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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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Prinzessin und riss sich vor Aufregung ein rosafarbenes Band vom Rock.
    Niemand widersprach ihr.
    Dann verschwanden nach und nach die Hütten. Natürlich bemerkte es die Prinzessin als Erste. Denn als wir am nächsten Morgen auf die Straße traten, um zur Schule zu gehen – nicht um zu essen, sondern um endlich herauszufinden, woher der Rattenmann kam und wer in der Schule aufräumte –, schaute sich die Prinzessin aufgeregt um.
    »Hier stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Na ja«, erwiderte Sandro, »das haben wir ja schon vor Wochen bemerkt.«
    »Aber heute Nacht hat jemand damit angefangen, die Hütten abzubauen«, sagte ich, weil ich es auch gesehen hatte. »Jemand, der nicht will, dass die Kinder wieder auf die Straßen gehen«, meinte die Prinzessin. »Jemand, der sich in der Schule um die Kinder kümmert«, fügte Sandro hinzu.
    »Es ist aber nicht der Rattenmann«, sagte ich.
    »Nein«, bestätigte Sandro,»der Rattenmann arbeitet für ihn.«
    »Oder für sie«, näselte die Prinzessin unter ihrer Taucherbrille. An diesem Tag fielen wir niemandem mehr auf. Am Tag zuvor hatten noch einige Kinder kichernd auf die Prinzessin mit ihrem Sturzhelm und der Taucherbrille gezeigt. Doch nun interessierte das niemanden mehr. Es war, als wären wir unsichtbar. Die meisten Kinder saßen schläfrig im Hof in der Sonne. Erst als der Rattenmann zum Essen klingelte, sprangen sie auf und stürmten dem leckeren Geruch entgegen. Wir näherten uns dem Wagen vorsichtig von hinten, versteckten uns hinter einem Pfeiler und beobachteten die Essensausgabe.
    Ich weiß nicht, wie möglich war, was dann passierte. Ich schaute die ganze Zeit angestrengt zum Rattenmann hinüber, aber plötzlich stand er direkt vor uns und hielt drei dampfende Teller in den Pfoten. Als wäre er aus dem Boden gewachsen.
    »Bitte schön«, piepste der Rattenmann freundlich. »Ich glaube, ihr hattet noch nichts zu essen.« Seine schwarzen Äuglein glitzerten böse.
    Ohne ein Wort zu sagen, nahmen wir die Teller entgegen und liefen Richtung Schulhof. Wir hatten zwei Tage nichts Richtiges mehr gegessen und es war nicht einfach, dem leckeren Geruch zu widerstehen. Wir mussten so schnell wie möglich die Teller loswerden. Als ich mich noch einmal umdrehte, war der Rattenmann verschwunden. Wir warfen die Teller in ein Gebüsch am Rand des Schulhofs.
    »Abgezwickter Zwuckel!«, schimpfte die Prinzessin. »Jetzt ist dieser Typ wieder einfach fort.«
    Schweigend liefen wir durch die Straßen.
    »Da weiß jemand ganz genau, was er tut«, sagte Sandro irgendwann.
    »Wir brauchen einen Plan, wenn wir gegen denjenigen kämpfen wollen«, meinte die Prinzessin. Ihre Stimme klang fest und entschlossen und ihre Haare, die unter dem Sturzhelm hervorquollen, leuchteten wie Flammen in der Sonne.
    »Oder etwas Glück«, sagte ich, weil ich mich nicht ganz so mutig fühlte wie die Prinzessin. »Guckt euch das mal an!«, rief die Prinzessin plötzlich und zeigte auf eine Litfaßsäule.
    »Ach, das ist Werbung für die Bücher dieses geheimnisvollen Professors. Der schreibt darin, wie man seine Kinder richtig erzieht. Darüber habe ich letztens eine Fernsehsendung gesehen«, sagte ich.
    »Die habe ich auch gesehen. War echt interessant. Eltern sollen ihren Kindern mehr Freiheiten lassen, damit sie selbstständig werden …«
    »Das meine ich doch gar nicht«, unterbrach die Prinzessin Sandros Ausführungen. »Guckt euch doch mal dieses Konzertplakat an!«
    Auf dem Plakat waren drei Frauen abgebildet. Alle drei guckten böse, trugen Ringe durch die Augenbrauen und zerrissene, schwarze Jacken. Eine von ihnen hatte so kurze rote Haare, dass es aussah, als hätte sie eine rote Badekappe auf dem Kopf.
    »Das ist doch Frau Müller!«, rief ich überrascht. »Die wütenden Schwestern, Konzert, Freitag, 21 Uhr im Aquarium«, las Sandro vor. »Wieso spielen die im Aquarium?«
    »Vielleicht wollen sie den Fischen etwas vorsingen«, kicherte ich. »Fische haben doch gar keine Ohren«, sagte die Prinzessin, weil sie meinen Witz nicht verstanden hatte.
    »Sie können aber hören. Sie haben Innenohren, die mit der Schwimmblase verbunden sind und über den Druck, den die Blase ausgleicht … na ja, egal, auf alle Fälle können Fische hören«, erklärte ich.
    »In der Mitte des Aquariums ist dieser große Bereich mit den Bänken. Vielleicht finden die ›Wütenden Schwestern‹ es besonders aufregend, dort zu spielen«, sagte die Prinzessin.
    »Morgen ist Freitag. Gehen wir da hin?«, fragte

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