Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi
„Einen Elektromotor hättet ihr aber schon selber bedienen können!“, murmelte Gasperlmaier vor sich hin, schaltete ein und stellte fest, dass die Plätte auf dem Uferschotter aufsaß. „Eine muss raus und anschieben!“, befahl er. Die Eva stieg seufzend noch einmal aus und schob an. Dabei trat sie offenbar auf einen glitschigen Stein und rutschte aus. Gasperlmaier sprang auf, um zu helfen, doch sie erwischte gerade noch den Bootsrand und schwang sich geschickt über die Bordwand ins Bootsinnere. „Sakra!“, grinste sie, „jetzt hätt’ ich Ihnen bald noch eine Extrashow geliefert, mit Wet-T-Shirt und so.“ Gasperlmaier schwieg, wendete und steuerte auf das andere Ufer zu.
Die Plätte, die der Kahlß Friedrich steuerte, war schon weit entfernt. Gasperlmaier drehte auf Vollgas. Die Eva hatte ihre Kamera herausgeholt und hielt sie auf Gasperlmaier gerichtet. „So ein Mann in Uniform …“, grinste sie, während die Ines düster vor sich hin stierte. Gasperlmaiers Blicke blieben, ohne dass er es wirklich wollte, wieder an der Eva hängen Er seufzte und bemühte sich, an ihr vorbei zu seinem Ziel zu starren.
Als er in den Schatten des Bootshauses eintauchte, waren die Frau Doktor und der Marcel bereits ausgestiegen und saßen auf einer Bank oberhalb der Boote. Der Friedrich war mit dem Vertäuen der Plätte beschäftigt. Die Ines verschwand wortlos, während die Eva unter Gekicher aus der Plätte stieg, am Marcel vorbeischarwenzelte und sich übertrieben aufgeräumt von den Anwesenden verabschiedete. „Ich besuch dich im Gefängnis!“, rief sie von der Tür zum Marcel zurück. Die Frau Doktor blickte ihr nur missbilligend nach.
Während Gasperlmaier seine Plätte vertäute, begann der Marcel zu reden. „Sie wissen es ja eh schon, dass ich mit der Naglreiter“, er zögerte, „dass wir etwas miteinander hatten. Natürlich können Sie sich jetzt fragen, ob mir die nicht viel zu alt war, aber …“ Wieder unterbrach er sich, Gasperlmaier schien, er überlegte, wie alt die Frau Doktor sein mochte. „Zum Thema: vorgestern Abend!“, ermahnte ihn die Frau Doktor. „Sie hat mir ein SMS geschrieben, ob wir uns im Bootshaus treffen können. Natürlich bin ich hin, und wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten wir auch gleich im Bootshaus … aber das wollte sie nicht, da könnte ja jemand kommen, hat sie gemeint, also sind wir hinausgefahren und haben dann irgendwo in der Mitte vom See …“ Die Frau Doktor fuhr ihm dazwischen. „Jetzt entschuldigen Sie aber, Herr Gaisrucker, das glaubt Ihnen doch kein Mensch. So groß ist der See ja nicht. Und rundherum ist der Weg, von dem aus Sie praktisch in der Auslage gewesen wären. Jeder mit einem Fernglas oder einem guten Teleobjektiv hätte Sie sehen können!“ Dem Marcel kam ein Grinsen aus. „Die wollte das so. Auf das ist sie besonders gestanden.“ „Aber im Bootshaus wollte sie nicht? Da, sagen Sie, hat sie sich geweigert, weil jemand kommen hätte können?“ Der Marcel wand sich wie ein Fisch am Angelhaken. „Also, Sie müssen das verstehen. Es hat ihr gefallen, wenn sie das Gefühl gehabt hat, dass uns vielleicht wer beobachtet. Direkt von ihrem Mann oder ihren Kindern beim F…“ Gerade noch rechtzeitig stockte der Marcel und warf einen prüfenden Blick auf die Frau Doktor, deren Augenbrauen, wie Gasperlmaier wahrnahm, schon auf dem Weg nach oben waren. „ … beim Liebemachen erwischt zu werden“, setzte der Marcel aufatmend fort. Da war ihm im letzten Moment doch noch ein einigermaßen entschärfter Begriff eingefallen, dachte Gasperlmaier, so viel sprachlichen Feinsinn hätte er dem Marcel gar nicht zugetraut.
„Und wir haben uns, ich meine, sie hat ein Dirndl angehabt, und Sie kennen das sicher, das ist so ein Spielchen …“ Die Frau Doktor unterbrach den Marcel scharf. „Herr Gaisrucker, was ich kenne oder nicht, ist hier nicht das Thema, und schon gar nicht, ob ich Spielchen kenne. Beenden Sie Ihres!“, fuhr sie ihn an, den Kopf fast schlangengleich nach vor schnellend, wie Gasperlmaier fand. Der Marcel schluckte und klammerte sich mit den Händen an der Bank fest, bevor er fortfuhr. „Sie hat kein Höschen angehabt, und ich nur meine Lederhose, und da muss man sich nicht ganz aus…“ Flehentlich blickte der Marcel die Frau Doktor an, in der Hoffnung, dass sie ihm ersparen möge weiterzureden.
„Und dann, bevor Sie ins Bootshaus zurückgekehrt sind, oder auch im Bootshaus, ist es zu einem Streit gekommen. Vielleicht hat sie Sie
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