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Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)

Titel: Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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ein, dachte er bei sich.
    „Können Sie sich noch daran erinnern, wie sie verschwunden ist?“ Das Zucken mit den Schultern, fand Gasperlmaier, war ein bisschen eine Manie von der Valerie. Ihm ging das Gezucke schön langsam auf die Nerven. „Keine Ahnung!“, sagte die Valerie, „Sie ist einfach an einem Montag einmal nicht mehr gekommen. Der Chef hat dann angerufen, auf ihrem Handy hat sich niemand gemeldet. Er hat auch die Eltern angerufen, und die haben nur erzählt, dass sie keinen Kontakt mit ihr haben. Ich glaube, die Eltern haben dann Vermisstenanzeige erstattet. Natürlich ist unter den Kollegen viel spekuliert und geredet worden, aber Genaues hat niemand gewusst.“ „Auch keine Gerüchte?“ Die Frau Doktor leerte ihr Mineralwasser. „Keine Ahnung. Schon.“ Eigentlich, so dachte Gasperlmaier bei sich, musste man Krämpfe bekommen davon, wenn man ständig mit den Schultern zuckte. Dass die Valerie, wie seine eigenen Kinder, nahezu jeden Satz mit einem „keine Ahnung“ garnierte, fiel ihm schon fast nicht mehr auf, obwohl er es immer noch albern fand. „Natürlich hat es ein paar gegeben, die sie einmal mit dem, einmal mit einem anderen Mann gesehen haben wollen. Und der eine hat sie auf Mallorca getroffen, und der andere beim Skifahren. Ich glaub das alles nicht!“ „Na ja, Gasperlmaier!“ Die Frau Doktor wandte sich ihm zu. „Viel schlauer sind wir nicht geworden. Ein stilles Wasser, die Sandra Märzendorfer.“ Gasperlmaier erschien zum wiederholten Male der hohle Schädel der Sandra Märzendorfer vor seinem inneren Auge. Ein stilles Wasser, fand auch Gasperlmaier, das konnte man von der Sandra jetzt auf jeden Fall sagen.
    „Wir machen uns jetzt, glaube ich, auf den Weg zurück nach Aussee“, sagte die Frau Doktor, als sie wieder im Auto saßen. Gasperlmaier bemerkte, dass er einerseits ziemlichen Hunger hatte. Das Mineralwasser war ja nicht gerade sättigend gewesen. Andererseits musste er aufs Klo. In der Vinothek hatte er darauf völlig vergessen. Er musste nun einen eleganten Weg finden, die Frau Doktor irgendwohin zu lotsen, wo man sowohl etwas zu essen kaufen als auch eine Toilette aufsuchen konnte. „Dass es das gibt!“, meinte die Frau Doktor, während sie den Wagen so beschleunigte, dass Gasperlmaiers Kopf jäh gegen die Kopfstütze gedrückt wurde. „Dass jemand gar so ein Geheimnis aus seinem Privatleben macht? Dass die Kollegin so gar nichts von ihr erfahren hat? Ob die lügt?“ Gasperlmaier dachte daran, dass er ja auch schon ganze Tage in Gegenwart der Frau Doktor verbracht hatte und praktisch nichts über ihr Privatleben wusste. Gerade halt, dass er ihren Vornamen zufällig aufgeschnappt hatte. Renate. Ein hübscher Name, fand Gasperlmaier im Gegensatz zur Frau Doktor. Heute zwar unüblich, aber zu ihr passte er. Ohne, dass er es wirklich wollte, platzte es aus ihm heraus. „Wir sind ja auch schon tagelang miteinander unterwegs, Frau Doktor. Und ich weiß ja auch nichts über Ihr Privatleben.“ Die Frau Doktor lachte auf. „Sie sind mir aber einer, Gasperlmaier! Das ist ja ganz was anderes!“ Gasperlmaier schien, er habe wieder einmal etwas falsch gemacht, und Hitze überzog seine Ohren. Hoffentlich, so dachte er bei sich, kann das die Frau Doktor nicht sehen. Warum das in ihrem Fall etwas ganz anderes sein sollte, das musste er sich noch gründlich überlegen. Vielleicht konnte er seine Christine noch danach fragen. Obwohl die manchmal ein wenig spitz reagierte, wenn er zu Hause über andere Frauen sprach, vor allem dann, wenn die Christine in seiner Darstellung eine gewisse Bewunderung für die jeweilige Dame erkannte.
    Als er so über den Besuch in dem teuren Weingeschäft sinnierte, kam Gasperlmaier eine Idee. Er hatte doch in der Vinothek ein Plakat gesehen, das für eine Weinverkostung warb. Und die Frau Doktor hatte auch von Veranstaltungen gesprochen, bei denen getrunken wurde. Und, ja, jetzt erinnerte er sich genau: An der Wand über der Bar, fast unter der Decke, war eine Reihe Fotos gehangen, die fröhliche Runden mit Weingläsern in den Händen zeigten. Und was hatte die Valerie Schindlbauer gesagt? Dass die Sandra Märzendorfer beim Smalltalk mit den Kunden eher locker gewesen sei. Da musste sie doch auch auf Fotos drauf sein. Vielleicht sogar mit ihrem Mörder? Gasperlmaier rang mit sich, ob er seine Überlegungen mit der Frau Doktor teilen sollte. Womöglich war es wieder völliger Unsinn, was er sich da ausgedacht hatte. Viel dringender war jetzt sein

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