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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte sich bereits in seinem Kopf eingenistet. In seinem Herzen.
    „Die Straße ist zu gefährlich", entgegnete er gereizt. „Sie hätten sich im Dunkeln verirren oder sich erkälten und einen Rückfall erleiden können." Er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. „Wenn ich auch Sie verloren hätte ..." Er stockte, entsetzt über das Geständnis, das er beinahe gemacht hätte.
    Eine Weile blickte sie ihn unverwandt an. Er fühlte sich nackt und entblößt, der Lächerlichkeit preisgegeben.
    Schließlich entschloss sie sich zu sprechen. „Wenn Sie auch mich verloren hätten."
    „Wie bitte?"
    „Sie sagten auch."
    Nun schoss ihm die Hitze ins Gesicht. „Ich meinte eigentlich etwas anderes ..."
    „Nein, im Gegenteil, Jesse Morgan." Sie drehte seine Hände um und studierte die Linien auf den Innenseiten. „Nur zu selten bricht die Wahrheit aus Ihnen heraus. Meist beherrschen Sie sich und reden in wohlgesetzten Worten, die keine Bedeutung haben. Ich will wissen, was wirklich mit Ihrer Frau geschehen ist. Wir kommen nicht voran, wenn Sie mir das nicht sagen."
    Er schnellte hoch. „Sie unterstellen mir, vorankommen zu wollen, was immer das bedeuten mag."
    „Es bedeutet, dass wir einander näher kennen lernen. Ob das gut oder schlecht ist, wissen wir nicht. Noch nicht."
    „Weshalb sich darüber den Kopf zerbrechen?" Er blickte aus dem Fenster in die schwarze Nacht.
    „Woher soll ich das wissen? Ich weiß nur, dass ich die einzige
    Überlebende eines Schiffbruchs bin und Sie mir das Leben gerettet haben."
    „Das war meine Pflicht."
    „Alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Auch wenn wir die Gründe nicht kennen, bedeutet das nicht, dass sie nicht existieren."
    Das Wasser schwappte auf die Dielen, als sie aufstand und hinter ihn trat. „Sagen Sie mir, was Emily zugestoßen ist. Warum ist das so schwer? Warum behaupten Sie, sie getötet zu haben? Wollten Sie mich damit nur erschrecken oder ..."
    „Ja, verdammt noch mal!" Er fuhr drohend herum. Sie zuckte zusammen, hob schützend den Arm und wandte das Gesicht zur Seite. Diese furchtsame Geste der Abwehr machte ihn wütend und zerriss ihm zugleich das Herz. Er hatte es so weit getrieben, dass sie sich vor ihm fürchtete.
    Hilflos ließ er die Arme sinken. „Ich habe sie in den Tod geschickt", sagte er. „Ich habe zwar keine Waffe gegen sie gerichtet, dennoch war es meine Schuld, dass sie zu Tode gekommen sind."
    „Wer sind ,sie'?" hauchte sie tonlos.
    Wieder brachte sie ihn dazu, mehr preiszugeben, als er beabsichtigte. Diese Frau hatte wirklich eine besondere Gabe, ihn zu irritieren.
    „Emily ertrank bei einem Schiffbruch. Ich zwang sie zu dieser Reise, obwohl sie mich bat, bleiben zu dürfen." Jedes Wort brach aus ihm heraus, als würde es mit einem Hammer aus seiner Brust geschlagen. „Sie war schwanger."
    Es war ein Wunder, dass der Boden nicht unter ihm wegkippte. Er blickte Mary in ihre warmen Augen und las darin ihr Mitgefühl.
    „Es war nicht Ihre Schuld, dass sie ertrunken ist", sagte sie leise.
    „Ich erzähle Ihnen das nicht", stieß er zwischen den Zähnen hervor, „um Ihr Mitleid zu erregen."
    „Das weiß ich. Aber hätte ich kein Mitleid für einen Mann, der seine junge Frau bei einem Schiffsunglück verloren hat, wäre ich eine hartherzige Person, meinen Sie nicht?"
    „Sie haben kein hartes Herz, Mary Dare, höchstens einen harten Schädel."
    Sie zog einen Mundwinkel hoch. „Dass ich eigensinnig bin, weiß ich selbst."
    Jesse konnte es nicht fassen. Er hatte tatsächlich laut ausgesprochen, was Emily zugestoßen war. Aber selbst nach zwölf Jahren versengte die Erinnerung ihn wie ein Höllenfeuer. Darüber zu sprechen linderte seine Pein nicht.
    Doch es verschlimmerte sie auch nicht.
    Mary wandte sich ab und ging in die Küche. Er hörte, wie sie eine Flasche entkorkte, dann kam sie mit zwei halb gefüllten Gläsern in die Wohnstube zurück.
    „Palinas selbst gebrannter Maisschnaps", erklärte sie.
    „Ich mache mir zwar nicht viel aus Schnaps, aber jetzt brauche ich einen Schluck."
    Sie setzten sich nebeneinander auf die Bank, blickten schweigend in die Flammen des Kaminfeuers und horchten auf das Knistern der Holzscheite. Mary nippte an ihrem Glas, während Jesse das seine in einem langen Zug leerte. Lächelnd hielt sie ihm ihr Glas hin, das er gleichfalls leerte.
    „Sie sind eine Gefahr für meine Charakterfestigkeit, Mary Dare", sagte er. Der Whiskey begann langsam seine innere Spannung zu lösen.
    „Unsinn. Ich will

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