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Letzter Mann im Turm - Roman

Letzter Mann im Turm - Roman

Titel: Letzter Mann im Turm - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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in Ordnung, Sir.› Tut Ihr Mund weh, wenn er einmal im Jahr die Wahrheit sagen muss?»
    «Verzeihen Sie mir, Sir.»
    «Das sind Herdentiere. Wenn sich einer beschwert, beschweren sich alle. Ich muss sofort wissen, wenn es Probleme gibt.»
    «Verzeihen Sie mir, Sir.»
    Shah ging mit Shanmugham vom Fountainhead zum anderen Gebäude hinüber.
    Shanmugham spürte, wie ihm das Hemd am Rücken klebte. Auch das Hemd seines Arbeitgebers war nass, aber es kam ihm so vor, als wären das keine Feuchtigkeitsflecken, sondern geschmolzene Butter. Der Mann, der am Morgen noch krank gewesen war, strotzte nun vor Gesundheit. Shanmugham konnte kaum mit ihm Schritt halten.
    Sie kamen an einer Ansammlung von Arbeiterbaracken zwischen den beiden Bauprojekten vorbei. Ein winziger Flammenbaum mit verzweigten Ästen stand hier wie ein Mann, dessen Arme sich beim Versuch, in alle Richtungen zu zeigen, verheddert hatten. In seinem Schatten tropfte eine Wasserpumpe. Auf der einen Seite des Baumes war Sand aufgehäuft worden, auf der anderen zermahlene Steine. Zwei der Arbeiterkinder hatten einen Reifen über einen niedrigen Ast geworfen, an dem sie schaukelten, bis sich ihre Füße in den Sand gruben. Ein anderes Kind hatte eine Axt in die Hand genommen, mit der es auf den Sand einhackte, wobei es jedes Mal, wenn einer der wackligen Schläge traf, nieste.
    Der Bauherr blieb an der Wasserpumpe stehen, um eine SMS zu lesen.
    «Das war Giri.» Er steckte das Handy in die Tasche. «Ich hätte Satishs Geburtstagsparty abgeblasen, aber Giri hat die Einladungen bereits verschickt. Der Junge hat versprochen, sich zu benehmen.»
    «Ja, Sir.»
    «Du hast doch Kinder, Shanmugham?»
    «Ja, Sir. Zwei Söhne.»
    «Ich hoffe, Shanmugham, dass sie sich niemals zu einer derartigen Plage entwickeln wie meiner.»
    «Soll ich jetzt los, Sir? Zur Vishram Society – um das Angebot zu unterbreiten?»
    «Du wartest damit, bis ich es dir sage. Der Astrologe wird mich anrufen und mir den genauen Zeitpunkt mitteilen. Das wird kein einfaches Projekt, Shanmugham. Wir müssen jede Chance nutzen, die sich uns bietet. Die Sterne könnten dabei hilfreich sein.»
    Shah deutete mit seinem Handy auf die andere Straßenseite. Ein Flugzeug flog über sie hinweg, er wartete, bis sich das Donnern gelegt hatte. «Schau mal, Shanmugham, der hat wirklich Nerven. Direkt vor meiner Nase kauft er dieses Grundstück.»
    Gegenüber war neben den heruntergekommenen Backsteinhäusern, deren Wellblechdächer mit Steinen beschwert waren, eine riesige Werbetafel hingestellt worden.
    DAS NEUE BAUPROJEKT DES ULTIMEX-KONZERNS
«ULTIMEX MAILAND»
DIE NEUE ART ZU WOHNEN
LUXUSAPARTMENTS
    «Weißt du, wann er mit dem Bau beginnt?»
    «Ist noch nicht raus, Sir.»
    «Direkt vor meiner …»
    Mr Shah stand auf und ging allein zum Excelsior hinüber. Hier war die Arbeit in Verzug geraten, sodass Shanmughamwusste, sein Boss würde in den nächsten Stunden reichlich zu tun haben.
    Er saß im Schatten des winzigen Baums, das Handy in seiner Rechten.
    Die drei Arbeiterkinder hockten auf dem Sandhaufen und beobachteten ihn mit offenem Mund.
    Shanmugham zeigte ihnen die Faust. «Verehrter Verwalter, verehrte Mitglieder der Vishram Society, all Ihre Träume …»
    Ein Wasserbüffel näherte sich den Kindern.
    Shanmugham verließ die Baustelle, aß an der Hauptstraße zu Mittag, kam zurück und wartete in der Nähe des Sandhaufens. Die Kinder kehrten zurück und beobachteten ihn. Mit dem blau karierten Taschentuch, das seine Frau jeden Morgen am Frühstückstisch für ihn zusammenlegte, wischte er sich übers Gesicht, über Schläfen, Nase und dann den Nacken bis hinunter zum ersten spitz hervortretenden Wirbel. Er faltete das Taschentuch wieder zum Quadrat zusammen. Dann machte er einen Satz auf die Kinder zu und zeigte dabei seinen abgesplitterten Zahn: «Aaargh!»
    Sie rannten davon.
    Er verließ die Baustelle, trank an der Hauptstraße Tee und kehrte zum Sandhaufen zurück. Die Kinder kamen ebenfalls wieder und beobachteten ihn erneut. In der Nähe des Sandhaufens bewegte sich träge der Wasserbüffel, drehte die langen geschwungenen Hörner von einer Seite zur anderen; eine Krähe glitt zwischen die Hörner des grasenden Büffels und zog einen Wurm aus einem Loch.
    Kurz nach 17 Uhr schob Shanmugham die Hand in seine Tasche, sein Handy hatte gepiepst. Mr Shah stand im dritten Stock des Excelsior und winkte ihm zu.
    Die Mitteilung des Astrologen aus Matunga war eingetroffen.
    Shanmugham verließ seine auf dem

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