Letzter Gipfel: Ein Altaussee-Krimi (German Edition)
verstohlenen Blick auf die Maggie, um sich gleich wieder der Frau Doktor zuzuwenden. „Hat die Dame Sie über Sandra Märzendorfer ausgefragt?“ Die Frau nickte schuldbewusst, während der Mann sich weiterhin seinen Gläsern widmete, sowohl die Frau Doktor als auch die Maggie und seine Kollegin ignorierend.
„Dann möchte ich Sie bitten, der Dame keine weiteren Informationen über Sandra Märzendorfer zu geben. Es läuft eine Ermittlung wegen eines Verbrechens, dem Sandra zum Opfer gefallen sein könnte, und ich möchte nicht, dass diese Ermittlungen von der Boulevardpresse hintertrieben werden.“ „Zu spät!“ Die Maggie, fand Gasperlmaier, sprach ein klein wenig langsamer und undeutlicher als sonst, außerdem irrten ihre Augen unstet umher, anstatt Blickkontakt mit der Frau Doktor zu halten. „Wie viel hat denn die Dame schon getrunken?“, fragte die Frau Doktor. Die junge Frau zuckte mit den Schultern, doch nun stellte ihr Kollege sein Weinglas ab und wandte sich der Frau Doktor zu. „Sie hat ein, zwei Weinproben von uns bekommen. Nicht mehr. Möchten Sie auch? Wir haben einen hervorragenden Sauvignon …“ „Nein, danke! Außer Sie haben auch Mineralwasser zum Probieren da.“ Äußerlich, so fand Gasperlmaier, war die Frau Doktor höflich und bestimmt, innerlich aber, so gut kannte er sie nun schon, war sie nahe am Kochen. „Gasperlmaier, Sie begleiten die Frau Schablinger jetzt zu ihrem Auto. Bevor Sie sie einsteigen lassen, lassen Sie sie blasen. Marsch!“ Gasperlmaier wartete, ob sich die Maggie von selber mit ihm auf den Weg hinaus machen würde. Die aber machte keine Anstalten dazu. „Sie behindern die freie Presse! Die Menschen in diesem Land haben ein Recht auf Information! Wir haben ein Recht auf freie Meinungsäußerung!“ Diese Tiraden kannte Gasperlmaier schon, aber heute brachte die Maggie sie in einem Ton und einer Lautstärke vor, dass sich Gasperlmaier sicher war, dass da mehr als ein oder zwei Weinproben dahintersteckten. „Gut, Frau Schablinger.“ Die Frau Doktor antwortete ganz ruhig. „Dann machen wir es anders. Wie, haben Sie sich gedacht, werden Sie denn von hier wegkommen? Ich nehme nicht an, dass Sie Auto fahren wollen, oder? Bushaltestelle sehe ich keine. Na? Sollen wir Sie mitnehmen?“ Jetzt erst wirkte die Maggie ein wenig verunsichert. „Die einzige Möglichkeit, die ich jetzt sehe, wenn Sie nicht freiwillig gehen, ist, dass ich diese beiden Herrschaften“, sie zeigte auf die beiden Angestellten, „in ein Büro zur Vernehmung bitte, währenddessen das Geschäft selbstverständlich kurzfristig zugesperrt werden muss.“ Sie wandte sich an die Angestellten. „Haben wir hier irgendwo einen Raum, wo wir ungestört reden können?“ Die beiden nickten. „Dann darf ich Sie jetzt bitten, das Geschäft kurz zu schließen, damit wir ungestört reden können.“ Dem jungen Mann war die Situation sichtlich unangenehm. Er kam um die Bar herum und wandte sich an die Maggie. „Gnädige Frau, es tut mir sehr leid, aber …“ „Schon gut!“, meinte die, „Ich geh ja schon. Aber ich hab alles, was ich brauche, Frau Doktor Kohlross! Und früher als Sie! Sie werden sich anschauen, was Sie morgen in der Schilling-Zeitung lesen können!“ „Da bin ich mir ganz sicher.“ Die Frau Doktor blieb immer noch ruhig, nicht ohne einen sarkastischen Unterton, wie Gasperlmaier fand. Der junge Mann öffnete die Tür für die Maggie. Sie ging schnurgerade und sicheren Schritts hinaus, fand Gasperlmaier. Am Ende hatte das mit den zwei Weinproben doch gestimmt.
Die Frau Doktor sah ihr nach. Als die Maggie ihr Auto gestartet hatte, zückte die Frau Doktor ihr Handy. „Ja, Kohlross, Bezirkspolizeikommando Liezen. Entschuldigt bitte, Kollegen, ich bin gerade hier in Gmunden in der Salzburger Straße. Hier ist eben eine junge Frau weggefahren, in Richtung Innenstadt, weißer Golf mit Aufschrift der Schilling-Zeitung. Sie hat getrunken. Ihr kümmert euch?“ Grinsend legte sie auf und steckte ihr Handy wieder ein. „Eins zu null für uns, Gasperlmaier!“
„So!“, sagte die Frau Doktor. „Und nun zu Ihnen.“ Die beiden Angestellten hatten einen fast ehrfürchtigen und ein wenig verschreckten Ausdruck in ihren Gesichtern, fand Gasperlmaier, während die Frau Doktor recht aufgeräumt, fast heiter wirkte. „Wie schaut’s jetzt aus mit einem Mineralwasser? Für mich und den Kollegen?“ „Wir hätten da ganz was Hervorragendes aus Irland …“, setzte der junge Mann an. „Für uns
Weitere Kostenlose Bücher