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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprechen. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ihn damit zu konfrontieren. „Wir nehmen den Einspänner", sagte sie.
    „Die Holzfäller haben die Straße noch nicht geräumt, da kommen wir nicht durch."
    „Dann nehmen wir das Boot, die Schaluppe, die im Bootshaus liegt."
    Er erstarrte. Seine Augen glühten vor Zorn. „Nein!" schrie er aufgebracht.
    Verdutzt neigte sie den Kopf zur Seite. „Wieso nicht? Das Boot ist in perfektem Zustand und seetüchtig. Es war nur ein harmloser Vorschlag. Weshalb werden Sie so wütend?"
    „Wir nehmen das Boot nicht." Er schleuderte die Metallfeile von sich, die mit vibrierendem Griff in der weichen Erde stecken blieb, und stürmte mit langen Schritten zur Scheune.
    Dennoch hatte sie es einen flüchtigen Augenblick gesehen, so rasch, dass sie beinahe dachte, sich geirrt zu haben. Aber Mary wusste, sie irrte sich nicht.
    Jesse graute davor, wieder ein Boot zu besteigen und aufs Meer hinauszufahren.
    Merkwürdig, da sie selbst erlebt hatte, wie er todesmutig in die tosende Brandung geritten war, um die schiffbrüchigen russischen Matrosen zu retten. Aber der Gedanke, Segel zu setzen und mit dem Boot aufs Meer hinauszufahren, jagte ihm furchtbares Grauen ein.
    Ach, Jesse, welche Ängste verfolgen dich immer noch seit zwölf Jahren?
    Sie hütete sich, ihn in seiner aufgebrachten Stimmung danach zu fragen. Als sie die Scheune erreichte, war er bereits damit beschäftigt, Aramis, das zierlichste der vier Pferde, vor den zweirädrigen, offenen Wagen zu spannen. „Wenn die Straße noch nicht frei ist, bringe ich Sie zurück", sagte er barsch, ohne den Blick zu heben.
    „Und wenn sie frei ist?"
    „Können Sie mitkommen."
    Sie blieb im Schatten am Scheunentor stehen, ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Lippen. Ganz langsam verschaffte sie sich Zugang in Jesses Welt, lernte seine Art zu verstehen. Und ganz langsam gewöhnte sie sich daran, hier zu leben. Der Ausflug in die Stadt würde sie ihm wieder ein winziges Stück näher bringen.
     
    Es war falsch, sie mitzunehmen.
    Jesse warf seiner Begleiterin auf dem Kutschbock einen gereizten Seitenblick zu. Wieso gab er ihr immer wieder nach? In zwölf Jahren hatte niemand seinen Panzer durchbrochen. Niemand hatte es geschafft, ihn zu etwas zu zwingen, was ihm gegen den Strich ging. Und plötzlich hatte diese Mary Dare sein Leben in die Hand genommen. Das gefiel ihm nicht.
    Andererseits war es vielleicht ratsam, sie nach Ilwaco zu bringen, damit sie sich selbst davon überzeugen konnte, dass sie, die so viel und so gerne redete, sich in der Umgebung von anderen Leuten wohler fühlen würde als mit ihm, dem schweigsamen, mürrischen Hagestolz.
    Sie hielt das Gesicht der Sonne entgegen, der Wind zauste an den Kringellöckchen, die sich aus ihrem dicken Nackenzopf gelöst hatten. Diese Frau war eine Schönheit, daran gab es keinen Zweifel. Vermutlich hatte sie ihm ein grausames Schicksal als weitere Heimsuchung geschickt, als weitere Bestrafung für seine Sünden.
    Palina und Magnus hatten ihm mit todernster Miene versichert, es würde ein furchtbares Unglück geschehen, wenn er Mary fortschickte. Er aber war ein praktisch denkender Mann und glaubte nicht an Unheilsbotschaften. Und wenn Mary in der Stadt bleiben wollte, wäre er einer lästigen Pflicht enthoben.
    „Es ist wunderschön hier", seufzte sie und ließ den Blick über das flache Marschland bis zu der Ansiedlung bunt bemalter Häuser gleiten, die sich in der Ferne aneinander drängten. „Eine verzauberte Landschaft."
    Die Straße war wieder frei. Die Holzfäller hatten den riesigen Fichtenstamm zersägt und zur Seite geräumt. Die Luft war erfüllt vom harzigen Duft nach frisch geschlagenem Holz.
    „Schöner als Irland?" fragte Jesse.
    „Ach, ich weiß nicht. Irland ist atemberaubend schön mit seinem welligen grünen Hügelland und seinen schroffen Felsküsten. In Ballinskelligs sind die Häuser aus grauem Naturstein, und es gibt keine Wälder." Sie legte die Hand an seinen Ärmel. „Hier gefällt es mir besser."
    Er gab vor, sich an den Zügeln zuschaffen zu machen, um sich ihr zu entziehen. Vorsichtig bewegte er seine verletzte Hand und hoffte, die Blutung sei gestillt. Zum Teufel mit dieser Frau! Ständig fasste sie ihn an, als habe sie ein Recht dazu.
    Dabei gefiel es ihm, von ihr berührt zu werden.
    Augenblicklich verdrängte er den Gedanken. Sie war eine unerwünschte Last in seinem Leben. Je früher er sie loswurde, umso besser.
    „Jesse, sehen Sie nur!"

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