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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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lediglich, dass Sie mit mir reden. Erzählen Sie mir von Emily. Sie sagten, Sie hätten sie fortgeschickt. Warum haben Sie das getan?"
    „Weil ich ein Narr war." Wieso sollte er nicht darüber sprechen? Dann würde sie ihn genauso verachten, wie er sich verachtete. „Ich hatte mich mit einer anderen Frau eingelassen, die mir nichts bedeutete. Sie war nur eine Zerstreuung."
    „Oh nein."
    „Verstehen Sie nun?"
    „Sie waren jung und leichtsinnig, wie die meisten jungen Ehemänner. Das heißt nicht, dass damit Ihr Seitensprung gerechtfertigt gewesen wäre. Vermutlich wollten Sie sich von der anderen Frau trennen, wie?"
    „Ja. Sie begann Forderungen zu stellen und drohte damit, Emily zu brüskieren. Ich beschloss, die Affäre zu beenden, wollte aber Emily vorher aus der Stadt haben. Deshalb buchte ich für sie eine Schiffspassage nach San Francisco."
    Mary wandte den Blick ab. „Und das Schiff sank, stimmts?" sagte sie.
    „An der Columbia-Sandbank. Nachdem der Schlepper die Leinen eingeholt und das Schiff Segel gesetzt hatte, kam ein Sturm auf, das Schiff geriet in Seenot, lief auf Grund und zerbarst." Er blickte in die Flammen, ließ sich von den roten Feuerzungen in einen benommenen Zustand der Trance einlullen. „Es gab keine Überlebenden."
    „Und seitdem zerfleischen Sie sich mit Selbstvorwürfen."
    „Ich zwang sie zu dieser Reise", sagte er tonlos, „obwohl sie mich anflehte, bleiben zu dürfen. Weil ich zu meiner Hure wollte, musste Emily das Schiff nehmen. Und weil sie das Schiff nahm, musste sie sterben. Einen grauenvollen Tod."
    Das Ticken der Pendeluhr mischte sich mit dem Knistern der Flammen.
    „Sie müssen ein Ende Ihrer Qualen finden, Jesse." Mary sah ihn mit eindringlicher Offenheit an, der er sich nicht entziehen konnte.
    „Dafür gibt es kein Ende, begreifen Sie das nicht?"
    „Sie irren", widersprach sie. „Es gibt ein Ende. Sie haben sich nur nicht darum bemüht. Sie sind so sehr damit beschäftigt, sich selbst zu bestrafen, dass Sie jede Hoffnung aufgegeben haben. Das lasse ich nicht länger zu, Jesse."
    Ihre Entschlossenheit erschreckte ihn. Diese zierliche, ungestüme Person übte eine befremdliche Faszination auf ihn aus. Sie war wie eine halb ertrunkene Madonna in sein Leben gespült worden und schlich sich immer tiefer in seine Welt ein, gegen seinen Willen, gegen jede Vernunft. Sie besaß ein sprühendes Feuer, das er nie besessen hatte, auch nicht zu Emilys Lebzeiten, damals, als er alles besaß, was ein Mann sich nur wünschen konnte.
    Er hatte Schmerzen in der Brust und wusste, warum. Sein Kopf war zwar vom Whiskey benebelt, aber er begriff, was in ihm vorging. Mary war im Begriff, sein eisiges Herz aufzutauen, und das war ein unerträglich schmerzhafter Prozess.
    „Sie sind selbstsüchtig, wenn Sie Ihre Qualen für sich behalten", sagte sie. „Lassen Sie mich daran teilhaben."
    Ihm war, als stehe er neben sich und beobachte, wie er den Arm hob und das Glas mit voller Wucht in den Kamin schleuderte, wo es in tausend Splitter zerbarst. „Das will ich nicht", brüllte er und sprang auf. „Verdammt, ich brauche Sie nicht."
    Sie schwieg, doch er spürte ihren Blick im Rücken, als er durch die Stube stürmte und die Haustür aufriss, in der Absicht, Magnus vorzeitig von seiner Nachtwache abzulösen und die Nacht damit zu verbringen, den Gemütsaufruhr zu bändigen, den Mary in ihm verursacht hatte.
    Auf der Schwelle blieb er stehen. Ohne sich umzudrehen, wusste er, dass sie ihn beobachtete. Nachdem sie Salz in seine schwärenden Wunden gestreut hatte, wartete sie geduldig auf seine Reaktion.
    Zum Teufel mit dieser Hexe.
    „Nach Emilys Tod", hörte er sich sagen, „dachte ich, mit der Zeit würden meine Wunden heilen. So sollte es doch sein. Ein Mann wird zum Witwer, er trauert, doch das Leben geht weiter, und irgendwann findet er sich mit seinem Schicksalsschlag ab." Er drehte sich langsam um und begegnete ihrem ruhigen Blick. „Nach zwölf Jahren habe ich meine Zweifel."
    Sein düsterer Blick glitt zum Kamin, vor dem die winzigen Glassplitter im Feuerschein funkelten. „Mit Emily an meiner Seite lebte ich in den Tag hinein, als spiele die Zeit keine Rolle. Ich ließ Dinge unerledigt, Worte ungesagt. Nun spielt Zeit wirklich keine Rolle mehr, und ich verbringe sie alleine und denke unablässig an das, was ich versäumt habe." Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Warum habe ich damals nichts begriffen? Warum hat es kein Zeichen der Warnung gegeben?"
    „Denken Sie

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