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Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi

Titel: Letzter Kirtag: Ein Altaussee-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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zu verstecken!“ Gasperlmaiers Augen tränten, trotz aller Anstrengung konnte er nur verschwommene Umrisse auf den Fotos wahrnehmen – bis die Frau Doktor das erste Foto anklickte und es bildschirmfüllend auf dem Display ihres Laptops erschien. Gasperlmaier trat einen Schritt zurück und erkannte eine blonde Frau in schwarzroter Unterwäsche, die auf einem Bett kniete, aber mehr auch nicht. So, dachte Gasperlmaier, hatte das ermittlungstechnisch absolut keinen Sinn. Er ging zu seinem Schreibtisch, kramte in den Laden, durchsuchte seine speckige Aktentasche, die er seit Jahren schon nirgendwohin mehr mitnahm, und fand darin eine goldgefasste Lesebrille, die er einst in einem Fotogeschäft erstanden hatte. Leider fehlte der Brille ein Glas, aber mehr war momentan offenbar nicht zu haben. Gasperlmaier setzte sich neben die Frau Doktor, froh um die Gegenwart des Kahlß Friedrich, der ihnen stoisch und schwer atmend gegenübersaß und sich offenbar nicht einmal peripher für die von Doktor Naglreiter so sorgsam verborgenen Fotos interessierte. So ganz allein mit der Frau Doktor, dachte Gasperlmaier, wäre ihm beim Betrachten offensichtlich erotischer Fotos nicht ganz wohl gewesen.
    Die Frau Doktor hatte inzwischen, ohne Rücksicht auf das Interesse Gasperlmaiers, ein wenig weitergeklickt. Nicht viel Neues gab es zu sehen, außer, dass sich die Frau einmal von der einen Seite, einmal von der anderen hatte fotografieren lassen. „Die Frau Naglreiter“, bemerkte die Frau Doktor ausdruckslos. „In Reizwäsche. Dabei sind wir ja davon ausgegangen, dass die beiden ihre erotischen Interessen nur mehr außerehelich verfolgt hatten.“ Gasperlmaier versuchte es einmal mit beiden Augen, ein andermal, indem er das Auge ohne Brillenglas mit der Handfläche zuhielt, konnte sich aber nicht entscheiden, was die besseren Ergebnisse brachte, was die Schärfe der Bilder anlangte. Scharf, dachte Gasperlmaier bei sich, waren die Bilder auf jeden Fall. Die Frau Doktor klickte weiter, und Gasperlmaier konnte nicht umhin wahrzunehmen, dass die Frau Naglreiter sich nach und nach selbst der wenigen Kleidungsstücke entledigte, die sie auf den ersten Fotos noch getragen hatte. „Gasperlmaier, Sie wissen schon, dass das hier streng vertraulich ist, keinesfalls an irgendjemanden außerhalb dieses Büros weitergegeben oder weitererzählt werden darf?“ Gasperlmaier fragte sich, warum die Frau Doktor diese Erklärung für notwendig hielt. Ob sie am Ende Zweifel an seiner professionellen Einstellung zum Beruf des Polizisten hegte? Gasperlmaier beeilte sich, eilfertig zu nicken. Die Frau Doktor klickte weiter. Die Frau Naglreiter war nun vollständig unbekleidet und wand sich in Posen, die weit mehr enthüllten, als Gasperlmaier für nötig hielt. Er ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wohl wäre, derartige Fotos von seiner Christine anzufertigen und anschließend gemeinsam zu betrachten. Ein kurzer Seitenblick verriet ihm, dass die Frau Doktor, die nun immer schneller von einem Foto zum nächsten klickte, sodass die nackte Frau Naglreiter nur mehr schemenhaft an ihnen vorbeizuckte, auch nicht gänzlich unberührt davon geblieben war, was der Doktor Naglreiter da auf digitalen Speicher gepackt hatte, und sanft errötet war. Wieder dem Bildschirm zugewandt, musste Gasperlmaier erkennen, dass das Bildmaterial die Grenze zwischen Erotik und Pornografie überschritten hatte, und er zwang sich zu einem neutralen, völlig distanzierten Beobachten.
    Das hätte er sich sparen können, denn plötzlich war die Serie zu Ende und nun waren zwei Frauen zu sehen, die, aus größerer Entfernung aufgenommen, in Badeanzügen an einem Pool lagen. Einige Fotos weiter und einige Ausschnittvergrößerungen später, fand die Frau Doktor wieder zu Worten. „Die im orangen Bikini, das ist seine Tochter, die Judith. Die im weißen Bikini kenne ich nicht. Sie vielleicht, Gasperlmaier?“ Auf einigen Fotos konnte man einen Fensterrahmen sehen, und der Pool war eindeutig der im Garten der Naglreiters. Offenbar waren die Aufnahmen aus einem Zimmer im ersten Stock des Hauses gemacht worden. Warum der Doktor Naglreiter seine eigene Tochter beim Sonnenbaden hätte fotografieren sollen, das war dem Gasperlmaier schleierhaft. Doch die Bilder, das wurde ihm schnell klar, konzentrierten sich immer mehr auf das Mädchen im weißen Bikini, das kleiner und dünner als die Judith war. Als die Frau Doktor ein Foto fand, auf dem die Mädchen auf dem Rücken am Rand des Pools lagen,

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