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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir", entgegnete er dumpf.
    „Jetzt nicht mehr, vermute ich." Judson nahm die Liste wieder an sich. „Aber seit du gegangen bist, hat sich nicht viel verändert. Dein Partner achtet sehr auf Ordnung. Wie heißt er gleich? Flapp?"
    „Clapp. Granger Clapp." Jesse hatte seit Jahren nicht an Clapp gedacht, was nicht viel besagte, denn er hatte seit Jahren nicht an Vergangenes gedacht, nicht an Granger, nicht an seine Schwester, die Clapp geheiratet hatte. Nicht an seine Eltern, die vor kurzem eine ausgedehnte Europareise angetreten hatten. An niemanden.
    Jesse ließ solche Gedanken nicht zu.
    „Nun?" Judson beäugte Jesse neugierig. „Was hat das wohl zu bedeuten?"
    „Entweder war die Frau illegal an Bord ..."
    „Ein blinder Passagier!" Judson schnipste mit den Fingern. „Das wird es sein."
    „Oder sie war nicht auf der Blind Chance."
    „Sie muss auf dem Schiff gewesen sein." Judson hielt ihm ein zweites Papier hin. „Sieh mal. Laut Aufzeichnungen des Leuchtturmwärters von Cape Meares hat er um ein Uhr zwanzig in der Nacht zum Sonntag die Hecklampen des Schiffes gesehen. Um vier Uhr vierzig wurde das Schiff im Logbuch des Tillamok Leuchtturms eingetragen. Und wann hast du die Frau am Strand gefunden? Um sechs oder sieben?"
    „Ungefähr um diese Zeit."
    „Sie war auf diesem Schiff. An Bord der Blind Chance. Als blinder Passagier." Judson trat von einem Fuß auf den anderen. „Verdammt, das ist eine aufregende Geschichte."
    Jesse steckte die Brille wieder sorgfältig ein. „Dann sollten wir die Zeitung davon profitieren lassen. Ich habe sie fotografiert.
    Bert Palais soll das Bild drucken und die Ausgabe mit ihrem Foto mit dem nächsten Postschiff nach Portland und San Francisco verfrachten."
    Tu das nicht, Kleiner.
    Ihre Worte hallten in seinem Kopf wider, ihre Stimme zitternd vor Argwohn. Sie war verwirrt, redete er sich ein, sie konnte nicht klar denken, sonst würde sie einsehen, wie wichtig es war, ihr Konterfei zu veröffentlichen. Ihre Verwandten waren vermutlich in tiefer Sorge um sie und warteten auf ein Lebenszeichen.
    Jesse wusste, was das bedeutete.
    Ihr Bild in der Zeitung zu veröffentlichen war der sicherste Weg, die Nachricht über die Rettung der Frau zu verbreiten. Er holte die Fotografie aus der Brusttasche seiner Jacke und reichte sie Judson. Seine Finger zitterten leicht, aber möglicherweise lag es auch nur am Wind.
    Judson studierte das Bild eingehend. Dann pfiff er leise durch die Zähne. „Zum Teufel, sie sieht aus wie diese Prinzessin aus dem Märchen. Du weißt schon, die sich in den Finger gestochen hat..."
    „Ich lese keine Märchen."
    Judson steckte die Fotoplatte ein. „Das ist ein erstaunlicher Fang."
    „Du hast keine Ahnung", meinte Jesse und begleitete Judson zu seinem Pferd. „Du hast nicht die geringste Ahnung."
     
    Den ganzen Tag wurde Jesse von der Nachricht des Schiffsuntergangs und von alten Erinnerungen verfolgt. Normalerweise hielt er die Vergangenheit in einem dunklen Winkel seines Herzens verschlossen, wo er sie nicht sehen und nicht fühlen konnte. Das
    Auftauchen der Frau aber hatte eine Kerze in diesem dunklen Winkel angezündet, deren Lichtschein auf Dinge fiel, die er viele Jahre verborgen gehalten hatte.
    Der Gedanke, dass die Fremde ausgerechnet an Bord der Blind Chance in sein Leben gebracht worden war, hatte eine beinahe unheimliche Bewandtnis. Vor seinem inneren Auge entstand das Bild des prachtvollen Viermasters, der vor vierzehn Jahren getauft worden war. Damals hatte Jesse keine Ahnung gehabt, dass dieser Tag seine Zukunft bestimmen würde. Er schloss die Augen und ließ die Erinnerungen zu ...
    Der schlanke Rumpf glänzte im frischen Lack, die Messingbeschläge waren auf Hochglanz poliert, die Teakholzreling fühlte sich glatt wie Seide an. Der Geruch nach Meer und Sommer lag in der Luft.
    „Blind Chance scherzte Emily und zupfte ihn am Ärmel. „Findest du diesen Namen passend für ein Schiff?" Sie sah so frisch und jung aus in den Wolken aus weißen Rüschen und Spitzen, ein Hütchen beschattete ihr feines Porzellangesicht. Wobei Emily weit mehr war als eine blonde Schönheit mit rosigen Wangen. Sie war stets zu Scherzen aufgelegt und besaß einen natürlichen Charme, der Jesse entzückte.
    „Es war Grangers Idee. Er bestand darauf, diesem Schiff den Namen zu geben, weil ich den Namen für die Trident ausgesucht hatte."
    „Oh, wie originell." Ihr helles Lachen mischte sich in die Klänge der Blaskapelle auf dem Achterdeck. Dieser Tag

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