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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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glitzerte wie ein Diamant. Die Takelagen waren mit flatternden Fähnchen geschmückt, Blumengirlanden hingen von der Reling. An langen Tafeln auf dem Pier war ein kaltes Büfett angerichtet, Champagnerflaschen ruhten in silbern glänzenden Eiskübeln.
    Angestellte der Reederei, Schiffsbesatzungen und ihre Familien nahmen an dem festlichen Ereignis teil. Das Schiff war ein Mikrokosmos in Jesses Welt - Freunde und Familie und Geschäftspartner waren alle versammelt. Er ließ den Blick voll Stolz über die elegante, heitere Szenerie schweifen.
    „Du siehst aus wie eine zufriedene Katze, die Sahne genascht hat", bemerkte Emily lächelnd und schlug mit ihren Füßen in den zierlichen Lederstiefeletten den Takt zur Musik.
    „Wieso auch nicht? Ich bin der glücklichste Mann auf Erden und habe allen Grund, zufrieden auszusehen."
    Sie neigte sich ihm zu - diskret wie immer, denn Emily war eine perfekte Lady - und flüsterte: „Denkst du, wir werden die Gäste mit unserer Ankündigung überraschen?"
    „Ich glaube kaum. Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich Sie verehre, Miss Leighton."
    „Ach, Jesse", seufzte sie selig. „Wie herrlich. Wir werden unendlich glücklich sein." Sie ließ den Blick über das Mittschiffsdeck gleiten, wo die Damen in Grüppchen flanierten und anmutig ihre Sonnenschirme aus zarter Spitze drehten. Nicht nur gelegentlich flog ein sehnsüchtiger Blick zur Reling, an der Jesse und Emily lehnten.
    „Es ist jammerschade", seufzte Emily.
    „Was ist jammerschade?"
    „Nach der Ankündigung unserer Verlobung wird es unzählige gebrochene Herzen geben."
    Er lächelte schalkhaft. „Du übertreibst, Liebes."
    „Tu bloß nicht so, als wüsstest du von nichts. Fast alle meine Mitschülerinnen in Saint Albans schlafen mit einem Andenken an dich unter dem Kopfkissen ein."
    „Und womit schläfst du ein, Emily?"
    Sie zwinkerte ihm zu. „Mit meinen Träumen, Jesse. Nur mit meinen Träumen von dir."
    In einträchtigem Schweigen beobachtete das Paar das festliche Treiben und winkte Emilys Eltern zu, die sich einen Weg durch das Gedränge der Gäste bahnte. Bald gesellten sich die Herren in hellen Leinenanzügen zu den Damen, und der Tanz begann. „Ich fürchte vielmehr, die Herzen der Männer werden brechen, Emily", sagte Jesse. Er entdeckte Granger am erhöhten Bug des Schiffes. Demnächst würden er und Granger das Ruder übernehmen und in Zukunft die Geschicke der Shoalwater Bay Company lenken.
    Im Moment saß Granger auf einer umgedrehten Kiste, den blonden Kopf gesenkt. Er hielt ein Tauende in Händen und zeigte einer Gruppe andächtiger Knaben in Matrosenanzügen, wie man einen Seemannsknoten knüpfte.
    „Was immer du von Granger auch denken magst, er ist ausgesprochen kinderlieb", bemerkte Emily, die Jesses Blick gefolgt war. „Ich dachte eigentlich, er wäre der Erste von uns dreien, der heiratet."
    Kurz darauf ließ Granger die Kinder allein, um den Schotstek zu üben, und schlenderte zum Deck, wo Jesses kleine Schwester Annabelle an der Hand ihrer Mutter ein wenig linkisch die Gäste begrüßte.
    Granger verneigte sich tief vor der Zehnjährigen und führte sie zum Tanz. Selbst aus der Entfernung bemerkte Jesse, wie die Kleine vor Stolz errötete.
    Das Signal der Schiffssirene unterbrach die Tanzerei. Jesses Vater winkte ihm und Emily zu, von Bord zu gehen. Grangers Vater Thomas Clapp verkündete, es sei Zeit zur Schiffstaufe. Die Gäste versammelten sich erwartungsvoll auf dem Pier.
    Fotografen mit ihren unförmigen Apparaten auf hölzernen Dreifüßen schubsten einander um die günstigste Position während der kurzen Ansprachen von Morgan und Clapp. Granger verneigte sich vor Emily und küsste ihr galant die Hand. „Ich hoffe, du hast noch einen Tanz für mich frei."
    Sie errötete zart, doch bevor sie antworten konnte, waren die Reden vorbei. Jesse und Granger bekamen jeder eine Flasche Dom Perignon überreicht, die an roten Bändern am Kiel befestigt waren.
    „Grundgütiger", klagte Granger in gespieltem Bedauern, „welch eine Verschwendung von edlem Champagner." Er drückte einen schmatzenden Kuss auf den Hals der Flasche. Die Menge klatschte jubelnd Beifall. Sein Lächeln wirkte ein wenig aufgesetzt und verkrampft, was auf die ständigen scharfen Zurechtweisungen seiner Eltern zurückzuführen war, wie Jesse vermutete. „Bist du bereit, mein Freund?" fragte Granger.
    „Noch nicht ganz." Jesse ging das Herz über vor Glück. Gab es eine bessere Gelegenheit, einen schöneren Tag, um die

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