Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
sympathischer, ganz im Gegenteil, ein Wasserbett schien ihm verrucht und machte seinen Besitzer jedenfalls verdächtig. Gasperlmaier musste daran denken, dass der Magister Fritzenwallner seine Tochter unterrichtete. Auch darüber, so schien es ihm, war mit der Christine zu beraten. Der Lebenswandel des Herrn Magister war offenbar alles andere als einwandfrei. Gasperlmaier öffnete, neugierig geworden, einige Schubladen, fand aber nichts Außergewöhnliches. Außer, man hielt es für außergewöhnlich, dass der Herr Magister anscheinend Boxershorts bevorzugte. Gasperlmaier selbst hielt es lieber mit den altmodischen, hergebrachten Unterhosen, die das, was zu bedecken war, ordentlich zusammenhielten. Beim Öffnen einer der letzten Schubladen allerdings erlebte Gasperlmaier eine Überraschung. Sie enthielt, wie selbst Gasperlmaier auf den ersten Blick feststellen konnte, Damenunterwäsche. Allerdings nicht Unterwäsche der Art, wie sie gewöhnlich in Supermärkten und Versandhauskatalogen feilgeboten wurde, sondern, wie Gasperlmaier erstaunt feststellte, ganz ausgesuchte Stücke, zahlreich und in allen nur denkbaren Formen und Farben. Gasperlmaier blickte versonnen in die Schublade und nahm etwas Rostrotes daraus hervor, das mit allerlei Bordüren und Spitzen besetzt war, sonst aber kaum Substanz besaß. Ohne, dass er es wirklich wollte, sah er plötzlich die Frau Doktor Kohlross in diesem rostroten Etwas vor seinem inneren Auge und ließ es so rasch wieder fallen, als habe er sich die Finger verbrannt. Er musste wirklich etwas dafür tun, dass er sich besser unter Kontrolle bekam. Dennoch fragte er sich, wer wohl eine ganze Schublade voll Damenunterwäsche in dem Schlafzimmer hinterlassen hatte, wo der Herr Magister doch allein lebte.
„Jaaaa!“, erklang ein begeisterter Ruf der Frau Doktor. Gasperlmaier schloss die Schublade vorsichtig und begab sich wieder ins Arbeitszimmer. Die Frau Doktor, so stellte er fest, hatte einen Stick an den Computer angeschlossen und war dabei, Fotos zu kopieren. „Sehen Sie, Gasperlmaier!“ Die Frau Doktor klickte auf ein Foto, das im Miniaturformat zu sehen war. Plötzlich lächelten der Herr Magister Fritzenwallner und die Sandra Märzendorfer vom Bildschirm. Beide trugen Radtrikots und standen über ihren Rädern, das Foto war offenbar von einem der beiden selbst aufgenommen worden, man sah den Arm, der sich dem Betrachter entgegenstreckte und die Kamera hielt. Auf dem nächsten Foto sah man die Sandra im Bikini, wie sie dem Fotografen einen Kussmund zuwarf. „Und das ist nicht die einzige Frau auf den Fotos!“, triumphierte die Frau Doktor. Nicht nur die Sandra Märzendorfer, auch die Simone Eisel haben wir! Alles! Mit Datum, Uhrzeit, und so weiter! Damit werden wir ihn festnageln, den sauberen Herrn Magister. Ich hab schon alles auf meinen Stick kopiert!“ Die Frau Doktor zog das kleine lila Ding vom Computer ab und hielt es Gasperlmaier unter die Nase. „Das hier ist das Ende vom Lied für den sauberen Herrn Magister! Der Fall ist gelöst!“ Gasperlmaier fragte sich, ob vom Computer eines Verdächtigen gestohlene Fotos wirklich vor Gericht gegen ihn verwendet werden konnten. Er zuckte die Schultern. „Ist das allein schon strafbar, dass er die beiden gekannt hat? Ich meine, ist das ein Beweis?“ Die Frau Doktor kniff Gasperlmaier mit Daumen und Zeigefinger in die Nase, der darüber gewaltig erschrak und die Hand vor das betroffene Organ hielt. „Seien Sie kein Spielverderber, Gasperlmaier! Natürlich sind das keine Beweise! Aber Indizien! Die uns helfen, ihn festzunageln.“ Gasperlmaier, immer noch höchst überrascht über den, wie er fand, recht intimen Zugriff der Frau Doktor, fiel ein, dass der Magister Fritzenwallner ja zur Tatzeit, was die Simone Eisel betraf, in der Schule gewesen war. Der Direktor hatte ihnen das bestätigt. Allerdings wollte er jetzt nicht auf diesen Einzelheiten herumtrampeln, um der Frau Doktor die Laune nicht zu verderben, schon gar nicht, solange sie sich in der fremden Wohnung aufhielten, in die der Gesuchte jederzeit zurückkehren konnte.
„Kommen Sie, Gasperlmaier, gehen wir Mörder fangen!“ Die Frau Doktor war, wie Gasperlmaier fand, viel zu aufgeräumt. Zweimal waren sie schon sicher gewesen, den Täter geschnappt zu haben, und beide Male waren die Indizien so schnell zerronnen, dass die beiden längst wieder in Freiheit waren. Er war nach wie vor skeptisch. Zu viel war ihnen in den letzten Tagen dazwischengekommen, als dass er
Weitere Kostenlose Bücher