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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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erklomm die letzten Stufen der Eisenleiter des Leuchtturms. Im Lampenraum waren Pa li na und Magnus mit ihren täglichen Arbeiten beschäftigt. Palina polierte, wie immer schimpfend, das Messing des Zentralkompressors.
    „Warum muss eigentlich alles aus Messing sein?" murrte sie, während sie die Armaturen hinter dem Reflektor mit einem Wolltuch in schnellen, kleinen Kreisen blank putzte.
    Magnus, dessen gesunder Arm bis zum Ellbogen in der Öffnung eines Wasserspeiers der Traufe steckte, zwinkerte ihr zu. „Damit du dein hübsches Gesicht immer im Spiegel sehen kannst."
    „Pah", meinte Palina verächtlich, doch ihr geschmeicheltes Lächeln spiegelte sich im Messing. Sie polierte hingebungsvoll weiter, hielt kurz inne und winkte zu Erik hinunter, der an der Klippe entlang zur Pferdeweide stapfte.
    Palina und Magnus lebten gern auf der Leuchtturmstation. Beide nahmen die Behinderung ihres Sohnes klaglos als gottgegeben hin und kümmerten sich um den siebzehnjährigen Jungen mit bewundernswerter Geduld, die Jesse nicht begreifen konnte.
    „Guten Morgen", grüßte er.
    „Guten Morgen, Jesse", erwiderte Palina. „Nun, wie geht es unserem Gast heute?"
    Jesse hob eine Ölkanne ans Licht, um die Reinheit zu prüfen. Die Lampendochte verbrauchten an die zweihundert Gallonen Öl im Monat, und jeder Tropfen musste vollkommen sauber sein. „Na ja", meinte er, „wie man's nimmt."
    „Ist sie wach?"
    „Sie ist kurz aufgewacht."
    Magnus und Palina hielten inne.
    „Und?" half Magnus nach.
    „Nun, sie beschimpfte mich und warf mir einen Krug an den Kopf."
    Palina wandte hastig den Blick ab. „Sie ist verwirrt, das arme Lämmchen."
    „Die Frau ist eine Nervensäge."
    „Und was hat sie dir über sich erzählt?"
    „Nichts. Sie warf mir vor, auf sie geschossen zu haben. Dabei wollte ich nur eine Fotografie von ihr machen, um das Bild in der Zeitung zu veröffentlichen."
    „Grundgütiger! Du hast das arme Ding erschreckt", warf Palina ihm vor. „Das arme, hilflose Mädchen wacht mutterseelenallein in einem fremden Haus auf, hat wahrscheinlich seine Familie verloren, und du erschreckst es mit deiner neumodischen Kamera."
    „Auf mich wirkte sie nicht besonders hilflos."
    „Sie hat Angst", erklärte Magnus und griff in die Lampe, um die Dochte zu stutzen. Er schüttelte den Kopf, und dichtes graues Haar fiel ihm in die Stirn. Die Spiegelfacetten der riesigen Fresnellinse verzerrten seinen Arm zu einem riesigen, unförmigen Gebilde. „Wahrscheinlich hat sie ihren Ehemann bei dem Schiffsunglück verloren."
    1
    Schuldgefühle krochen in Jesse hoch. Er hätte etwas geduldiger mit der Frau umgehen müssen. „Der Hafenmeister erkundigte sich nach dem Namen des gesunkenen Schiffes. Wir werden noch heute Näheres erfahren."
    Diesen Teil seiner Arbeit verabscheute er, ja, hasste er so sehr, dass es seinen Entschluss verstärkte, gegen die Gewalten der See zu kämpfen, um ihr Opfer zu entreißen. Die Warterei zerrte an seinen Nerven. Der Hafenmeister würde Fahrpläne und Schiffspapiere prüfen. Welches Schiff sollte wann in einem Hafen in der Gegend einlaufen? Welches Schiff hatte Verspätung? Als Nächstes wurden die Listen der Besatzung und der Passagiere geprüft. Und jeder Schritt der Nachforschungen brachte größeres Leid.
    „Hat sie dir denn den Namen des Schiffes genannt?" fragte Magnus.
    „Sie hat mir nicht einmal ihren eigenen Namen genannt." Jesse stellte die Ölkanne ab und setzte sich auf die erste Stufe der Eisenleiter, die in das Zwischengeschoss hinunterführte. „Wir haben kaum miteinander geredet. Dann, na ja, sie wird sich wohl überanstrengt haben, wurde ihr schwindelig, und sie musste wieder ins Bett."
    Magnus' Augen wurden von den Spiegelfacetten tausendfach vervielfältigt, als sein strafender Blick Jesse zu durchbohren schien.
    „Sie hat sich überanstrengt? Was soll das denn heißen?"
    Jesses Schuldgefühl verstärkte sich. Die See - nicht eine hilflose Frau - war sein Feind. Er sollte alles versuchen, um ihr zu helfen. Stattdessen wühlte ihre Gegenwart alte, vergessen geglaubte Gefühle in ihm auf. Nichts davon war ihre Schuld.
    „Sie hat sich aufgeregt", erklärte er.
    „Und worüber?" fragte Palina.
    „Das Blitzpulver wird sie erschreckt haben. Sie hat ein aufbrausendes Temperament."
    „Aha." Palinas Ton sprach Bände.
    „Dann scheint sie etwas mit dir gemeinsam zu haben", fügte Magnus hinzu.
    „Verdammt noch mal, ich bin nicht aufbrausend", erwiderte Jesse.
    Palina verdrehte die

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