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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Herden
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Prinzessin über mir und ihr Sturzhelm drückte mir in den Rücken.
    So gut es ging, befreiten wir uns voneinander. Ich setzte meine Brille wieder auf und war froh, dass sie schon vorher zerbrochen war. Die Prinzessin seufzte und guckte traurig auf zwei rosa Bänder, die während des Tumults im engen Schrank von ihrem Rock abgerissen worden waren.
    »Sehr seltsame Männer«, sagte Sandro, als er wieder durch das Gucklock schaute. »Sie sitzen im Führerhäuschen und scheinen sehr klein zu sein. Außerdem tragen sie braune Gummijacken. Die Gesichter kann ich nicht erkennen. Sie gucken nach vorn.«
    »Lass mich auch mal«, sagte ich und Sandro ließ mich an das Loch rücken.
    Gerade als ich hindurchschaute, drehte sich einer der kleinen Männer um. Ich erschrak fürchterlich. So etwas hatte ich noch nie gesehen.
    »Was ist denn?«, fragte die Prinzessin ängstlich neben meinem Ohr.
    »Der sieht gar nicht aus wie ein Mensch«, flüsterte ich und wusste nicht so genau, was ich mit der Gänsehaut machen sollte, die überall auf mir kribbelte.
    »Lass mich mal gucken«, raunte die Prinzessin und schob mich zur Seite. Dann presste sie ein Auge auf das Loch. Also eigentlich drückte sie die Taucherbrille gegen die Holzwand mit dem Loch.
    »Oh, nein, ist der hässlich!«, schrie sie auf.
    »Pst, nicht so laut. Vielleicht wissen sie ja noch gar nicht, dass wir hier drinnen hocken«, warnte ich die Prinzessin. Ich hoffte sehr, dass es so war. Solche, wie die da draußen, sollten nicht unbedingt wissen, dass wir im Schrank saßen.
    »Wie sieht er denn nun aus?«, wollte Sandro wissen.
    »Wie ein großmäuliger, warzenübersäter Breitmaulfrosch«, wisperte die Prinzessin und ich konnte spüren, dass sie neben mir zitterte. Vielleicht war ich es aber auch, der zitterte. Oder wir beide zusammen.
    »Wenn du den Dingen Namen gibst, dann fürchtest du sie nicht mehr«, flüsterte Sandro.
    »Okay«, raunte ich. »Da draußen sind Herr Schlappmaul und seine Kumpels in kackbraunen Regenjacken.«
    »Ach so, die«, sagte Sandro und die Prinzessin gluckste leise.
    Der Laster setzte sich ruckend in Bewegung.
    »Wir müssen ganz dringend über unsere Situation nachdenken. Wo werden wir hingefahren? Sind wir in Gefahr? Wissen die, dass wir hier im Schrank versteckt sind? Und wer sind diese seltsamen Gestalten da draußen?«, sagte ich und schlug mit dem Kopf gegen die Schranktür, weil der Laster abrupt stehen blieb.
    »Genau«, erwiderte Sandro flüsternd und rieb sich die Stirn, weil er sich auch gestoßen hatte. »Aber bevor wir über all diese Fragen nachdenken, sollten wir hier so schnell wie möglich verschwinden.«
    Sandro öffnete ganz langsam den Schrank. Dann kroch ich als erster hinaus und rutschte über ein langes Brett hinter eine kaputte Kommode ohne Schubladen. Die seltsamen Gestalten im Fahrerhäuschen bekamen davon zum Glück nichts mit, weil der Motor so laut war. Außerdem sahen die auch nicht so aus, als hätten sie Ohren und könnten etwas hören.
    ›Vielleicht haben sie ja Innenohren wie die Fische‹, dachte ich und hätte fast gelacht. ›Konzentriere dich‹, ermahnte ich mich aber schnell und sah mich genauer um. Der Schrank lag in einem Riesenhaufen aus Brettern, kaputten Möbeln und Decken. Die kleinen Kerle in den Gummijacken waren damit beschäftigt, den Greifarm des Lastwagens über der nächsten Hütte herunterzulassen. Besonders geschickt stellten sie sich dabei allerdings nicht an. Die Prinzessin und Sandro saßen immer noch im Schrank. Ich gab ihnen Zeichen, dass sie mir folgen sollten.
    »Wir sitzen auf einem fahrenden Müllauto und werden von kleinen Männern entführt, die aussehen wie Breitmaulfrösche in kackbraunen Regenjacken«, sagte ich, als die beiden neben mir hinter der Kommode hockten.
    Ein rosa Band der Prinzessin war an der Schranktür hängen geblieben und wedelte verräterisch im Wind. Der Greifarm des Lasters schwang gefährlich schnell wieder zurück. Er umklammerte eine halbe Hütte. Über dem Schrank stoppte er und öffnete seine Greifzange. Mit lautem Getöse begrub der Bretterhaufen den Schrank, in dem wir eben noch gehockt hatten. Das Müllauto setzte sich wieder in Bewegung.
    »Wir sollten so schnell wie möglich runter vom Laster«, flüsterte Sandro. Wir krochen bis an das Ende der Ladefläche, ohne dass einer der seltsamen Müllmänner unsere Flucht bemerkte. Vielleicht hatten sie doch keine Innenohren.
    »Wir müssen uns über die Rampe schwingen und auf die Straße springen,

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