Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
nicht, was er Ihnen schon erzählt hat. Die Sache mit den Fotos aus der Vinothek hab ich deshalb weggelassen, da fehlen mir Basisinformationen.“ Die Frau Doktor zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, dass Sie noch nicht alles haben. Ich habe in Auftrag gegeben, Sie per Mail zu unterrichten. Was hat er zur Tatzeit gemacht?“ „Bombenfestes Alibi“, antwortete der Major. „Er ist im Café Zauner gesessen. Er scheint dort Stammgast zu sein, mehrere Kellnerinnen und sogar der Chef persönlich haben ihn gesehen und einwandfrei identifiziert.“ Gasperlmaier wunderte es nicht, dass der Herr Magister Loisenhammer aus dem Leim zu gehen drohte, wenn er einen Großteil seiner Freizeit im Café Zauner verbrachte, dessen Torten und Strudel allerdings tatsächlich Weltruhm genossen, wie Gasperlmaier wusste. Was ihn allerdings schon überraschte, war, wie schnell der Magister Loisenhammer an den Ort zurückgekehrt war, von dem ihn die Frau Doktor in Handschellen abgeführt hatte. Das musste dem ja peinlich sein. Die Sucht nach den Torten vom Zauner, so dachte Gasperlmaier bei sich, war wohl größer gewesen als die Scham.
Die Frau Doktor hielt vor dem Posten. „Bye, Gasperlmaier!“ Gasperlmaier hätte es zwar lieber gesehen, wenn sie ihn direkt nach Hause gebracht hätte, aber er wagte nicht, danach zu fragen. So stieg er vor dem Polizeiposten aus, wartete, bis die Frau Doktor abgefahren war, und machte sich auf den Weg nach Hause.
16
Überraschenderweise waren alle zu Hause, als Gasperlmaier in die Küche trat. Und noch überraschender war es, dass alle mit dem Vorbereiten des Abendessens beschäftigt waren. Dass die Katharina den Salat herrichtete und der Christoph die Teller und das Besteck zum Tisch trug, das war nicht alltäglich. Die Christine wandte sich kurz um und begrüßte ihn. „Gut, dass du kommst. Essen ist gleich fertig. Ich hab heute wenig Zeit gehabt, es gibt ganz normale Spaghetti mit Fleischragout.“ Gasperlmaier war das recht, er hatte nicht das Geringste gegen die Spaghetti einzuwenden. Von hinten näherte er sich der Christine und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. Sie schrak zusammen, drehte sich um und drohte ihm mit dem Kochlöffel. „Du wasch dir lieber die Hände und zieh dich um, statt dass du mich da störst!“
Der Christoph hatte noch seine Rot-Kreuz-Uniform an und Gasperlmaier fragte sich, warum die Christine ihn nicht zum Umziehen geschickt hatte. „Habt’s euren Mörder schon?“, fragte er grinsend, doch Gasperlmaier zuckte nur die Schultern. „Ich darf da nicht drüber reden, das weißt du doch.“ Anstatt zu tun, was Christine ihn geheißen hatte, ging Gasperlmaier zum Kühlschrank, holte sich ein Bier heraus und setzte sich auf die Eckbank. „Unser Lehrer ist es jedenfalls nicht gewesen!“, meinte die Katharina, während sie Tomaten kleinschnitt, und Gasperlmaier kam es vor, als wäre ihr Ton ein klein wenig giftig gewesen. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche. Das entspannte! „Woher willst du denn das wissen? Er hat sich jedenfalls ganz schön verdächtig gemacht!“ Schon war ihm etwas entschlüpft, was keinesfalls für die Ohren der Kinder bestimmt war. Die Katharina kam ihm mit der Salatschüssel entgegen und stellte sie ein wenig heftig auf den Tisch. „So. Und wie, bitteschön, hat sich der Herr Professor verdächtig gemacht? Hat die Polizei nichts anderes zu tun, als unschuldige Lehrer zu verfolgen? Sind bei euch auch die Lehrer an allem schuld?“ Gasperlmaier konnte sich nicht recht erklären, woher die Aggression in der Stimme der Katharina kam. Ob das nur die Pubertät war? Ihm fiel auf, dass sie jetzt wieder einen ganz normalen Pullover anhatte. Obwohl es hier in der Küche gewiss viel wärmer war als am Vormittag in der Schule, wo sie praktisch im Unterleiberl herumgerannt war. Gasperlmaier erinnerte sich, dass er mit der Christine sprechen musste. Über die Kleidung ihrer Tochter, über den Magister Fritzenwallner, und vielleicht auch noch, da hatte er sich noch nicht entschieden, über die besonderen Vorlieben der Frau Magistra Zettel. Die Christine stellte die Schüssel mit den Spaghetti auf den Tisch, während der Christoph den Topf mit dem Fleischragout brachte. Gasperlmaier wollte sich gerade mit der Nudelgabel bedienen, als ihm die Christine auf die Finger klopfte. „Zum Bierholen haben wir Zeit, zum Händewaschen nicht?“ Folgsam stand Gasperlmaier auf und begab sich ins Bad, es hatte sowieso keinen Zweck, eine Debatte
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