. Sie kannte die Antwort zwar bereits, fragte aber trotzdem: » Ist das Ihrer? «
    » Ja, Ma’am. Macht nicht mehr viel her, ist aber bezahlt. Ich zahle alle meine Rechnungen pünktlich. « Sie warf ihnen einen bedeutungsvollen Blick zu, und Will nahm an, dass Mrs Barnes nichts von den manipulierten Schecks wusste.
    Lena gab Will die Karte. Er schaute sie ein paar Sekunden an, bevor er Darla fragte: » Warum haben Sie wegen Tommy die Polizei gerufen? «
    Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber Mrs Barnes übernahm und richtete ihre Antwort direkt an Will. » Dieser Junge hat nie irgendjemandem irgendwas getan. Er hatte das sanfteste Herz und die freundlichste Art. «
    Will steckte die Hände in die Tasche, weil er das Gefühl hatte, seine Finger würden bald vor Kälte brechen. Er musste mehr über Tommys plötzlichen Stimmungswechsel herausfinden für den Fall, dass Faith recht hatte mit den Drogen, die er möglicherweise im Medizinschränkchen des Jungen gefunden hatte.
    » Im Einsatzbericht steht, Tommy hätte jemanden angeschrien. Ich nehme an, das waren Sie, Ms Jackson? « Die Schwester nickte, und Will fragte sich, warum Darlas Name in dem Bericht nicht erwähnt wurde. Es kam ihm merkwürdig vor, dass der aufnehmende Beamte ihn sich nicht zusammen mit den anderen Details notierte hatte. » Können Sie mir sagen, was passiert ist? «
    » Na ja, zunächst wusste ich nicht, dass er zurückgeblieben ist « , sagte sie beinahe entschuldigend. » Als amtlich zugelassene Krankenschwester versuche ich natürlich, gegenüber Menschen mit

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