Letzter Mann im Turm - Roman
Sandhaufen hockenden Zuschauer und rannte den Lehmpfad hinunter, der zur Baustelle führte, an den Wohnungsgenossenschaften Gold Coin und SilverTrophy und am tamilischen Tempel vorbei, vor dem ein paar Jungen Kricket spielten, wich hüpfend dem roten Kricketball aus, gelangte keuchend zur Vishram Society und legte dort die Hände auf den Sims des Wachhäuschens. «Ich möchte wieder mit dem Verwalter sprechen.»
Ram Khare, der sich mit seinem karierten Taschentuch Luft zugefächelt hatte, während er aus der Kurzfassung des Heiligen Buches rezitierte, schaute zu seinem Besucher hoch und ließ das Taschentuch fallen.
Er folgte dem Besucher den ganzen Weg zum Büro des Verwalters, blieb draußen stehen und beobachtete, wie der Mann die Hände links und rechts neben die Remington-Schreibmaschine legte und sagte: «Herr Verwalter, ich muss Ihnen ein Geständnis machen. Ich bin nicht der Mann, für den ich mich ausgegeben habe, als ich Sie neulich aufsuchte. Mein Name ist tatsächlich Shanmugham, so weit stimmt es. Aber ich komme als Vertreter einer der führenden Baufirmen Mumbais, des Confidence-Konzerns, und seines Geschäftsführers, dem hoch geschätzten Mr Dharmen Shah. Lassen Sie mich nun erklären, warum ich Ihnen neulich etwas vorgemacht habe. Lesen Sie bitte zuerst diesen Brief, den ich mit allem gebotenen Respekt und voller Ehrfurcht auf Ihren Schreibtisch lege. Ich werde hier warten, während Sie ihn lesen.»
Die Grundlage der 32-jährigen Freundschaft zwischen Masterji und Mr Pinto war das «Streitvermeidungsbuch» – ein Notizbuch, in dem jede finanzielle Transaktion zwischen ihnen getreulich vermerkt wurde. Im Juli 1975, als sie das erste Mal gemeinsam zu Mittag aßen, hatte Mr Pinto, Buchhalter der Britannia Biscuit Company, ein versicherungsmathematisches Vorgehen vorgeschlagen, das über ihre Imbisse und den Kaffee wachte. Im Bewusstsein, dass andere Freundschaften an kleinlichen Streitigkeiten, hauptsächlich über Geldfragen, zerschellt waren, und entschlossen, die ihre zu erhalten, hatte Masterji zugestimmt.
Mr Pinto nahm seinen neuesten Eintrag im Streitvermeidungsbuch vor – dem sechzehnten seit dem ersten Notizbuch im Jahr 1975.
«Tragen Sie es später ein. Ich sehe die Bedienung.»
«Okay», sagte Mr Pinto, «aber Sie schulden mir zweieinhalb Rupien.»
«Zweieinhalb?»
«Für die Zeitung.»
«Für welche?»
«Die
Hindustan Times.
Sie haben mich dazu gebracht, letzten Samstag eine zu kaufen, weil Sie eine Kolumne eines Ihrer früheren Schüler lesen wollten.»
«Unsinn», sagte Masterji, «ich habe keine Schüler, die für diese Zeitung schreiben.»
Mr Pinto wusste, dass Masterji die
Hindustan Times
nicht gekauft hatte; weil er zeit seines Lebens Buchhalter gewesen war, lenkte er mit Geldthemen von den eigentlichen Problemen ab. Was er wirklich hatte ansprechen wollen, war der Vorfall von vergangener Nacht. Masterjis Verhalten, den Freund der modernen jungen Frau heftig und grundlos zu schubsen – die Schreie der jungen Frau hatten Bewohner aus dem gesamten Gebäude in den dritten Stock gelockt –, stand in so großem Widerspruch zu seinem sonstigen Verhalten, dass die Leute in Vishram den ganzen Tag über den Vorfall geredet hatten, ihn wieder und wieder hatten Revue passieren lassen und ihn dabei immer weiter ausgeschmückt hatten. Ein Mann, der innerhalb kurzer Zeit sowohl seines Berufes als auch seiner Frau beraubt worden war, befand sich in einer gefährlichen Lage, fanden manche. Ajwani, der Makler, hatte sogar gefragt, wie sicher es sei, ihre Kinder weiterhin in einem abgedunkelten Raum mit ihm allein zu lassen. Mrs Puris entschiedener Widerspruch («Schämen Sie sich!») hatte derartigem Gerede ein Ende gesetzt.
Mr Pinto wusste, dass es seine Pflicht war, den Freund wissenzu lassen, was im Haus über ihn geredet wurde. Aber er beschloss, dass es am besten war, derartige Dinge nach dem Abendessen anzusprechen.
Er legte das Streitvermeidungsbuch beiseite und widmete sich dem Angebot des Biryani Emperor of Bombay.
Ein gutes
biryani
benötigt ein wenig Spannung. Ein Hauch des Geheimnisvollen. Aus dem Café Noorani neben dem Grabmal des Haji Ali tritt der Kellner mit einem Teller heraus, auf dem sich ein ovaler, dampfender Reishaufen befindet, der mit gelben und roten Körnchen gesprenkelt ist; man wusste, dass sich irgendwo darin das Hühnchen befand, doch man musste sich erst dahin vorgraben – was für ein Aroma! –, um die marinierten, roten Fleischstücke zu
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