Letzter Mann im Turm - Roman
trugen
banians
und weiße
dhotis,
und ihre Körper waren mit Baustaub überzogen. Der für das Fountainhead verantwortliche Bauunternehmer kam angerannt.
«Sie sagen, Sir, dass die Hitze … sie wollen sich um ihre Felder kümmern …»
Shah schnalzte mit der Zunge.
«Ich möchte, dass sie für sich selber sprechen.»
Einer aus der Gruppe der Meuterer, ein kleiner Mann mit ordentlich gescheiteltem Haar, erklärte ihren Standpunkt.
«Wir können unter diesen Bedingungen nicht arbeiten, Sahib, bitte verzeihen Sie uns. Wir werden die heutige Arbeit anständig zu Ende bringen und am Abend gehen. Fragen Sie den Bauunternehmer. Wir waren bis jetzt Ihre besten Arbeiter.»
Shah blickte am Fountainhead hoch, dann am Excelsior und dann zur Sonne.
«Ich weiß, dass es heiß ist. Die Kokospalmen werden braun. Die Kühe wollen nicht mal aufstehen, wenn man ihnen Futter vorsetzt. Aber wir haben nur noch einen Monat, bis der Regen einsetzt, und wir müssen jetzt mit dem Betongießen fertig werden. Wenn nicht, verliere ich anderthalb Monate – bei heftigem Regen zwei Monate. Und Zeitvergeudung kann ich mir wahrlich nicht leisten.»
Er spuckte etwas Dickes, Betelfarbenes aus. Erneut streichelte er die Kuh, als bäte er diesmal nicht nur für sich um Glück, sondern für sie alle, und sagte: «Wenn ihr mich so seht, glaubt ihr vielleicht, dass ich als reicher Mann nicht weiß, was Hitze heißt. Lasst mich euch eine Geschichte erzählen.»
Er richtete den Zeigefinger der Hand, die die Kuh gestreichelt hatte, auf die Männer. «Ich weiß, was es heißt, in der Hitze zu arbeiten und den ganzen Tag auf den Beinen zu sein. Ich bin in einem Dorf namens Krishnapur in Gujarat aufgewachsen. Als ich nach Bombay kam, hatte ich nur zwölf Rupien und achtzig Paise bei mir, und ich traf im Sommer ein. Ich nahm den Zug, ich nahm den Bus und wenn ich kein Geld für den Bus hatte, ging ich zu Fuß. Meine
chappals
lösten sich auf, ich band mir Blätter um die Füße und lief weiter. Und wisst ihr, was ich herausgefunden habe, als ich in diese Stadt kam?»
250, dachte Shanmugham. Biete ihnen nicht mehr als 250 an.
«Dass in dieser Stadt Gold in der Luft liegt.» Mr Shah hielt den Meuterern beide Handflächen entgegen, zeigte ihnen seine Fingerund alle Ringe. «Und noch was habe ich herausgefunden: Je heißer es wird, desto mehr Gold liegt in der Luft. Ich erhöhe euren Lohn auf …» Stirnrunzelnd presste er seine Finger wieder zusammen und klimperte mit den Ringen. «… 300 Rupien pro Tag pro Mann. Das sind 100 Rupien mehr, als ihr jetzt bekommt, und mehr als ihr in ganz Santa Cruz bekommen werdet. Ihr sagt, ihr wollt nach Hause. Und ich weiß genau, was ihr dort machen werdet. Ihr werdet nicht auf euren Feldern arbeiten. Nein. Ihr werdet auf einem
charpoy
im Schatten liegen, rauchen und mit einem Kind spielen. Nach Sonnenuntergang werdet ihr trinken. Dann geht euch das Geld aus, und ihr kommt am 15. Juni zurück, wenn es regnet, und bettelt mich um Arbeit an. Ich werde Busse nach Maharasthra schicken, die die Dorfbewohner einsammeln und hierherbringen. Ich mag dafür das Doppelte ausgeben müssen, aber ich werde es tun. Aber wenn ihr dableibt und arbeitet, werde ich euch Tag für Tag 300 Rupien zahlen. Ich werfe Gold in die Luft. Wer wird danach greifen?»
Die Arbeiter schauten einander an; Unentschlossenheit senkte sich auf sie herab, und dann sagte der gut Gescheitelte: «Sahib, meinen Sie das ernst, 300 pro Tag? Sogar die Frauen?»
«Sogar die Frauen. Sogar die Kinder.» Erneut spuckte Shah aus und leckte sich die Lippen. «Sogar eure Hunde und Katzen, wenn sie sich einen Ziegelstein auf den Kopf binden und ihn für mich tragen.»
«Wir bleiben, für Sie, Sahib», sagte der Arbeiter.
Und obwohl keiner der Männer in
banians
und
dhotis
glücklich aussah, schien ihnen die Kraft zum Widerstand zu fehlen.
«Gut. Geht sofort wieder an die Arbeit zurück. Mit jeder Sekunde, die wir verschwenden, rückt der Regen Bombay näher.»
Als sie außer Hörweite waren, flüsterte der Bauunternehmer: «Werden Sie den Frauen wirklich das Gleiche zahlen, Sir? 300?»
«Wie viel zahlen Sie Ihnen jetzt?»
«125. Wenn sie kräftig sind, 150.»
«Geben Sie den Frauen 200», sagte Shah. «Den kräftigen 220. Aber die Männer bekommen 300, wie ich es gesagt habe.»
«Und Sie –» Er stieß einen goldberingten Finger gegen die Brust des Bauunternehmers. «Das nächste Mal, wenn auf der Baustelle was schiefläuft, kommen Sie mir nicht mit: ‹Alles
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