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Letzte Worte

Letzte Worte

Titel: Letzte Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Slaughter
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die Straße entlangging. Vor dem Eisenwarenladen blieb er stehen, um mit einem Mann zu reden, der Müll und Dreck vom Bürgersteig fegte. Es hatte aufgehört zu regnen, und die beiden schienen sich Zeit zu lassen. Will stellte sich vor, dass sie über Allison Spooner und Tommy Braham redeten. In einer Kleinstadt wie dieser gab es sonst kaum etwas, das die Leute beschäftigte.
    Ein alter Cadillac fuhr auf den Parkplatz. Trotz der Entfernung drang Gospelmusik an Wills Ohren. Marla Simms parkte so weit wie möglich von Wills Auto entfernt. Sie kontrollierte im Rückspiegel ihr Make-up, rückte die Brille zurecht– tat alles, womit sie zeigen konnte, dass sie ihn ignorierte –, bevor sie ausstieg.
    Er ging quer über den Parkplatz zu ihr und legte so viel Fröhlichkeit in seine Begrüßung, wie er nur konnte. » Guten Morgen, Mrs Simms. «
    Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. » Es ist noch niemand da. «
    » Das sehe ich. « Er hielt seinen Aktenkoffer in die Höhe. » Ich dachte, ich komme früh und richte mich ein. Hätten Sie was dagegen, mir die Beweisstücke vom See und auch all das zu bringen, was bei Tommy Braham gefunden wurde? «
    Marla achtete nicht auf ihn, als sie die Tür aufschloss. Sie schaltete das Licht ein und ging durch den Vorraum, beugte sich über die Sperre und drückte auf den Öffnungsknopf. Will fing die Pendeltür ab, bevor sie wieder zufiel.
    » Kalt hier drin « , sagte Will. » Stimmt mit dem Brenner irgendwas nicht? «
    » Der Brenner ist in Ordnung « , sagte sie abwehrend.
    » Ist er neu? «
    » Sehe ich so aus, als würde ich für die Heizungsfirma arbeiten? «
    » Mrs Simms, ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass Sie aussehen wie jemand, der alles weiß, was in diesem Revier passiert, wenn nicht sogar in der ganzen Stadt. «
    Mit einem Grummeln zog sie die Kanne aus der Kaffeemaschine.
    » Kannten Sie Tommy Braham? «
    » Ja. «
    » Wie war er so? «
    » Minderbemittelt. «
    » Was ist mit Allison Spooner? «
    » Nicht minderbemittelt. «
    Will lächelte. » Mrs Simms, ich sollte Ihnen noch danken für diese Einsatzberichte, die Sie gestern Abend meiner Partnerin gefaxt haben. Sie zeigen in Bezug au f T ommy ein interessantes Muster. Er hatte in letzter Zeit offensichtlich Probleme mit seiner Aggressivität. Wollten Sie mich das wissen lassen? «
    Sie blickte ihn über ihre Brille hinweg an, aber ihr Mund blieb geschlossen, während sie in den hinteren Teil des Raums ging. Will sah, wie sie die schwere Stahltür aufdrückte. Ihn ließ sie allein im Dunkeln stehen.
    Er ging zum Faxgerät und schaute unter dem Tisch nach, um Marla Simms nicht ungeprüft böse Absicht zu unterstellen. Darunter lagen keine losen Seiten, keine 911er-Mitschrift war durch die Ritzen gefallen. Als er den Kopierer öffnete, starrte ihm nur das Glas entgegen. In der Mitte entdeckte er etwas Klebriges. Mit dem Daumennagel löste Will die Substanz, die sich auf jede hier gemachte Kopie übertragen würde. Er hielt sie gegen das Licht. Klebstoff vielleicht? Kaugummi?
    Er schnippte das Zeug in den Mülleimer. Keine der Kopien, die Sara gestern für ihn gemacht hatte, zeigte eine derartige Spur. Vielleicht hatte nach ihr noch jemand anders das Gerät benutzt und dabei unabsichtlich Klebstoff auf das Glas übertragen.
    Das Büro seitlich des Bereitschaftsraumes war leer, wie Will vermutet hatte. Will drehte am Knauf. Die Tür war nicht verschlossen. Er ging hinein und öffnete die Jalousien, sodass er einen Blick auf die Schreibtische werfen konnte, an denen die Detectives saßen. In der Wand waren Nagellöcher. Im schlanken Lichtstrahl, der durch das Außenfenster fiel, sah er helle Flecke, wo früher Fotos gehangen hatten. Bis auf ein Telefon war der Schreibtisch leer. Alle Schubladen waren ausgeräumt. Der Stuhl quietschte, als er sich daraufsetzte.
    Wenn er ein Spieler wäre, hätte er zehn Dollar darauf gesetzt, dass dies Jeffrey Tollivers Büro gewesen war.
    Er öffnete seinen Aktenkoffer und nahm seine Akten heraus. Schließlich sprang die Deckenbeleuchtung an. Will sah Marla durch die Glaswand. Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Mit ihrem straffen Haarknoten und der fleckigen Brille sah sie aus wie eine dieser glotzenden alten Damen aus einem Comic von Gary Larson. Will klebte sich ein Lächeln aufs Gesicht, winkte. Marla hielt den Griff der Glaskanne so fest umklammert, dass er beinahe spürte, wie gerne sie sie ihm ins Gesicht gerammt hätte.
    Will griff in die Tasche und zog seinen

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