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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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hab nämlich von meinen Eltern zur Matura eine Kamera gekriegt, wollen Sie sie sehen?“ Ohne Gasperlmaiers Antwort abzuwarten, drehte sie sich um, kramte in einer silbernen, mit Pailletten besetzten Tasche herum und zog ein ziemlich schweres, schwarzes Trumm von einer Kamera heraus. „Schauen Sie, Herr Inspektor, die hat einen Zehnfach-Zoom.“ Gasperlmaier schaute und bemühte sich krampfhaft, seine Blicke auf die Kamera zu fokussieren. „Und nach dem Baden sind wir drei noch auf ein Bier gegangen, beim Buffet beim Kahlseneck, und ich spiel da so mit meiner Kamera herum und schau durch den Sucher, und da seh ich eine Plätte auf dem See, und ich hol sie näher heran, und was glauben Sie, wer da drinnen gestanden ist und gerudert hat? Natürlich unser Marcel! Mit einer blonden Tussi im Dirndlg’wand!“ Sie hielt dem Gasperlmaier die Kamera hin. „Wollen Sie’s einmal ausprobieren? Sie können ein Foto von mir machen. Ich kann’s Ihnen dann per Mail schicken.“
    Das hätte gerade noch gefehlt, dachte Gasperlmaier, der zum Öffnen seiner Mails regelmäßig die Hilfe seiner Frau in Anspruch nehmen musste, doch plötzlich stand die Eva auf, ihr rotes Dreieck tanzte kurz vor seiner Nase, und schon war sie zum Ufer gelaufen. Sie watete ein paar Schritte ins Wasser hinein und rief: „Kommen Sie, Herr Inspektor, seien Sie kein Spielverderber. Schauen Sie halt einmal durch und drücken Sie ab!“
    Gasperlmaier dachte, wenn jetzt gerade die Frau Doktor herüberschaut und sieht, wie das praktisch nackte Mädchen da posiert, und ich hab eine Kamera in der Hand, dann gibt es eine Katastrophe. „Das geht nicht!“, rief Gasperlmaier zur Eva hinüber, und erst jetzt fiel ihm ein, dass er ganz als Erstes verlangen hätte müssen, dass sie sich anzieht, bevor er mit ihr spricht. Das war schon wieder ein unverzeihlicher Fehler gewesen.
    Gerade rechtzeitig fiel dem Gasperlmaier noch ein, dass er die Eva darum bitten musste, die Speicherkarte herauszurücken. Ihre Aussage allein würde der Frau Doktor nicht genügen, die würde auch das Foto haben wollen. Gasperlmaier blickte bewusst an der Eva vorbei auf den See hinaus. „Ich muss Sie um die Speicherkarte bitten. Wir brauchen das Foto als Beweis.“ „Kein Problem. Wenn ich’s wieder kriege!“ Sie drehte sich um, streckte die Arme über den Kopf und tauchte unter. Kurz darauf sah Gasperlmaier sie wieder auftauchen und auf den See hinausschwimmen. Ratlos drehte er die Kamera hin und her. „Wissen Sie vielleicht, wie man an die Speicherkarte kommt?“, frage er die Ines. „Geben S’ einmal her.“ Sie steckte ihren Fingernagel in eine kleine Öffnung, worauf eine Klappe aufsprang. Dann hielt sie dem Gasperlmaier ein fingernagelgroßes Stück schwarzes Plastik hin. „Voilà!“ Der nahm es vorsichtig entgegen und steckte es in die Brusttasche seiner Uniform. Hoffentlich, dachte Gasperlmaier, verliere ich das Ding nicht und es funktioniert noch, wenn sich die Frau Doktor das Foto ansehen will.
    Gasperlmaier hörte ein Geräusch, das, wie ihm schien, von oben, vom Weg, der um den See führte, kam. Er wandte sich um und sah, wie ein paar Steine den Abhang herunterkollerten. Was er noch sah, waren der Christoph und die Andrea, die gerade unter den Bäumen verschwanden und anscheinend zu Fuß nach Hause wollten. Verdammt, dachte Gasperlmaier, wie erkläre ich das der Frau Doktor, dass sich mein Sohn hier mit dem Marcel herumtreibt und mir dann samt seiner Freundin durch die Lappen geht, bevor ich noch eine gescheite Aussage bekommen habe.
    Gasperlmaier wurde das alles jetzt zu viel, ohnehin hatte er hier nichts mehr zu schaffen, er erhob sich und stapfte durch den losen Schotter zu der Plätte hinüber, in der die Frau Doktor immer noch mit dem Marcel in ein Gespräch vertieft schien, während der Friedrich am Steuer wartete. „Wiedersehen, Herr Inspektor!“ Die Eva stieg gerade aus dem Wasser und winkte ihm zu. Gasperlmaier wandte sich ab.
    „Na, haben Sie sich mit der jungen Dame ausgiebig unterhalten?“ Gasperlmaier entging der ironische Unterton der Frau Doktor keineswegs. Gerade wollte er zu einer Erklärung ausholen, als die Frau Doktor nachschob: „Lange genug gebraucht haben Sie ja.“ Doch da platzte dem Gasperlmaier der Kragen. „Das hätten Sie selber sehen sollen, Frau Doktor. Das Mädel ist ja vollkommen verrückt, die hält sich für ein Model, der wären auch Sie nicht entkommen! Die hätte auch Ihnen angeboten, dass sie Ihnen ein Foto zuschickt, das Sie

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