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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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ausgelacht, weil Sie keinen hochgekriegt haben. Da haben wir ja schon Informationen, diesbezüglich. Wäre nicht das erste Mal, dass da ein Mann gewalttätig wird.“ Der Marcel lief rot an. „Oder Sie sind zu früh gekommen und deswegen ausgelacht worden. Machen wir uns doch nichts vor, ihr Männer seid doch wegen dem geringsten Anlass bereit, einer Frau eins über den Schädel zu ziehen!“ Die Frau Doktor rutschte nach vor und stieß dem Marcel ihre Worte fast ins Gesicht. Der wich auf der Bank zurück, dass Gasperlmaier meinte, er müsse jeden Moment auf den Boden plumpsen und dem Friedrich, der neben der Bank stand, vor die Füße fallen. „Oder es ist zu einem Streit gekommen, weil sie nichts mehr von Ihnen wissen wollte? Oder alles zusammen, was weiß ich!“ Gasperlmaier fand, dass die Frau Doktor jetzt ein wenig über das Ziel hinausschoss. Wenn der Marcel keinen hochgekriegt hatte, dann konnte das zweite von der Frau Doktor genannte Motiv nicht zutreffen. Da hatte sie sich verrannt, fand Gasperlmaier. „Und der Streit eskaliert, sie lacht noch mehr, verspottet Sie, und da sehen Sie rot, packen einfach das Ruder und …“ „Nein!“, schrie der Marcel und sprang auf, wild um sich blickend. Wohl in der Annahme, der Marcel denke an Flucht, streckte der Kahlß Friedrich seine Pranke aus, fasste den Marcel am Lederhosenbund und drückte ihn mit einer ebenso sanften wie bestimmten Bewegung wieder auf seinen Platz zurück. „Nein!“, schrie der Marcel noch einmal. „Wir haben überhaupt nicht gestritten, und es hat auch gar keinen Grund für einen Streit gegeben, ich hab’s ihr wunderbar …“ Wieder stockte der Marcel. „Also, wir haben es genossen. Kein Streit. Ich bin zuerst aus dem Bootshaus gegangen, sie hat gesagt, wir sollen nicht zusammen gesehen werden. Das haben wir eigentlich immer so gemacht, dass wir nicht zusammen gesehen werden.“ „Ja, und wie Sie aus dem Bootshaus hinaus sind, da ist sie tot in der Plätte gelegen, weil Sie ihr mit dem Ruder eins über den Schädel gezogen haben!“, schrie die Frau Doktor. Der Marcel sank in sich zusammen. Jetzt, dachte Gasperlmaier, jetzt hat sie ihn, und gleich gesteht er.
    „Was machen wir jetzt mit ihm, Frau Doktor?“, fragte der Friedrich nach einer Weile, ohne dass er sich von der Stelle gerührt hätte. „Der darf sich als vorläufig festgenommen betrachten, wir werden ihn ins Bezirkskommando nach Liezen befördern, dort wird er dann vernommen.“ Und wie um ihre Worte zu unterstreichen, holte die Frau Doktor ein Paar Handschellen aus der Jackentasche und ließ es beim Marcel klicken, der so erstaunt dreinschaute, dass er keinen Mucks herausbrachte. Hoffentlich, dachte Gasperlmaier, vergisst er nicht aufs Atmen. Eigentlich tat ihm der Bursch leid, was konnte er schon dafür, dass er in eine so unselige Beziehung mit der Frau Naglreiter hineingeschlittert war.
    Als sie das Bootshaus verließen, der Friedrich den Marcel vor sich her schiebend, wartete schon ein Polizeiauto mit zwei Uniformierten. Eigentlich hatte Gasperlmaier angenommen, dass sie den Marcel selber nach Liezen bringen müssten, aber da hatte die Frau Doktor wohl schon vorgesorgt. Wie im Film, dachte Gasperlmaier, als die Beamtin dem Marcel beim Einsteigen vorsichtig den Kopf nach unten drückte, damit er ihn sich nicht anschlug. Aber der Marcel war so weggetreten, dass er weder an Widerstand dachte noch ihn zu leisten vermocht hätte. Als der Marcel sicher im Auto verstaut war, klingelte das Handy der Frau Doktor. Sie bedeutete den beiden Beamten, mit der Abfahrt noch zuzuwarten, wandte sich dem See zu, sagte mehrmals „Aha!“, „Sehr interessant!“ oder „Ausgezeichnet!“, sodass Gasperlmaier schon neugierig wurde, was es da am Telefon zu besprechen gab. Als die Frau Doktor auflegte, schien sie dem Gasperlmaier fast vergnügt.
    „Also erstens: Im Boot und an der Umrandung, oder wie das heißt, wo die Ruder festgemacht werden, hat man Faserspuren vom Dirndl der Frau Naglreiter gefunden, sogar ganz eindeutige und ausgiebige. Kein Zweifel also, dass sie in der Plätte war. Sehr wahrscheinlich auch, dass sie über Bord gegangen ist, das ist die einfachste Erklärung dafür, dass gerade dort Fasern hängen geblieben sind. Zweitens: Im Boot hat es keine Blutspuren gegeben, allerdings auf einem Ruder, das im Boot gelegen ist. Erklärung: Die Frau Naglreiter ist zuerst über Bord gegangen und danach mit dem Ruder erschlagen worden, als sie schon im Wasser trieb oder schwamm.

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